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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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gegenüber selbst Matahanas winzig und unbedeutend wirkte.
    »Sie werden nicht mehr darüber reden. Keine weiteren Nachforschungen, bitte. Sollte irgend etwas davon publik werden, würden Leute gewarnt, die ich lieber überraschen würde. Tatsächlich ist es in Ihrem Fall sogar Pech. Unsere Überwachung sollte gerade eingestellt werden. Wir waren der Ansicht, Sie hätten beschlossen, zu einem ruhigen, einfachen Leben zurückzukehren. Wir wollten heute morgen abreisen, als Padraic hier mitbekam, daß Sie die Bibliothek aufsuchten.«
    »Was werden Sie mit mir machen?« fragte Serrin.
    »Machen? Nichts. Dafür besteht keine Notwendigkeit. Sie wissen jetzt Bescheid, und vielleicht ist das in mancherlei Hinsicht ein Trost für Sie. Aber wir werden Sie auch weiterhin aus der Ferne beobachten. Ich habe ein wenig von Ihrem Blut genommen. Sollten Sie irgendwelche Probleme verursachen, können wir immer noch auf rituelle Zauberei zurückgreifen, um Sie auf vielfache und äußerst unangenehme Weise unschädlich zu machen.«
    Daran zweifelte Serrin keinen Augenblick. Spiel, Satz und Sieg.
    »Noch eine letzte Frage«, sagte er zu dem Elf, bevor dieser den Raum verließ. »Luther hatte etwas, das in gewisser Weise funktionierte. Es hätte nicht das bewirkt, was es bewirken sollte, war aber dennoch hochgradig gefährlich. Ist es vernichtet worden?«
    Was ihm vorschwebte, war die Vorstellung, daß Luther vielleicht nur den halben Weg gegangen war. Er hatte keine Ahnung, ob der Elf, dem er gegenüberstand, gerne gesehen hätte, wenn er den ganzen Weg gegangen wäre. Der andere Elf hatte erwähnt, daß ›wir‹ Luther beliefert hatten. Hatten sie gewollt, daß er Erfolg hatte? Hatten sie ihm freiwillig geholfen, weil sie jederzeit wissen wollten, was er tat, ansonsten aber gegen ihn waren? War alles nur eine Finte, ein abgekartetes Spiel gewesen, um Freunde und Feinde aufzuscheuchen, ein Plan, von dem sie gewußt hatten, daß er nie funktionieren würde?
    Der Elf verbeugte sich unmerklich und lächelte. »Darüber werde ich Sie nachdenken lassen«, sagte er. »Aber wie ich schon sagte, beschränken Sie sich darauf. Ansonsten...« Er zog mit dem Finger eine Linie über seine Kehle. »Ganz zu schweigen von dem Mädchen. Vielleicht würden Sie Ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. Aber Sie können und wollen sich nicht vorstellen, was wir ihr antun könnten. Und danach das bei Ihnen abliefern würden, was noch von ihr übrig wäre.«
    Serrin wollte ihn hassen, doch er brachte lediglich ein klägliches, ödes Gefühl des Grolls auf.
    »Und dann ist das noch der Troll. Nialls Geist hat ihn geheilt. Wenn er die Wahrheit erführe, daß er nie etwas vernichtet hat, was der Mühe wert war, daß sein Erlöser« - der Elf grinste ein wenig über dieses Wort - »einem ziemlich unangenehmen Ende entgegensieht, könnte ihm das gründlich die Laune verderben. Das würden Sie doch nicht wollen, oder?
    Aber in einem hat Niall recht gehabt. Diesmal haben Sie wirklich eine Chance mit der Frau. Wenn Sie sie nicht verpassen, könnten Sie vielleicht dazu kommen, alles zu verstehen. Eines Tages.« Der Elf trat vor und ins Licht und berührte Serrins Kopf. Er spürte nichts und sah ihn nur an. Der andere Elf war von einer unheimlichen Schönheit. Sein Gesicht war zugleich androgyn und geschlechtslos, das goldene Haar straff zurückgebunden, violette Augen, die nichts verrieten, langfingrige Hände mit beinahe durchscheinender Haut.
    »Bringt ihn weg.« Der Elf war verschwunden und überließ es seinen beiden Helfern, Sefrin die Augen zu verbinden und ihn die Treppe hinauf und wieder in den Wagen zu bringen.
     
    Er suchte nach dem Zweitschlüssel, den Michael ihm gegeben hatte. Es war fast fünf Uhr morgens, und er fühlte sich ausgebrannt, völlig leer. Er kannte die Wahrheit über Luther, aber die Wahrheit dahinter war hinter einem Schleier aus Geheimhaltung und Täuschung verborgen. Ich habe nichts, dachte er. Alles Schall und Rauch. Und ich kann nicht darüber reden. Zumindest nicht mit Tom.
    Er öffnete leise die Tür, seine Hand tastete nach dem Lichtschalter. Aus einer anderen Tür drang plötzlich Licht in den Flur, als Kristen die Tür öffnete. Sie stand in der Tür ihres Schlafzimmers gegen den Rahmen gelehnt und sah ihn an. Das Seidenhemd reichte ihr bis zur Mitte der Oberschenkel, und sie stand mit nackten Beinen und einem Ausdruck im Gesicht da, der Verzweiflung nah kam.
    Serrin spürte etwas auf seinem eigenen Gesicht, dort, wo der Elf ihn
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