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O du Mörderische

Titel: O du Mörderische
Autoren: dtv
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Coca-Cola, und daß ich
     schon eines Tages einen schwachen Moment haben und das Geheimnis lüften werde. Vielleicht sollte ich es ihr sagen. Ein Stück
     von diesem Kuchen mit einem Tupfer Sprühsahne sollte jeder Junge einmal gegessen haben, und Lisa und Alan haben zwei davon,
     unsere einzigen Enkelkinder. Unser anderer Sohn Fred jr. mit seinen neununddreißig ist nicht verheiratet, aber er lebt mit
     einer Frau namens Celia zusammen, die erstaunlich liebenswert und erstaunlich sonderlich zugleich ist. Sie kann, behauptet
     sie, Menschen mit einem »Fluch« belegen. Mein reizender Ehemann hat schon eine Namensliste aufgesetzt und sie ihr mit der
     Anmerkung zugeschickt: »Aber bitte nicht übertreiben«. Bis jetzt sind sie alle noch wohlauf und schlagen Fred weiterhin beim
     Golf- und Kartenspiel. Er sagt, er wolle Celia ein weiteres Briefchen zukommen lassen mit dem Vermerk: »Bitte doch einen Tick
     mehr«. Irgendwie glaube ich nicht, daß Celia und Freddie planen, Kinder zu bekommen. Und Haley, die fürchterlich gern Kinder
     hätte, hat ihren Mann durch einen betrunkenen Autofahrer verloren.
    Als ich nach Hause kam, ging ich mit dem Bild hin und her und entschied schließlich, daß es großartig an der Wand des Wohnzimmers
     aussehen würde, an der wir es auch von der Küche aus sehen konnten. Ich hängte den Mantel für Haley vorsichtig in den Schrank
     im Gästezimmer und brachte das Haus in Ordnung, bevor ich Woofer zu seinem Spätnachmittagsspaziergang ausführte. Die ersten
     Lichter gingen an, als wir zurückkehrten. Ich fütterte ihn und ging nach drinnen, um das Abendessen vorzubereiten. Wir würden
     früh essen müssen, da ich ja mit Mary Alice zu der Galerieeröffnung gehen wollte.
    Der Anrufbeantworter blinkte. Ich schaltete ihn ein und |22| vernahm die Stimme von Schwesterherz: »Es war sein Bart, Maus!«
    Sein Bart? Bills Weihnachtsmannbart?
    Fred kam herein, während ich mir einen Reim auf ihre Nachricht zu machen versuchte. Mit seinen dreiundsechzig Jahren hat er
     einen kleinen Bauchansatz und vielleicht nicht mehr allzu viele Haare. Aber ich finde ihn immer noch unheimlich gutaussehend.
     Er beugte sich zu mir und gab mir einen Kuß.
    »Hör dir das an«, sagte ich und spulte das Band zurück.
    Die Stimme von Mary Alice ertönte: »Es war sein Bart, Maus!«
    Fred tätschelte mir den Hintern und sagte: »Wo liegt das Problem? Das ist eben Mary Alice.«
    »Aber ich verstehe nicht, wovon sie da redet.«
    »Das tu ich nie.« Fred ging zum Kühlschrank und holte sich ein Bier.
    »Vielleicht geht’s um die Festnahme von Bill«, sagte ich.
    »Bill wurde festgenommen?«
    »Nicht wirklich. Nur so ein bißchen.« Ich erzählte ihm von Mrs.   Santa Claus und ihrem blinkenden Oberteil und von Bills Job im Einkaufszentrum, wo er mehrfach Alarm ausgelöst hatte, von
     dem Mittagessen mit Bonnie Blue, dem Abraham-Bild und Haleys Mantel. Den Preis des Mantels verschwieg ich.
    »Wo ist das Bild?« fragte Fred.
    Er folgte mir ins Wohnzimmer.
    Ich hielt es hoch und sagte: »Ist es nicht wundervoll? Ein Abraham. Und das ist auch noch sein echtes Haar. Er hat es sich
     abgeschnitten und es hier aufgeklebt.«
    Fred besah sich das Bild. »Seine Füße zeigen beide in dieselbe Richtung. Und wie kommt es, daß seine Nase in seinen Haaren
     beginnt?«
    »Er macht primitive Kunst, Fred, er ist einer der besten Folk-Art-Künstler |23| in den Staaten. In einer Galerie in Nashville oder Atlanta würdest du um die tausend Dollar für dieses Bild bezahlen.«
    »Würde ich nicht.« Fred nahm mir das Bild ab. »Wo willst du es aufhängen?«
    »Ich dachte, direkt hier« – ich zeigte ihm, wo   –, »so daß wir es von der Küche aus sehen können.«
    »Das ist kein guter Platz«, widersprach Fred. Er sah sich das Bild näher an. »Da ist ja ein Flaschenöffner als Aufhänger dran,
     und der ist nicht einmal in der Mitte. Ich mach’ heute abend, wenn du weg bist, einen richtigen Aufhänger dran, und dann entscheiden
     wir, wo wir es hinhängen.«
    Ich riß ihm das Bild aus der Hand. »Das wirst du nicht tun! Dieser Flaschenöffner-Aufhänger ist Bestandteil des Kunstwerks,
     das ist ein Teil des Charmes, verdammt. Wag es ja nicht, daran zu rühren!«
    »Himmel, Patricia Anne. Es sieht einfach komisch aus.«
    »Wenn du mein Bild anfaßt, passiert was!« Ich preßte das Gemälde an mich, sorgsam darauf achtend, daß ich nicht das Haar zerdrückte,
     und marschierte in die Küche zurück. Dort lehnte ich meinen Schatz
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