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Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Titel: Nur wenn du mich hältst (German Edition)
Autoren: Susan Wiggs
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sind kein Ersatz für meine Tochter.“
    „Du hättest mit mir darüber reden müssen.“ Kim zuckte schuldbewusst zusammen, als sie sich an die Treffen mit ihrer Mutter erinnerte. Sie hatten sich für Südkalifornien, Manhattan und Florida entschieden. Nie wäre es ihr in den Sinn gekommen, dass ihre Mutter sie gerne hier gehabt hätte. Bei sich zu Hause.
    „Seit dem Tod deines Vaters hat sich mein Leben sehr verändert.“
    Kim sah Dino Carminucci vor ihrem inneren Auge. „Das kann man wohl sagen.“
    „Ich habe einen Gewerbeschein beantragt und direkt nach Labor Day hiermit angefangen.“
    „Hiermit?“
    „Mein Unternehmen. Fairfield House.“
    Kim war ein wenig schwindelig. Sie war sich nicht sicher, ob vom heißen Wasser, vor Erschöpfung oder aus reiner Verwirrung. „Ich habe eine lange Nacht hinter mir, Mom, also verzeih, wenn ich nicht so schnell mitkomme. Willst du mir sagen, dass du das hier in eine Pension verwandelt hast?“
    „Ja, genau.“ Penelope sagte das so leichthin, als spräche sie darüber, mal wieder zur Maniküre zu gehen. „Und damit folge ich sogar einer Familientradition, hast du das gewusst? Mein Urgroßvater Jerome Fairfield hat dieses Haus mit dem Vermögen erbauen lassen, das er in Textilien gemacht hatte. Es war damals das größte Anwesen in der Stadt. Wie viele andere verlor er beim Börsencrash 1929 das meiste und hat sich nie wirklich davon erholt. Er und seine Frau nahmen auch Untermieter bei sich auf. Das war die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass das Haus in die Hände der Gläubiger fiel.“
    Von diesem Teil der Familiengeschichte hatte sie noch nie gehört.
    „Also könnte man sagen“, schloss Penelope, „dass es mir im Blut liegt.“
    Kim war sprachlos. Sie versuchte die Neuigkeiten aufzunehmen, doch ihre Mutter hätte genauso gut behaupten können, jedes Wochenende zum Bungeespringen zu gehen oder Nudistin zu sein.
    Als sie ihre Stimme wiederfand, fragte sie: „Und wann genau wolltest du mir davon erzählen?“
    „Um ehrlich zu sein, ich hatte vor, es so lange wie möglich aufzuschieben. Ich wusste, dass es dir nicht gefallen würde.“
    „Das ist noch untertrieben. Fremde in deinem Haus aufzunehmen, Mom? Für Geld? Bist du verrückt?“
    Ihre Mutter stand auf und legte einen Stapel frischer Handtücher auf den Stuhl. „Du kannst sagen, was du willst, Kimberly, aber ich bin nicht diejenige, die mit High Heels und im Abendkleid einen Transkontinentalflug unternimmt.“
    „Das ist nicht verrückt“, verteidigte sie sich. „Das ist eine Krise. Meine eigene persönliche Krise.“
    Ihre Mutter lächelte. „Dann bist du am genau richtigen Ort gelandet.“
    „Das hier ist also eine Pension für Menschen, die in einer Krise stecken?“
    „Nein, so würde ich es nicht ausdrücken. Eher für solche, die sich in einer Übergangsphase befinden. Sie scheinen automatisch ihren Weg zum Fairfield House zu finden.“
    In ihrer Stimme klang eine gewisse Verwunderung mit. Kimberly musterte das gütige, süße Gesicht ihrer Mutter so, wie sie eine Fremde betrachten würde. Kannte sie diese Frau überhaupt noch? Hatte sie sie jemals gekannt? Penelope Fairfield van Dorn war in Avalon geboren und aufgewachsen. Sie war Mitglied der alteingesessenen Garde der Stadt – der elitären Upperclass; ihre Wurzeln reichten bis zu den Tagen zurück, als die Roosevelts und die Vanderbilts ihre Sommerhäuser in den Bergen hatten. Doch während die meisten Menschen mit zunehmendem Alter spießiger und überheblicher wurden, hatte der Witwenstand auf ihre Mutter den gegenteiligen Effekt. Ihr Vater war nie ein großer Freund dieses kleinen Städtchens in den Catskills gewesen, obwohl es der Heimatort seiner Frau war. Daddy war ein Stadtmensch, er brauchte die Hektik, den Lärm des Kommerzes. Ihre Mom hatte mal gesagt, dass ihr Herz Avalon nie verlassen hatte und dass sie sich im Haus ihrer Kindheit wohlfühle. Selbst als Kind war Kim aufgefallen, dass ihre Mutter hier auf eine ganz andere Art glücklich war als in der großen Stadt. Hier war der einzige Ort, an dem sie wirklich entspannt und ungezwungen zu sein schien.
    Endlich verstand sie, wieso ihrer Mutter dieses Anwesen so wichtig war, und warum sie alles daransetzte, es zu behalten.
    Als Kim nach dem Bad in ihr Zimmer zurückkehrte, lagen neben dem Sweatshirt eine Jeans, ein T-Shirt und ein paar dicke Socken auf dem Bett. Ihre alten – uralten – Klamotten waren ihr zwar nicht zu klein, saßen aber nicht wirklich bequem, doch
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