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Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade
Autoren: Jaques Buval
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warten, bis ihre Tochter kommt – dann würde sie schon erfahren, was vorgefallen ist.
    Als sie in den Garten ging, um vom Brunnen Wasser zu holen, fielen ihr sofort die letzten Worte Cecylias ein, und sie bemerkte, daß kein Wind ging. Nun war sie doch besorgt.
    Tatsächlich vergingen Tage, endlose Tage, bis Cecylia sich ihrer Mutter anvertraute und berichtete, was nach der Kirche vorgefallen ist. »Er hat dich vergewaltigt«, schloß die Mutter aus dem, was ihre Tochter stockend und unter Tränen erzählte.
    Ganz vorsichtig, als wolle sie verhindern, etwas zu zerbrechen, wo doch ein anderer schon so viel im Herzen ihrer Tochter zerbrochen hatte, streichelte die Mutter über Cecylias Haar. Grauenhafte Bilder stürmten auf die Mutter ein, schrecklich klar in allen entsetzlichen Details. Sie sieht ihre Tochter als geschundene Kreatur in den Händen dieses Teufels.
    Sie sieht Cecylias Tränen, hört ihre Schreie nach der Mutter und nach deren Schutz. Immer wieder derselbe Gedanke: ihrem Kind wurde Gewalt angetan.
    Sie sieht noch immer das kleine schutzbedürftige Mädchen vor sich mit seinen dunklen Locken, fühlt die kleinen Hände, die sich ihr entgegenstrecken, weil sie Halt und Geborgenheit suchen bei der Mutter, dem einzigen Menschen, dem sie vertrauen kann. Sie kann natürlich nicht verstehen, wie sich ihre Tochter einem solchen Mann gegenüber so verhalten konnte. Sich so unbedarft auf die Wünsche eines Mannes einzulassen, der doch wie alle anderen nur das eine will! Sie alle sollten ihr kleines Mädchen in Ruhe lassen. Cecylia, ihr Kind, gehört doch nur ihr und nicht so einem dahergelaufenen Lump von Mann, der sich für ein paar Minuten an ihr vergnügen will.

    Wenn sie nur an sich selbst dachte, welch verhängnisvollen Verlauf ihr Leben nahm, nachdem sie geheiratet hatte: Tag und Nacht mußte sie arbeiten, um wenigstens das Notwendigste für ihr Kind zu haben. Sie haßte Cecylias Vater – er kümmerte sich nie um die Familie, sondern meist nur um den nächsten Schluck Alkohol. Er verstarb früh und nie wieder hatte sie einen Gedanken an ihn verschwendet; zu tief saß die Enttäuschung über den Lebenswandel des Mannes, den sie einst aus Liebe geheiratet hatte.
    Nach seinem Tod verabscheute sie die Männer noch mehr als je zuvor in ihrem Leben. Grenzenlose Wut gegen alles Männliche hatte sich in ihr festgesetzt. Und nun galt es, ihrer Tochter über das ihr zugefügte Leid hinwegzuhelfen, ihr beizustehen in den schwersten Tagen ihres jungen Lebens. Sie hatte immer versucht, Cecylia das Erleben ihrer Jugend zu bewahren und wußte nun, daß die einstige Unbeschwertheit zerstört ist.
    Der Gedanke daran, was ihrer Tochter geschehen ist. ließ sie nicht mehr los. Zwei Monate wußten die Frauen nicht, daß es noch viel schlimmer kommen sollte. Cecylia ging es jeden Tag schlechter; die beiden Frauen führten es darauf zurück, daß sie in den vorherigen Wochen allzu vieles erleiden mußte. Ständig denken die beiden Frauen darüber nach, wie die Zukunft für sie aussehen soll. Wer will schon eine Braut haben, die nicht einmal mehr Jungfrau ist, in so einem kleinem Dorf. Cecylia, in ihrer Not, nahm immer mehr ab, ständig war ihr schlecht.
    Für die Mutter schließlich der Anlaß, mit ihr einen Arzt aufzusuchen. An das Ergebnis der Untersuchung Cecylias hatten sie bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht. Ihr Hausarzt fragte Cecylia, wer denn der stolze Papa sei – sie sei schwanger. »Auch das noch«, seufzte die Mutter. »Was kommt denn noch alles auf uns zu?«
    Verzweifelt suchte sie einen Ausweg. Die Schuld gab sie sich selbst, denn wäre sie, wie an jedem anderen Sonntag, mit zur Kirche gegangen, wäre das sicher nicht passiert.
    Der Gedanke, Jozef anzuzeigen, wurde schnell verworfen – welches vernünftige Mädchen hätte sich mit einem verheirateten Mann, sei es auch nur auf einen Spaziergang, eingelassen, wo doch jeder im Dorfe weiß, daß dieser verheiratete Trottel hinter jedem Rock her ist. Seit ihn ein Blitzschlag vom Traktor geschleudert hat, nehmen ihn die Menschen hier sowieso nicht mehr ernst.
    »Du darfst diesen Kerl nie wiedersehen, nie mehr! Und das Kind wird er auch nicht zu Gesicht bekommen«, schwor die Mutter ihre Tochter ein. »Nie mehr. Eher bringe ich ihn um, diesen Saukerl«, wiederholte sie immer wieder. Der einzige Mensch, dem sich die beiden Frauen anvertrauten, war der Pfarrer. Doch der hatte nichts Eiligeres zu tun, als die ganze Angelegenheit in der nächsten Predigt
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