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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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blieben vor einem der Häuser stehen, an dessen Messingschild, hübsch und reich verziert, geschrieben stand: AFARELL. TAUSCH
    UND HANDEL.

    Afarell, der Elfenhehler

    Scapa schlug den schweren Türring gegen das Holz.
    Eine Weile blieb es still dahinter. Dann öffnete sich
die Tür so abrupt, als hätte jemand auf der anderen Seite nur auf Besucher gewartet. Aber es war bekannt, dass Elfen sich lautlos zu bewegen vermochten – oder, besser gesagt: dass das Gehör der Menschen miserabel war.
    Vor Scapa und Arane erschien ein Moorelf und starrte fragend auf sie herab. Der süßliche Rauch seiner Pfeife waberte den beiden entgegen.
    »Wir wollen zu Afarell, dem Händler«, erklärte Scapa.
    Es war wohl der ruhige, leise Ton des Jungen, der den Elf überzeugte, sie einzulassen. »Wollt ihr ihm was ausrichten? Dann sagt es lieber mir.«
    »Wir wollen ihm ein Geschäft vorschlagen.« Scapa sah sich bereits in dem dunklen Haus um. Zu beiden Seiten hin eröffneten sich Korridore, die von geschlossenen Vorhängen unterbrochen wurden. Direkt vor ihnen führte eine wuchtige Wendeltreppe aus Eichenholz in ein höheres Stockwerk.
    »Na dann«, sagte der Moorelf. »Dann wollen wir mal sehen, was ihr so bei euch tragt. Arme und Beine auseinander, los, los!«
    Mit einem geduldigen Lächeln übergab Scapa dem Moorelf seinen Dolch. Der nahm ihn an sich und schob ihn in seinen Gürtel. Trotzdem ließ er es nicht aus, beide nach gefährlichen Gegenständen abzutas-ten. Als er keine fand, trat er zur Seite und deutete die Treppe hoch.
    »Den Gang nach rechts, erstes Zimmer. Wenn ihr wiederkommt, gebe ich euch den Dolch zurück.«
Scapa und Arane stiegen die Stufen hinauf. Dabei lächelten sie sich verstohlen an. Der Moorelf hatte nichts von der Klinge gemerkt, die Arane stets in ihrem Stiefel trug. Nicht dass sie davon Gebrauch zu machen gedachten, aber sicher war sicher – man wusste ja nie, in welchen Häusern sich Torrons Männer aufhalten mochten.
    Die besagte Tür war eine Doppeltür mit Goldgrif-fen, die viel zu gelb waren, um echt zu sein.
    Scapa klopfte an. Dreimal, dann drang eine genervte Stimme durch das Holz: »Wer ist da?«
    »Ein Kunde«, erwiderte Scapa.
    Einen kurzen Moment blieb es still. Dann kam die wesentlich freundlichere Erlaubnis: »Tretet ein, Herr!«
    Scapa drückte den Türgriff hinunter und sie betraten das Zimmer. Stickige Luft schlug ihnen entgegen. Die dunkelgrünen Samtvorhänge waren zugezogen, dafür tauchten unzählige Öllampen den Raum in helles Licht. Sie standen überall: auf dunklen Holzti-schen, zwischen Büchern, auf teuren Teppichen, unter Fensterbrettern und in hohen Regalen. Ihr Licht bestrahlte die unglaubliche Sammlung von Gegenständen, die in diesem Zimmer zusammengedrängt war. Zwischen zahllosen Silberschalen, inmitten von Polsterstühlen und Stoffen und Büchern und Pfeifen saß Afarell, der Hehler, auf einem throngleichen Sessel. Seine Füße ruhten übereinander geschlagen auf dem dazu passenden Hocker.
    Afarell war zwar ein Moorelf, doch er hatte wohl im Verlauf seiner Karriere viele elfische Eigenschaften
abgelegt. Das grünlich-braune Haar war zu einem strengen Zopf zurückfrisiert, sodass man die beiden Rubinohrringe sehen konnte, die in seinen spitzen Ohren saßen wie glänzende Bluttropfen. Er trug einen feinen Mantel, zwar nach Elfenart geschneidert, aber aus Seide, wie nur die Menschen sie herstellten. Seine schwarzen, hochhackigen Stiefel hätten andere Elfen nicht angezogen, weil sie die Freiheit ihrer Füße hoch schätzten. Funkelnde, schwere Goldringe mit Edelstei-nen und Diamanten in allen Regenbogenfarben glänzten an seinen Fingern. Afarell war außerdem, ganz anders als die meisten Elfen, dick: Deutlich wölbte sich sein Bauch unter den Kleidern und auch die schmale, flache Nase versank förmlich zwischen seinen fleischi-gen Backen. Nur seine Haut war so grau wie die aller Moorelfen. Grau wie der Rauch, der ihm unaufhörlich aus seiner Silberpfeife und den Mundwinkeln sickerte.
    Einen Augenblick lang besah Afarell seine beiden Gäste von oben bis unten. Dann legte er den Kopf zurück und ließ sich tiefer in seinen Sessel sinken.
    Die Arme ruhten gebieterisch auf den Lehnen.
    »Guten Tag, Herrschaften«, grüßte er mit eingeübter Freundlichkeit.
    Trotzdem entging Scapa nicht der herablassende Unterton. Er spürte, wie sich Arane reckte und das Gesicht hob. Fühlte sie sich in ihrem Stolz bedroht, setzte sie stets eine königliche Miene auf.
    »Was führt Euch
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