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Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Nordwind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nordwind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Håkan Östlundh
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Arm. »Großmutter hat geredet, bevor sie gestorben ist.«
    Sie sprach so leise, dass er sie kaum verstehen konnte.
    »Was willst du damit sagen? Hat es etwas mit Malin und Axel zu tun? Haben sie …«
    Alma schüttelte hastig den Kopf.
    Er war erleichtert, doch gleichzeitig erfüllte ihn ein neues Unbehagen.
    Alma sagte wieder etwas, aber diesmal konnte er wirklich kein Wort verstehen. Plötzlich fiel ihm Ellen ein. Wie lange war er eigentlich weg gewesen? Er hatte doch nur mit zum Parkplatz gehen wollen.
    »Alma … ich muss wieder zurück.«
    Sie begriff und holte tief Luft.
    »Papa hat dich geschlagen.«
    Sprachlos stand er da. Unter seinen Füßen schwankte der Boden.
    Alma sah ihn prüfend an. Er merkte, dass sie Angst hatte. Als ob er ihr Vorwürfe machen könnte. Oder vielleicht seinerseits zuschlagen würde.
    »Er hat mich geschlagen? Aber ich war doch erst …«
    »Ein kleines Kind. Fast noch ein Säugling.«
    »Ist das wahr?«
    »Das hat sie gesagt. Dass er dich geschlagen hat. Mutter hat nicht gewagt, dich zu behalten.«
    »Ernst?«, stammelte er schließlich. »Du meinst Ernst?«
    Alma nickte, ohne seinem Blick auszuweichen.
    »Großmutter wollte ihn anzeigen, aber Mutter schwieg und bat sie, es nicht zu tun.«
    Henrik musste sich abwenden. Diesmal hatte er sehr gut gehört, was Alma ihm erzählte, aber er konnte es nicht begreifen. Wie passte diese Wahrheit in sein Leben? Brauchte er sie überhaupt? Er wollte nicht, dass Ernst Vogler in seinem Leben eine Rolle spielte.
    »Das war ja unheimlich großzügig von ihr«, sagte er mit einem verbitterten Grinsen, das Alma nicht sehen konnte.
    »Liebe ist nicht immer leicht zu verstehen. Manchmal macht sie uns zu Menschen, die wir gar nicht sein wollen.«
    Was wusste sie denn davon? Er wollte ihr widersprechen, aber als er sich ihr zuwandte und ihr gequältes Gesicht sah, überlegte er es sich anders. Schweigend schauten sie einander an.
    »Es tut mir leid«, sagte Alma schließlich.
    »Hat er euch auch geschlagen?«
    »Nein.«
    Weil sie Mädchen waren? Weil sie seine eigenen Kinder waren? Er sah zum Haus hinüber.
    »Ich muss zurück.«
    »Ich auch.«
    Alma gab ihm die Schachtel mit den Patronen. Er versuchte, ihr Gewicht zu schätzen.
    »Ich hoffe, du brauchst sie nicht«, sagte sie.
    Sie gingen zurück zum Haus. Es war nicht weit, sie waren nur ein kleines Stück in den Wald gegangen.
    Vor Almas Saab blieben sie stehen.
    »Tja«, sagte Alma.
    Wie verabschiedete man sich von jemandem, der einem plötzlich so nahegekommen war, obwohl man ihn überhaupt nicht kannte?
    »Bis bald«, sagte er.
    »Ja.«
    Er machte einen Schritt zurück. Sie hielt ihm ihre linke Hand hin, und er griff danach und drückte sie kurz. Es fühlte sich an wie ein Verstoß, er wusste nur nicht, wogegen.
    Sie trennten sich, aber an der Pforte fiel ihm noch etwas ein.
    »Darf man so ein Gewehr eigentlich einfach zu Hause aufbewahren? Muss man es nicht einschließen?«
    »Du darfst es überhaupt nicht besitzen«, sagte Alma.
    Henrik verzog das Gesicht.
    »Du solltest es an einem Ort verstauen, den deine Tochter nicht erreichen kann.«
    Ellen, dachte er. Auch das hier tat er für sie.

86
     
    Sobald sie die Vernehmung von Sonja Krstic abgeschlossen hatten, nahmen sie die persönliche Habe von Katja Nyberg in Augenschein. Das dauerte nicht lange. Täll hatte bereits einen Großteil der Arbeit für sie erledigt. Auf den Schreibtisch hatte er drei Polaroidfotos gelegt, die er in einer der Kommodenschubladen gefunden hatte. Drei Schwarz-Weiß-Bilder von Katja Nyberg. Sie erinnerten ein wenig an die von Stina Hansson, aber Katja war nicht nackt.
    Fredrik drehte die Fotos um und sah nach, ob auf der Rückseite etwas stand, ein Datum vielleicht, aber die Rückseiten waren weiß. Sie beschlagnahmten die Bilder und die Karte aus dem Hotel St. Petri.
    »Glaubst du, sie ist abgehauen?«, fragte Fredrik, während er die Bilder in einen Umschlag steckte.
    »Nein«, sagte Sara, »sie ist vielleicht für eine Weile irgendwohin gefahren, aber ich glaube nicht, dass sie auf der Flucht ist. Meiner Ansicht nach denkt sie, sie wäre zu schlau für uns.«
    Sara strich mit der Hand über den Computer. Verglichen mit der ärmlichen Einrichtung, sah er richtig teuer aus. Aber er war ja auch ihr Arbeitsgerät.
    »Ich traue mich nicht, ihn einzuschalten. Dann hält mir Eva bestimmt eine Standpauke.«
    »Stimmt, lass es.«
    »Wir nehmen ihn mit.«
    Sara beugte sich hinter den Schreibtisch und zog den Stecker
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