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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir
Autoren: Anne Wall
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kennengelernt, wäre sie nie in so etwas verwickelt worden. So etwas passierte einfach nicht.
    Marina. Sie hatte sich so bemüht, sie zu vergessen, und dann stand sie wie aus dem Nichts aufgetaucht plötzlich vor ihr. Mit einer Pistole. Silkes Knie zitterten erneut, als sie sich daran erinnerte, wie sie in den Lauf dieser Pistole gestarrt hatte, die direkt auf sie gerichtet gewesen war. Man sah das immer in Filmen, aber in Wirklichkeit war es schon etwas anderes.
    Es war eine große Pistole gewesen, und Silke konnte sich vorstellen, dass sie große Löcher machte. Sicher, Marina hatte auf diesen Kerl gezielt, aber Silke hatte direkt vor ihm gestanden. Er hatte sie an sich gepresst. Konnte Marina wirklich so gut schießen?
    Es klopfte an der Tür. »Darf ich reinkommen?«
    Jetzt erst bemerkte Silke, dass Yvonne die Tür anscheinend nicht hinter sich geschlossen hatte. In all der Aufregung hatte sie das wohl vergessen. Ohne sich umzudrehen, sagte sie: »Wenn du unbedingt willst.«
    Die Tür schnappte leise ins Schloss, und kurz darauf erschien Marina neben ihr. »Wie geht es dir?« Sie schaute auf Silke hinunter.
    »Gut, Frau Kommissarin – oder was immer deine Bezeichnung ist«, knurrte Silke widerwillig. »Wie sagt man doch so schön: den Umständen entsprechend.«
    »Tut mir furchtbar leid«, sagte Marina. »Das hätte nicht passieren sollen.«
    »Hätte, hätte liegt im Bette und ist krank«, giftete Silke.
    »Ja, ich weiß.« Marina wirkte äußerst schuldbewusst. »Du bist zu Recht böse.«
    »Ach, tatsächlich?« Silke starrte sie an. »Wie erstaunlich, dass du das bemerkst.«
    »Ich meinte das, was heute passiert ist«, sagte Marina, »nicht –«
    »Nicht, was in Holland war?« Silke verzog verächtlich die Mundwinkel. »Nein, dafür entschuldigst du dich natürlich nicht.«
    »Doch«, sagte Marina. »Ich entschuldige mich. Aber es war zu deinem eigenen Besten.«
    »Bitte was?« Silke starrte sie entgeistert an. »Das ist ja wohl nicht dein Ernst.«
    »Silke . . .« Marina hockte sich neben ihr vor die Couch. »Ich musste dich von mir fernhalten. Diese Leute wollten mich umbringen. Und als sie mitgekriegt haben, dass du irgendwie mit mir in Verbindung stehst –«
    »Irgendwie mit dir in Verbindung. Pft!« Silke ließ die ganzen aufgestauten Emotionen auf einmal heraus. »An der Hüfte zusammengewachsen, meinst du wohl. Das war unsere einzige Verbindung.«
    »Wenn du das so siehst . . .«, sagte Marina und stand auf. »Ich dachte, in Holland –«
    »In Holland hast du mich ungespitzt in den Boden gerammt!« Silkes Stimme wurde immer lauter. »Hast du das vergessen?«
    »Nein, habe ich nicht.« Marina verschränkte ihre Hände, als wüsste sie sonst nicht, was sie damit tun sollte. »Aber ich musste dich abschrecken. Du dachtest, ich könnte einfach zu denen gehen, und die Sache wäre gegessen. Du kennst diese Leute nicht.«
    »Aber du kanntest sie«, erwiderte Silke wütend. »Du kanntest sie und hast mir nichts davon gesagt. Du wusstest Bescheid, ich nicht.«
    »Ja.« Marina wand ihre Hände. »Das war mein Fehler. Ein großer Fehler. Ich wusste nicht, dass – Ich hatte keine Ahnung, dass sie mich beobachten. Trotzdem hätte ich . . . hätte ich das nicht tun sollen.«
    »Was?«, fragte Silke verächtlich. »Mich flachlegen? Ja, klar. Aber du konntest dich natürlich nicht beherrschen.«
    »Nein, konnte ich nicht.« Marina ließ sich auf einem Knie neben Silke nieder. »Glaub mir, wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich es tun. Ich dachte, ich könnte ein normales Leben haben mit dir. Dass das ginge. Aber das ist einfach nicht möglich.«
    »Ein normales Leben? Mit mir?« Silke konnte sich immer noch nicht beruhigen. »Geh doch zu Linda. Sie freut sich bestimmt.«
    »Linda.« Marinas Mundwinkel zuckten. »Ja, vielleicht sollte ich das tun.«
    »Yvonne und ich haben darüber spekuliert, was sie ist«, fuhr Silke böse fort. »Eine Nutte?«
    »Oh, so weit wart ihr schon?« Marina schien erstaunt. »Über Linda zu spekulieren?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, sie ist keine Nutte.«
    »Umso besser«, sagte Silke. »Dann kannst du ja ein normales Leben mit ihr führen. Am besten, du fängst jetzt gleich damit an.«
    »Du wirfst mich raus?«
    »Kann ich das?« Silke betrachtete Marinas Gestalt von oben bis unten. »Du bist viel stärker als ich.«
    »Ich habe dir furchtbar weh getan, nicht wahr?« Marina musterte Silkes Gesicht. »Das tut mir so leid. Ich dachte, es wäre der beste
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