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Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume

Titel: Nybbas Träume - Benkau, J: Nybbas Träume
Autoren: Jennifer Benkau
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befreien können.
    Die aktuelle Ausgrabung in Wales hatte Hinweise darauf versprochen, endlich einen entscheidenden Fund zu machen. Nicholas hoffte, Alexander würde dort etwas finden. Ansonsten sollten die kommenden Monate hart für ihn werden. Höllisch hart.

3
    E
ine Tour am späten Abend zwang Joana in einen Randbezirk von St. Georg, in dem die meisten Menschen sich schon am Tag unwohl fühlten. Außer einigen, größtenteils von Punks besetzten Häusern und einem halbverfallenen Fabrikgebäude, hatte der Straßenblock nichts zu bieten. Die Gegend galt als beliebter Sammelpunkt für diejenigen, die nach den Vergnügungen der Reeperbahn lechzten, aber nicht einen Bruchteil von deren Preisen zahlen konnten.
    Der Fahrgast war ein nervöser Kerl, der heftig schwitzte, säuerlich stank und permanent mit den Lippen zuckte. Er drehte sich nach jedem Scheinwerfer und jedem Fußgänger auf der Straße um. Drogen, vermutete Joana. Vielleicht ein Dealer, der seinem eigenen Stoff nicht abgeneigt war. Er machte sie nervös. Warum hatte sie sich immer noch kein Pfefferspray besorgt?
    Dass der Typ die Fahrt anstandslos zahlte, überraschte sie. Er lächelte sie kurz an und sie glaubte, der Geruch seiner faulenden Zähne würde in die Polster ihres Wagens dringen. Sie war heilfroh, als er endlich ausstieg. Die Uhr zeigte 23:05. Ihre Schicht war schon seit einer Stunde offiziell beendet. Sie loggte sich aus dem Zentralcomputer aus, schaltete das Radio an und gab Gas.
    Nach etwa fünfzig Metern fiel ihr am linken Straßenrand eine Gestalt unter einer flackernden Straßenlaterne auf. Der Mann war in seiner dunklen Hose und dem modernen weißen Kurzarmhemd für diese Gegend viel zu gut gekleidet. Schwarzes Haar reichte ihm über die Ohren und eine Strähne fiel vor sein zu Boden geneigtes Gesicht. Als ihr Passat auf seiner Höhe war, blickte er auf und sah sie an. Der Augenkontakt dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber er reichte aus, um Joana wissen zu lassen, dass dieser Mann im schlimmsten Viertel der Stadt absolut nichts zu suchen hatte. Er wirkte deplatziert, sein Blick schien ihr nahezu verloren. Für einen Moment überlegte sie, anzuhalten und zu fragen, ob er ein Taxi bräuchte, verwarf den Gedanken aber wieder. Er würde schon seine Gründe haben, gerade hier spazieren zu gehen. Und seit wann sah man Menschen ihre Gesinnung schon auf den ersten Blick an?
    Im Rückspiegel verfolgte sie, wie er ihr nachsah, sich dann umdrehte und die Straße zurück schlenderte. Joana schüttelte den Kopf und hätte den Mann vergessen, wenn ihr nicht im nächsten Moment eine zweite Person ins Auge gefallen wäre. Der Anblick brachte sie dazu, alle Fenster hochzulassen, auf die Bremse zu treten und sich umzudrehen. Ein weiterer Mann versteckte sich hinter den Betonpfeilern einer Hofeinfahrt. Die Augen verbarg er trotz der Dunkelheit hinter einer Sonnenbrille. Eng drückte er sich an die Mauer und beachtete Joana in ihrem Taxi nicht, sondern blickte dem anderen Mann nach, ohne dass dieser ihn hätte sehen können.
    Sie war nicht sicher, aber sie glaubte, das Blitzen eines Messers wahrgenommen zu haben. Wurde sie jetzt hysterisch?
    Sie verbarg sich hinter ihrem Sitz und beobachtete, wie der Mann seine Kapuze über den Kopf zog, sich hastig umsah und dann in raschen Schritten hinter dem anderen hereilte, der soeben um eine Ecke bog. Dort führte eine Sackgasse zu einem leer stehenden, mit Brettern verrammelten Supermarkt. Man hatte den Bau längst abreißen wollen. Ansonsten gab es da nichts. Vor allem keine Zeugen.
    Sie griff nach ihrem Handy und hatte die erste Zahl schon gewählt, als ihr klar wurde, wie albern es wäre, jetzt die Polizei anzurufen. Die würden sie nicht ernst nehmen, schließlich war überhaupt nichts passiert. Noch nicht. Sie sollte weiterfahren. Es war dumm, nein, es war abgrundtief dämlich, in Gegenden wie dieser die Nase zu tief in die Angelegenheiten fremder Leute zu stecken. Andererseits war da diese düstere Vorahnung.
    Wenn sie morgen im Radio erfuhr, dass hier etwas passiert war, würde sie sich Vorwürfe machen. Zu recht. Verdammt.
    Sie legte den Rückwärtsgang ein und setzte zurück. Eine rot-weiße Absperrschranke verhinderte, dass Fahrzeuge in die Straße einfuhren, in der die Männer verschwunden waren. Joana konnte ein ganzes Stück weit sehen, aber da war niemand. Die Männer waren … weg.
    „Shit“, flüsterte sie. „Gar nicht gut.“ Ihr Mund wurde trocken. Die Straße war wie ausgestorben. Nur
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