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Nudeldicke Deern

Nudeldicke Deern

Titel: Nudeldicke Deern
Autoren: Groener Anke
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ich will, ohne Einschränkungen, ohne Kalorienzählen und mit so viel Schokolade, wie ich will, und ich werde dünner? Nehmt das, Diätspackos, und schreibt es euch hinter die hungrigen, gequälten Ohren. Ich genieße jetzt noch ein Stück Käsekuchen.» Nein, mein erster Gedanke war: «Oh, ich nehme ab – vielleicht sollte ich den Käsekuchen einschränken und stattdessen noch mehr Gemüse essen, dann nehme ich bestimmt noch mehr ab.» Alles, was ich im letzten Jahr gelernt hatte – auf mich hören; essen, wenn ich hungrig bin; essen, auf was ich Lust habe; mich akzeptieren, wie ich bin –, war in diesem Moment vergessen, als ich auf der Waage eine deutlich kleinere Zahl gesehen habe als beim letzten Mal. Die Reaktion war so schnell, dass sie mich kurz atemlos gemacht hat – aber dann war mein Kopf netterweise wieder da, hat sich kurz über sich selbst gewundert und dem Rest des Körpers Entwarnung gegeben: «Alles in Ordnung, Mädels. Wir schränken hier gar nichts ein. Kleiner Rückfall in alte Zeiten, sorry. Wir rebooten das System mal kurz und stellen die Waage wieder ganz weit von uns weg. Danke für die Aufmerksamkeit. Käffchen zum Kuchen?»
     
    Das alte Denken erwischt mich manchmal noch, aber netterweise ist das neue Denken stark genug, um nicht wieder in die doofen Muster zurückzufallen, mit denen ich jahrelang unglücklich war. Trotzdem kommen die alten Gedanken anscheinend ab und zu wieder. Dafür braucht es nicht mal eine Waage – ein Buchvertrag reicht auch. Als mein Verlag an mich herantrat und mich bat, aus den Blogeinträgen über mein Essverhalten ein Buch zu machen, war meine millisekundenkurze Gedankenkette: «Oh toll, ein Buch schreiben. Oh Moment, das bedeutet, ich muss aus meiner kleinen Ecke im Internet rauskommen und an eine etwas größere Öffentlichkeit. Oh Mist, dann muss ich abnehmen.» Hallo, Frau Gröner? Sie schreiben ein Buch über Körperakzeptanz und dass man eben nicht abnehmen sollte, aber denken genau daran? BEKNACKT . Aber ich mache mir deswegen keine Vorwürfe mehr, genauso wenig wie für kurze Rückfälle in die Binge-Eating-Zeiten. Wenn ich einen schlechten Tag habe, gibt es durchaus noch Momente, in denen ich glaube, dass nur ein Becher Ben & Jerry’s alles wiedergutmachen kann. Manchmal gebe ich dem alten Impuls nach und esse ein Pfund Eis, manchmal reichen aber auch ein paar Löffel, bevor mein Kopf wieder aufwacht und mir sagt: «He. Alles ist gut. Ja, der Tag war doof, aber jetzt atme mal tief durch und horch in dich rein, ob du noch Eis willst oder nicht. Wenn ja, dann mach den Becher leer, genieß es ohne Reue und mach dir hinterher keine Vorwürfe. Aber wenn nicht, dann stell ihn einfach wieder ins Tiefkühlfach und ärgere dich nicht darüber, dass die alte Anke kurz zu Besuch war.»
     
    Ich versuche, mir so wenig wie möglich vorzuwerfen, sondern mich so zu akzeptieren, wie ich nun einmal bin. Mit allen Schwächen, aber eben auch mit den vielen Stärken, die ich habe. Denn ich glaube, dass es Dinge gibt, die ich an mir ändern kann, und andere, die ich hinnehmen muss. Oder nein: annehmen kann. Ich kann nicht daran arbeiten, dass andere Menschen mich so positiv sehen, wie ich mich sehe. Aber ich kann daran arbeiten, diese anderen Menschen nicht mehr so wichtig zu nehmen. Ich kann nicht daran arbeiten, dünner zu werden (ich hab’s versucht), aber ich kann daran arbeiten, glücklicher zu werden (das hab ich auch versucht – macht viel mehr Spaß). Ich kann nicht daran arbeiten, ein völlig anderer Mensch zu sein, aber ich kann daran arbeiten, mich mit dem Menschen anzufreunden, der ich nun einmal bin.
     
    Ich bin kurz versucht zu sagen: Wenn ich das kann, kannst du das auch. Aber das ist genau der Spruch, den ich bei jedem Menschen, der abgenommen hat, so gehasst habe. Nein, nur weil du dünner geworden bist, heißt das noch lange nicht, dass ich das auch kann. Oder machen muss. Und überhaupt: Wir sprechen uns in fünf Jahren wieder, wenn du wahrscheinlich wieder alles zugenommen hast.
    Deswegen habe ich nach all den Ratschlägen in diesem Buch noch einen letzten: Hör nicht auf mich. Hör nicht auf die Medien. Hör nicht auf die Deppen, die dir weh tun wollen. Hör nur auf dich, denn du weißt am besten, was dir guttut. Du hörst doch auch auf deinen Körper, wenn er dir sagt, dass er müde ist oder Schmerzen hat. Dann vertrau ihm auch, wenn er dir sagt, was er jetzt gerade essen möchte.
     
    Ach ja, die Medien: Wann immer du Schlagzeilen wie
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