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Nubila 02: Aufstand der Diener

Nubila 02: Aufstand der Diener

Titel: Nubila 02: Aufstand der Diener
Autoren: Hannah Siebern
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eine ganze Weile hinterher.
    „Sieht aus, als hätte sich da jemand verknallt, was?“, ertönte eine Stimme und Kathleen drehte sich erschrocken um. Die Frau, die angeblich bald den Wahnsinn überwunden haben sollte, stand direkt am Gitter des Käfigs und hatte sich locker mit den Ellenbogen abgestützt, sodass ihre Arme aus dem Käfig herausbaumelten und ganz in der Nähe von Kathleens Körper waren. Sie lächelte und ließ dabei ihre spitzen Zähne aufblitzen. Instinktiv ging Kathleen einen Schritt zurück.
    „Du … du kannst sprechen“, sagte sie verwundert.
    „Sprechen. Natürlich kann ich sprechen“, gab die junge Frau spöttisch zurück. „Du doch auch.“
    „Ja, aber warum hast du es dann in den letzten Tagen nicht getan? Warum tun es die anderen nicht?“
    Nervös warf sie einen Blick auf die anderen Neulinge, die wie immer wild im Käfig auf und ab sprangen.
    „Na ja. Die sind momentan noch zu sehr von ihrem Durst gesteuert, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Aber rein theoretisch können sie auch sprechen.“
    Langsam kam Kathleen wieder ein wenig näher. Die Haare der jungen Frau waren vollkommen verfilzt und die Fingernägel waren porös und dreckig. Ihr Blick hatte etwas Irres an sich, aber insgesamt schien sie sich relativ gut im Griff zu haben.
    „Also, Kathleen “, sagte sie provokativ. „Was läuft da zwischen dir und dem Hauptmann?“
    Grimmig biss Kathleen die Zähne zusammen und verschränkte dann die Arme vor den Körper.
    „Ich habe keine Ahnung, was du meinst“, knirschte sie.
    „Ach nein? Also der Hauptmann mag dich auf jeden Fall. Das kann ich spüren, so wahr ich Anabell heiße.“
    „Anabell? Du kannst dich also an deinen Namen erinnern?“
    Die junge Frau zuckte mit den Schultern.
    „Keine Ahnung, wie ich früher hieß, aber Anabell ist ein schöner Name.“
    „Und du kannst spüren, dass der Hauptmann mich mag?“, fragte Kathleen ungläubig.
    „Oh ja. Ich kann auch spüren, dass du immer noch eine enge Bindung zu den Warmblütern hast.“
    Anabell trat einen Schritt nach hinten und drehte sich einmal im Kreis.
    „Ich weiß, dass Gadha eifersüchtig auf dich ist, weil Alexander dir mehr Aufmerksamkeit schenkt als ihr. Und ich weiß, dass Harold sich wünschen würde, Gadha würde ihm diese Aufmerksamkeit schenken.“
    Damit war das Geheimnis um ihre Gabe also schon mal gelöst. Ganz offensichtlich bestand Anabells Gabe darin zu erkennen, wer was fühlte. Ob das eine sonderlich sinnvolle Gabe war, blieb wahrscheinlich erst noch abzuwarten. Aber immerhin war Anabell offenbar bald soweit, aus dem Käfig heraus zu können.
    „Soll ich Alexander sagen, dass sie dich rauslassen können?“
    „Nein“, gab Anabell zurück und lehnte sich lässig gegen die Gitter. „Ich glaube, das ist keine gute Idee.“
    „Warum nicht?“
    Anabell zuckte abermals mit den Schultern.
    „Eigentlich ist es ganz nett hier drin, weißt du? Hier sind wenigstens alle ehrlich und verleugnen ihre Gefühle nicht. Außerdem fürchte ich, wenn man mich jetzt rauslassen würde, könnte ich auf der Stelle fortlaufen, um mir irgendwelche Menschen zum Überfallen zu suchen.“
    Sie seufzte.
    „Die Wilden müssen ein schönes Leben haben“, sagte sie überzeugt. „So frei. So ganz ohne Regeln und Gesetze.“
    „Die Wilden sind Monster“, widersprach Kathleen.
    „Ja. Deswegen ja.“
    Kathleen schüttelte ungläubig den Kopf. Wahrscheinlich war es wirklich besser, wenn Anabell noch eine Weile in dem Käfig blieb. Offenbar war sie vollkommen durch den Wind und Alexander und Harold hatten so schon mehr als genug zu tun, um den ganzen Kindergarten zusammenzuhalten.
    „Wirst du jetzt immer mit mir reden?“, fragte Kathleen schließlich und fühlte sich auf eigenartige Weise an ihre Gespräche mit Laney erinnert.
    „Mal schauen“, sagte Anabell gähnend. „Kommt ganz darauf an, ob mir gefällt, was du fühlst.“
    „Okay. Ich glaube, ich muss dann mal los.“
    „Du solltest aufpassen“, rief Anabell Kathleen hinterher, als diese sich abwenden wollte. „Du bist jetzt nicht mehr unter Herren. Das hier sind die Kaltblüter. Uns trennt nur ein Schluck Blut von den Wilden, also vergiss nie: Uns kann man nicht trauen.“
    „Ich werd’s mir merken“, versprach Kathleen. „Also dann. Wir sehen uns, Anabell.“
    „Oh ja. Ganz bestimmt“, sagte Anabell auf eine Art und Weise, die Kathleen eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

Kapitel 3
    Alexander
    Anabell hörte nicht wieder auf zu
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