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Nuerburghoelle

Nuerburghoelle

Titel: Nuerburghoelle
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Schranke abgegrenzt war.
    Böhnke kam es ziemlich leer vor. Er hatte mit mehr Autos und mehr Menschen auf den Straßen und Wegen zum Nürburgring gerechnet.
    Der VIP-Ausweis erwies sich als allgemein bestaunter Schrankenöffner. Bahns Wagen, ein angerosteter, in die Jahre gekommener Corsa, passte nicht in den Fuhrpark der erlauchten Ehrengäste. Aber das kümmerte ihn ebenso wenig wie Böhnke, der beim Aussteigen sofort spürte, dass auf dem Nürburgring die Temperaturen trotz der Sommerzeit noch etwas niedriger waren als in Huppenbroich. Dort war es immer schon etwas kälter als in Aachen oder, wie es seine Liebste zu sagen pflegte: »Ich habe in Huppenbroich immer etwas kühler als wie in Aachen.«
    Hier in der Höhe kletterten die Temperaturen selbst im Hochsommer selten über 25 Grad, und die gab es heute bestimmt nicht, schätzte Böhnke. Übermäßig warm war es nicht. Er beglückwünschte sich für seinen Entschluss, eine warme Jacke mitgenommen zu haben.
    »Kommen Sie!« Bahn drückte aufs Tempo. »Wir müssen zur Boxengasse.«
    Den Weg dorthin kannte Böhnke zu Genüge. Durch den Tunnel in das Hauptgebäude und dann in die Boxen, wobei es ihn wunderte, dass sie wieder durch die Unterführung gehen mussten. Er dachte, sie hätten sich schon im Inneren der Rennstrecke befunden, doch da hatte er sich wohl geirrt. Sein Blick zu den Tribünen ließ ihn mit offenem Mund staunen. Jetzt verstand er, warum es auf den Straßen so leer war. Obwohl noch annähernd vier Stunden bis zum Start vergehen würden, waren die Plätze allesamt belegt. In einer undurchdringlichen Menschenmenge klebte ein Körper eng am nächsten. Nationalfahnen und auch andere Flaggen wurden geschwenkt, Hupen kämpften laut gegen die Lautsprecheransagen an.
    »Hier tobt der Bär«, kommentierte Bahn das stimmungsvolle, fröhliche Treiben auf den Tribünen. »So eine Stimmung wie hier finden Sie auf keinem Fußballplatz und auch nicht beim CHIO in der Soers.« Es seien alle Plätze verkauft worden, was insofern erstaunlich sei, da allgemein alle Veranstalter von Formel-I-Rennen mit Zuschauerrückgängen zu kämpfen hatten. »Aber der Ring ist einfach einmalig. Den Mythos Nürburgring erleben Sie nur hier und sonst nirgends«, redete er voller Begeisterung und nicht gerade verständlich. Wo sonst außer am Nürburgring hätte man denn den Mythos Nürburgring erleben können? Böhnke ließ die Belehrung stecken.
    »Wo wollen Sie hin?« Er musste sich bemühen, um mit Bahn Schritt halten zu können.
    »Zuerst zu unseren Plätzen. Und nach dem Warm-up in die Budenstadt der Rennställe im Fahrerlager. Sie werden sich noch wundern.«
    Böhnke kam in der Tat nicht aus dem Staunen heraus. Der Journalist hatte ihn in die oberste Etage des Gebäudes und in einen von einer adretten Hostess kontrollierten Raum geführt. Eine zimmerhohe Glasfront gab den Blick auf die Boxengasse und die Rennstrecke sowie auf die gegenüberliegende Tribüne frei. Bequeme Ledersessel luden geradezu dazu ein, sich zu setzen und entspannt das Treiben unten am Boden zu beobachten. Böhnke staunte über die ziemlich lang gezogenen und überraschend schmalen Rennwagen, die langsam aus den Boxen heraus über die Gasse auf die Strecke fuhren.
    »Jetzt beginnt das Aufwärmen?« Eine Antwort auf seine Frage erwartete er nicht, zumal Bahn mit einer der attraktiven, rot gekleideten Frauen sprach, die nach Getränkewünschen gefragt hatte.
    22 Rennwagen zählte Böhnke, die allesamt am Ende der Gasse in einer Kurve verschwanden. Es waren nicht einmal zwei Minuten vergangen, da schoss bereits der erste Wagen wieder an ihm vorbei, so schnell, dass Böhnke nicht einmal die Nummer auf dem Gefährt erkannt hatte. In kurzen Abständen raste ein Auto nach dem anderen an ihnen vorbei in einer Geschwindigkeit, die Böhnke nahezu unvorstellbar vorkam. Monitore im Zimmer, in dem sich inzwischen noch ein paar andere Männer eingefunden hatten, zeigten unaufhörlich neue Rundenzeiten an. Langsam gewöhnte sich Böhnke an das Renntempo, doch kaum konnte er dem Geschehen folgen, da fuhren die Boliden auch schon wieder langsam in die Boxengasse und wurden in die Garagen geschoben. Mehr als eine Stunde hatte das Spektakel gedauert, das einen Vorgeschmack auf das eigentliche Rennen gegeben hatte.
    »Na«, Bahn strahlte. »Das ist doch toll. Dieser Affenzahn, mit dem die Jungs durch die Gegend tuckern. Einfach gigantisch.« Er rieb sich vergnügt die Hände. »Und beim Rennen, da wird es noch toller. Wer,
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