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Nullsummenspiel

Nullsummenspiel

Titel: Nullsummenspiel
Autoren: David Mack
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regnen ließen, es verwüsteten und den Kreaturen keine andere Wahl ließen, als neue Länder zu erobern. Ganze Generationen wurden an den Krieg verloren … Und alles begann mit einer Entscheidung, die hier getroffen wurde.‘«
    Tenmei hielt inne und sah Bashir an, als er näher kam. »Sie sind wieder da.«
    »Vorerst.« Bashir rief die Anzeige des Biobetts auf, um sich Vaughns Werte anzusehen. »Er muss nicht mehr beatmet werden«, stellte er erstaunt fest.
    »Seit neun Tagen nicht mehr«, erklärte Tenmei. »Ich habe über das nachgedacht, was Sie gesagt haben … dass es vielleicht kein schlechter Zeitpunkt und kein schlechter Ort ist, um meinen Vater gehen zu lassen. Und schließlich musste ich mir selbst eingestehen, dass es nicht fair ihm gegenüber ist, ihn nur meinetwegen am Leben zu erhalten. Also habe ich das Formular unterzeichnet und Schwester Richter gebeten, die Beatmungsgeräte abzuschalten. Aber wie Sie sehen …« Sie sah Vaughn an und lächelte, doch in ihren Augen standen Tränen. »Noch immer keine höheren Gehirnfunktionen, aber etwas in ihm weigert sich, aufzugeben.«
    Bashir nickte. »Ich muss zugeben, dass Ihr Vater einer der stärksten Menschen ist, die mir je begegnet sind. Und einer der dickköpfigsten.«
    Tenmei kicherte. »Ja, das stimmt. Glauben Sie mir, ich könnte Ihnen ein Lied davon singen.« Sie drückte die Hand ihres Vaters. »Ich habe mit dem letzten Schritt gewartet, bis Sie wieder da sind, bevor ich die künstliche Ernährung einstelle. Ich dachte, dass Sie am Ende vielleicht dabei sein möchten.«
    Als er neben dem Bett seines Freundes und früheren kommandierenden Offiziers stand, musste Bashir an die letzten Wochen denken und insbesondere an die Leben, die er im Namen der Pflichterfüllung genommen hatte, und an den Makel, den dieser vom Staat sanktionierte Mord auf seiner Seele hinterlassen hatte. Der Gedanke, etwas zu unternehmen, um Elias Vaughns Leben zu beenden, kam ihm auf einmal nicht mehr ethisch vor, auch wenn es praktisch und sogar menschlich sein mochte.
    »Lassen Sie uns damit noch ein wenig warten«, erwiderte Bashir. »Ich bezweifle zwar, dass Ihr Vater jemals wieder zu Bewusstsein kommen wird, aber … Etwas in ihm ist offensichtlich noch nicht bereit zu sterben. Und das werde ich weder ihm noch Ihnen nehmen.«
    Tenmei wischte sich eine Träne von der Wange und sah Bashir verwirrt an. »Sind Sie da sicher, Julian?«
    »Nein. Aber wenn ich mich irre, ist das wenigstens ein Fehler, mit dem ich leben kann.«
    Sarina erwachte aus einem Traum, dessen Einzelheiten sie sofort wieder vergessen hatte. Sie nahm einen tiefen Atemzug und lauschte auf die Geräusche in Julians Quartier. Das Ventilationssystem der Raumstation summte in der Decke, und die eckigen Fenster über Julians Bett waren undurchsichtig, damit es im Zimmer immer dunkel blieb, selbst wenn man den Stern B’hava’el von Deep Space 9 aus dank der langsamen Rotation jede Stunde für mehrere Minuten sehen konnte. Julian lag neben ihr und schlief tief und fest.
    Vorsichtig hob sie die Decke hoch und schlüpfte aus dem warmen Bett. Die Luft in Julians Quartier war kühl und so stark gefiltert, dass sie nahezu geruchlos war – was Sarina, die den Großteil der ersten drei Jahrzehnte ihres Lebens in derart antiseptischen Umgebungen verbracht hatte, nicht gerade anziehend fand. Sie zog ihren Kaschmirbademantel an und schlich auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer, weil sie Julian nicht wecken wollte.
    Als sie an der Tür stand, murmelte Julian vom Bett aus: »Wo willst du hin?« Er rieb sich die Augen.
    »Ich will mir einen Tee machen und meine Nachrichten lesen«, antwortete sie leise. »Ich bin gleich wieder da. Schlaf weiter.«
    Julian gähnte, machte ein Geräusch, das entfernt nach »Okay« klang, und drehte sich wieder um.
    Sarina ging zum Replikator, verlangte die Betazoiden-Variante eines heißen Kräutertees und genoss das blumige Aroma, als sie die Tasse in die Hand nahm.
    Als sie sich umdrehte, war sie nicht überrascht, ihre Besucherin mit übereinandergeschlagenen Beinen und leidenschaftslosem Blick auf einem Stuhl sitzen zu sehen. »Hallo, Sarina«, sagte die schwarz gekleidete Vulkanierin mit der Kleopatrafrisur.
    »Hallo, L’Haan.« Sarina stellte ihren Tee auf den niedrigen Tisch, der sie von ihrer Kontaktperson bei Sektion 31 trennte. »Ich habe Sie schon erwartet.«
    L’Haan zog eine Augenbraue hoch. »Natürlich. Ich sagte doch, dass ich wiederkomme.« Sie beugte sich vor. »Sektion 31 ist
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