Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur Fuer Schokolade

Nur Fuer Schokolade

Titel: Nur Fuer Schokolade
Autoren: Jaques Buval
Vom Netzwerk:
sie auf die heiße Ofenplatte. Vor Schmerzen schrie der kleine Junge, doch niemanden interessierte das. Seine Hand wurde nicht verbunden.
    Trotzdem schmiegte er sich angstvoll an die Schürze der Frau, suchte Schutz und Trost – und wurde so heftig weggestoßen, daß er zu Boden fiel. Auf die Hände, die übersät mit Brand-wunden waren. Er konnte nicht verstehen, warum man ihm dies angetan hat. Als seine Mutter abends endlich nach Hause kam, glaubte er, wenigstens bei ihr Trost zu finden. Doch als sie erfuhr, daß Kohle auf den Boden gefallen ist, griff sie nach ihm und preßte seine kleinen Hände noch einmal auf die heiße Ofenplatte. Das Kind schrie, schrie, schrie – und niemand war da, der ihm half.
    Selbst nach vielen Tagen hat das Kind noch große Brandblasen an den Handinnenflächen, die man auch später nicht verband; nicht einmal dann, als die Wunden aufplatzten und das offene Fleisch abermals starke Schmerzen bereitete.
    Das sollte nicht die einzige Grausamkeit bleiben, die ihm von seiner Mutter und seiner Großmutter zugefügt wurde. Bei jeder Gelegenheit, bei der Leszek Anlaß zur Beschwerde gab, wurde er nicht nur gerügt, sondern verprügelt. Der Körper des kleinen Jungen war immer wieder mit Striemen und blauen Flecken übersät.

    Auszug aus dem von Leszek Pekalski selbst niedergeschriebenen Geständnis:
    Deshalb reiste ich in Polen herum, weil ich gern verreiste und mir etwas ansah. Als ich in Kalowice arbeitete, bin ich einmal zu meiner Mutter und zur Oma gefahren, um sie zu Neujahr zu besuchen. Als ich zur Mutter und zur Oma kam, haben sie mich zurück nach Slask (Schlesien) gejagt, weil sie mich loswerden wollten.

    Cecylia, die junge Mutter wider Willen, wußte nicht mehr ein noch aus. Sie wollte das Zwillingspaar nicht mehr sehen und so beschloß sie, die beiden Kinder in ein Heim zu stecken.
    Schließlich wurden die Kinder aber zurückgebracht. Cecylia hatte in der Zwischenzeit zwei weitere Kinder von einem anderen Mann. Darum brachte sie Leszek und Joanna zur Großmutter. Doch die alte Frau war mit den beiden überfordert. Voll Bitterkeit und Entbehrungen begann das Leben der Zwillinge bei der Großmutter.
    Seine Schulzeit verbrachte Leszek, als seltsamer Vogel verschrien, in den verschiedensten Heimen und Sonderschulen.
    Die Grundschule mußte er bereits nach der ersten Klasse wieder verlassen. Umhergestoßen, immer allein, von den Kindern gehänselt, verachtet, verspottet und verhöhnt – das war seine Kindheit. Ein Leben voller Prügel und Schläge.
    Selbst die Mitschüler der unteren Klassen begegneten ihm mit unerbittlicher Härte.
    Die Ferien zu Hause waren ein einziger Alptraum. Leszek konnte einfach nicht den blinden Haß und die Wut verstehen, die ihm entgegengebracht wurden, die endlosen Erniedrigungen, die er erdulden mußte. In all den Jahren schien er den Fluch ertragen zu müssen, den die eigene Mutter gegen ihn ausgesprochen hatte.
    Als 22jähriger Mann erzählt er einmal: »Ich wollte Oma und Mutter besuchen, um ihnen ein gutes neues Jahr zu wünschen.
    Sie haben mich weggejagt, sie wollten mich loswerden.«

Leszeks Schwester: »Es war nicht lustig …«
    Als erwachsene Frau mit 31 Jahren erzählt Leszeks Schwester über ihre Jugend:
    »Es war nicht lustig, unser Leben, wir hatten nichts, was andere Kinder in diesem Alter haben. Keine Eltern wie die anderen. Wir haben uns selbst großgezogen, waren stets auf uns selbst angewiesen. So hat einer den anderen beschützt.
    Unser Leben war sehr eintönig: es lohnt nicht, sich daran zu erinnern.
    Jede Großmutter bemüht sich doch, gut zu ihren Enkelkindern zu sein. Sie tröstet sie, erzählt ihnen Märchen, spielt mit ihnen und hilft bei den Hausaufgaben. Omas versuchen doch, zu ihren Enkelkindern so zu sein, wie zu den eigenen Kindern. Bei uns gab es das nicht. Unsere Großmutter war eine unruhige Frau. Sie hatte vom Leben nicht das bekommen, was sie sich gewünscht hatte. Sie war sehr verbittert, weil ihr Leben nicht so verlief, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ihre Wut darüber hat sie an uns ausgelassen.
    Einfach, weil wir da waren. Wir waren so etwas wie Sandsäcke für Boxer.«
    Leszek, der kleine, verschüchterte Junge, kommt in die Schule. Obwohl er sich sehr viel Mühe gibt, schafft er die zweite Grundschulklasse nicht, und er wird in ein Heim für geistig behinderte Kinder gebracht. Dies wurde von der polnischen Gesundheitsbehörde angeordnet, da ihr bekannt ist, 

    daß weder die Mutter noch die Großmutter den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher