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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir
Autoren: Anne Wall
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nicht konzentrieren können – oder einfach, weil sie kein Frühstück zu Hause bekommen haben, überhaupt zu wenig zu essen. Wo soll man da anfangen?«
    »Das ist bestimmt nicht einfach.« Silke sah Marina auf einmal ganz anders. Eine engagierte Sozialpädagogin, die an den Zuständen verzweifelte, nicht einfach nur eine Frau, die anderen Frauen nachstieg. »Da komme ich ja noch gut weg mit meinen Kunden.«
    »Jeder Beruf hat so seine Tücken«, sagte Marina. »Deshalb ist es für mich wichtig, so wie jetzt einfach nur durch den Wald zu laufen, grüne Bäume, Ruhe, kein Dreck, keine schreienden Säufer, kein Zigarettengestank.« Sie atmete tief durch. »Nur frische Luft.«
    »Ja.« Silke atmete ebenfalls tief durch. »Das habe ich auch vermisst. Im Büro riecht es immer nur nach Druckern, nach Computern, nach Putzmittel, wenn man morgens hereinkommt. Und dann der Smog in der Stadt.«
    »Wir sollten uns vielleicht öfter treffen.« Jetzt lächelte Marina wieder. »Wenn wir dasselbe Bedürfnis nach frischer Luft haben. Das ist doch eine gute Voraussetzung.«
    »Für was?«, fragte Silke.
    »Erst einmal, um gemeinsam seine Zeit zu verbringen«, erklärte Marina. »Und dann kann man weitersehen.«
    »Das kannst du sofort streichen.« Silke warf einen ärgerlichen Blick auf sie. »Zusammen walken, ja. Mehr . . .«
    »Mehr nicht? Dann muss ich meine Pläne wohl ändern.« Das war wieder die alte Marina, die auf Teufel komm raus flirtete. »Ich hatte an ein romantisches Abendessen zu zweit gedacht.«
    Ein romantisches Abendessen zu zweit. Hatte Gaby jemals darüber nachgedacht, sie zu so etwas einzuladen? Selbst wenn sie es hatte, getan hatte sie es jedenfalls nie. »Bei dir?«, fragte Silke schnippisch.
    »In einem Restaurant. Ich bin keine große Köchin.« Marina musterte sie wieder mit diesem Blick, der Silke so verwirrte. »In einem Restaurant kann ich dir nicht viel tun, oder?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Silke. »So könnte ich da nicht hingehen. Ich müsste erst noch duschen, mich umziehen . . .«
    »Das muss ich auch«, sagte Marina. »Danach könnten wir uns treffen.«
    Silke lächelte leicht. Immerhin hatte Marina sie nicht eingeladen, bei ihr zu duschen. Und wenn sie so neben ihr herlief . . . Ihre Ausstrahlung zog Silke weiterhin an. Ihr war heiß geworden, als sie an Sport mit Marina gedacht hatte, jetzt war ihr heiß, weil sie Sport mit Marina betrieb, aber sie wusste genau, dass die Hitze noch woanders herkam.
    Ich will keine Beziehung, ich will keine Probleme, ich will nicht schon wieder nächtelang auf jemand warten, der nicht kommt. Oder wenn, dann nach Zigaretten stinkend und angetrunken und mit dem Geruch einer anderen Frau an sich.
    »Ich will keine Probleme«, wiederholte sie laut. »Davon hatte ich genug.«
    »Keine Probleme«, sagte Marina. »Keine Verpflichtungen. Das ist genau das, was ich suche. Klingt, als ob wir uns da einig wären.«
    Keine Probleme ist nicht dasselbe wie keine Verpflichtung, dachte Silke. Das ist wieder typisch. Ich sage etwas, und sie hört nur das, was sie hören will. Kein großer Unterschied zu Gaby. »Dann müssen wir uns fürs Essen aber noch ein bisschen Appetit holen«, rief sie laut und sprintete los.
    Sie hatten den Rundweg fast beendet, als Marina kurz vor einer Kurve anhielt. »Bekomme ich eine Vorspeise?« Sie lächelte.
    Was ist das nur mit ihren Augen, mit diesem Blick? dachte Silke. Wenn sie mich so ansieht, kann ich einfach nicht mehr denken. »Ein Schluck Wasser?«, fragte sie und hielt Marina ihre Trinkflasche hin.
    Marina machte einen Schritt auf sie zu und stand nun ganz dicht vor ihr. »Ich bin nicht durstig«, sagte sie leise. Ihr Blick durchbohrte Silkes Abwehr mühelos.
    Silke schluckte. »Zu essen . . . habe ich nichts«, brachte sie mühsam hervor.
    Marina beugte sich zu ihr hinunter, sie war ein ganzes Stück größer als Silke, und legte einen Arm um sie. Ohne ein Wort berührte sie Silkes Lippen, streichelte sie mit ihrer Zunge und liebkoste sie so zärtlich, dass Silke aufseufzte. Eine heiße Welle durchfuhr ihren Körper.
    Marina ließ sie los. »Das war genug Vorspeise«, sagte sie feixend. »Ich möchte mir die Lust auf den Hauptgang nicht verderben.«
    Silke holte aus und boxte sie in die Seite.
    »Uff!«, machte Marina und sank in der Mitte etwas zusammen. »Ich wusste nicht, dass du so einen Schlag hast.«
    »Übertreib mal nicht. So hart war es gar nicht«, sagte Silke. »Ich wollte dich nur daran erinnern, dass ich kein
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