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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade
Autoren: Jaques Buval
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breitzutreten. Er nannte zwar keine Namen, doch jeder wußte, wer mit dem »sündigen Weib« gemeint war. Von nun an verließ Cecylia nicht mehr das Haus und beide Frauen sonderten sich völlig ab.

Die Geburt des »kleinen Jungen«
    Niemand sieht, wie Cecylia ihren immer umfangreicheren Leib traktiert, immer wieder schlägt sie auf ihn ein, als wolle sie ihn wegprügeln. Eines Tages stürzt sie eine Treppe herunter. Ihre Mutter ist sicher, daß dies kein Unfall ist, kann ihre Tochter aber, wie sie später sagt, ihr geliebtes Mädchen, verstehen. Und Cecylias Haß auf das ungeborene Leben wird immer stärker.
    Unendliche Wut begleitet den fülliger werdenden Leib, der das vorzeitige, unwiderrufliche Ende ihrer Jugend bedeutet. Nur die Mutter gibt ihr noch Trost in dieser schweren Zeit. Aber in ihren Gedanken, in ihrem Herzen, kann dieser jungen Frau niemand helfen. Sie ist mit sich und ihren Sorgen allein. Nichts kann sie gegen das kleine Leben tun, das sie immer deutlicher spürt und das Liebe und Geborgenheit bei ihr suchen wird.
    Schweißgebadet, die Schmerzen der Wehen nicht wahr-nehmend, liegt sie zu Hause in ihrem Bett und will nur eines: endlich das ungewollte Leben in ihrem Körper loswerden.
    Angstvoll verfolgt die Hebamme den Verlauf der bevorstehenden Geburt. Ihr fällt vor allem der riesige Leibesumfang der Schwangeren auf. Während der ganzen Schwangerschaft kann jedoch kein Arzt ein Problem für das angekündigte Ereignis feststellen. Man führt die riesige Leibesfülle der werdenden Mutter auf die rundliche Figur, die sie schon vorher hatte, zurück.
    »Ich kann das nicht mehr verantworten. Sie müssen sofort in ein Krankenhaus, bei der Geburt kann es Probleme geben. Ich hole einen Krankenwagen«, mit diesen Worten läßt die Hebamme die beiden Frauen zurück und eilt zum Nachbarhaus, um zu telefonieren.
    »Probleme? Was für Probleme?« will Cecylias Mutter von der Hebamme wissen, doch die läßt sich bei ihrer Rückkehr auf kein Gespräch ein.
    »Der Krankenwagen kommt gleich«, teilt sie den ratlosen Frauen mit und hilft der Schwangeren dabei, sich anzukleiden.
    Wenige Minuten später liegt Cecylia auf einer Bahre und wird in die nahegelegene Klinik gefahren. Neben ihr auf einem Notsitz begleitet sie die Mutter und hält ihr die Hand. Der Wagen hat kaum angehalten, da springt der Beifahrer heraus, öffnet die hintere Türe und schiebt die fahrbare Trage in den Kreißsaal. Ein Arzt wartet bereits und nimmt die Schwangere in Empfang.
    Nach einer kurzen Untersuchung steht für ihn fest: »Sie können sich freuen: Ihre Zwillinge kommen!«
    »Zwillinge?« fragt die Mutter entsetzt. »Das kann doch nicht wahr sein. Herr Doktor!« Die Mutter wankt.
    »Doch, das können Sie mir schon glauben …«. er legt die Stirn in Falten. »Wußten Sie das gar nicht?«

    Die Frauen geben keine Antwort. Cecylia schreit, und er sagt: »Nur keine Angst, das kriegen wir schon in den Griff.
    Wir hatten schon viele Zwillinge!«
    In sehr kurzen Abständen gebärt Cecylia einen Jungen und ein Mädchen. Als man sie ihr an die Brust legen will, schreit sie ihre Mutter an: »Bring sie weg von mir, ich will sie nicht sehen. Niemals!«
    Eisige Stille herrscht im Kreißsaal. Niemals will Cecylia ihre Kinder an ihr Herz drücken. Nie sollen sie die Wärme ihres Körpers noch einmal verspüren. Endlose Leere umgibt sie bei dem Gedanken an ihr zukünftiges Leben. Die Gefühle in ihr scheinen abgestorben. Die kleinen Lebewesen sind schon jetzt allein auf dieser Welt, in eine Welt geboren, in der es keine Wärme und Geborgenheit für sie geben soll. Ihre Tochter nennt Cecylia Joanna, ihren Sohn Leszek.
    »Ewiger Fluch sei über euch«, ist ihr eiskalter Kommentar, den sie fordernd wie einen Wunsch ausspricht, als der Pfarrer die kleinen Lebewesen in der Kirche tauft, und er erschrickt.

    Dreizehn Jahre sind seither vergangen. Für Leszek Pekalski.
    den Sohn von Cecylia. Jahre eines einzigen Martyriums, einer unbeschreiblichen Qual. Nie ist es ihm in all den Jahren gelungen. Zuneigung von der Mutter, von seiner Oma oder den Mitmenschen zu erhalten. Verzweiflung zeichnet sein Gesicht.
    Die ständige Verachtung, die man ihm entgegenbringt, prägt sein junges Leben.
    Er wird nie vergessen, was man ihm angetan hat, als er vier Jahre alt war. Er spielte mit dem Schürhaken, stocherte in den glühenden Kohlen im Ofen herum. Dabei fielen einige Aschereste auf den Fliesenboden. Als seine Oma dies sah, nahm sie die kleine Kinderhand und preßte
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