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Nordmord

Titel: Nordmord
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gibt es eine Erklärung für das Verschwinden von Frau Andresen.«
    Herr Thamsen stand auf. Marlene blickte ihn ungläubig an. Das
war alles? So wenig kümmerte man sich um das Verschwinden ihrer Freundin? Es
musste etwas passiert sein. Sie spürte es doch. Warum glaubte man ihr nicht?
Verzweifelt blickte sie zu Tom.
    »Gut, wenn Sie etwas hören, sagen Sie uns doch bitte
Bescheid.«
    Er holte aus seiner Jackentasche eine Visitenkarte hervor.
Der Kommissar nickte.
    »Wenn es Sie beruhigt, ich kann mich ja mal mit den
umliegenden Krankenhäusern und Polizeistationen in Verbindung setzen. Aber
glauben Sie mir, es wird sich sicher alles aufklären.«

5

     
    Haie saß am Küchentisch und blätterte in dem
Buch, das Marlene und Tom ihm zum Geburtstag geschenkt hatten.
    Es war eine Art Bildband über Nordfriesland und er las gerade
interessiert in dem Kapitel über die großen ›Mandränken‹, als das Telefon
klingelte.
    Es war Elke. Sie fragte, ob er Lust habe, sie zu einem
Theaterstück im Andersen-Haus zu begleiten. ›De Plaatdütschen‹ sollten am Abend
dort auftreten und Elke hatte zwei Karten für das Stück.
    »Oh, heute Abend sieht es schlecht aus«, log Haie.
    Seit er und Elke getrennt lebten, unternahmen sie zwar mehr
zusammen als in der Zeit davor, aber er wollte ihr auf gar keinen Fall Hoffnungen
machen. Schließlich waren sie erst letzte Woche zusammen in der Stadthalle bei
einem Konzert gewesen. Wenn er sich zu häufig mit ihr verabredete, würde sie
sicher nur denken, dass sie wieder zusammenkämen. Und das wollte er unter
keinen Umständen. Für ihn war es endgültig aus. Für Elke nicht, und das wusste
er.
    »Das ist aber schade. Nun weiß ich gar nicht, mit wem ich
hingehen soll. Was hast du denn vor?«
    Haie überlegte kurz.
    »Ich bin mit Tom verabredet.«
    Er versicherte Elke noch, das nächste Mal käme er sicherlich
mit, und legte auf. Kaum hatte er sich wieder an den Küchentisch gesetzt,
klingelte das Telefon erneut. Er dachte, es sei noch einmal Elke, die ihn
überreden wollte, doch mit ins Andersen-Haus zu gehen, aber als er den Hörer
abhob, meldete sich Tom.
    »Kannst du uns helfen?«
    »Klar!«
    Als Tom eine halbe Stunde später vor dem kleinen Reetdachhaus
in Maasbüll hielt, stand Haie bereits vor der Haustür.
    »Und, was gibts?«
    Tom wendete den Wagen und fuhr die Dorfstraße entlang.
    Er erzählte von Marlenes verschwundener Freundin und dem
Besuch auf dem Polizeirevier.
    »Merkwürdig ist das ja schon.« Haie kratzte sich an seinem
linken Ohr.
    »Und was habt ihr nun vor?«
    »Marlene ist wieder in Heikes Wohnung gefahren. Sie will dort
warten. Vielleicht kommt Heike ja nach Hause oder meldet sich. In der
Zwischenzeit will sie einige Leute anrufen. Freunde, Bekannte,
Familienangehörige. Eventuell weiß ja einer von denen, wo Heike steckt, oder
sie hat sich gar gemeldet.«
    »Und was machen wir?«
    »Wir suchen Heikes Wagen. Der steht nämlich nicht vor ihrer
Wohnung und demzufolge muss sie weggefahren sein.«
    »Aber wo willst du denn anfangen zu suchen? Und ist das nicht
eigentlich Aufgabe der Polizei?«
    Tom schüttelte seinen Kopf.
    »Die Polizei wird erst aktiv, wenn entweder der Verdacht
einer Straftat besteht oder das Leben von Heike in Gefahr ist und da es dafür
momentan keinerlei Anzeichen gibt, müssen wir das selbst in die Hand nehmen.«
    »Und wie?«
    »Wir fahren erst einmal nach Husum.«
    »Nach Husum?«
    »Da war Heike am Montagabend im ›Einstein‹ verabredet. Das
ist die letzte Spur, die wir von ihr haben.«

     
    Vorsichtig, so, als hätte sie Angst, entdeckt zu
werden, schloss sie die Wohnungstür auf.
    »Heike?«
    Keine Antwort. Sie ging ins Wohnzimmer, sammelte ein paar der
herumliegenden Sachen auf und legte sie aufs Bett. Ratlos blickte sie sich um.
    Sie betrachtete das kleine Bücherregal. Neben einem Stapel
Fachzeitschriften stand eine Gießkanne. Marlene füllte Wasser hinein und
begann, die Blumen zu gießen.
    Über dem Schreibtisch fiel ihr das Foto auf, welches sie mit
Heike in Rom an der Spanischen Treppe zeigte. Es war vor sieben Jahren
aufgenommen worden.
    Sie hatten sich beim Sporttag an der Uni kennengelernt.
Marlene hatte mit der Damenmannschaft der germanistischen Abteilung Fußball
gegen die Medizinstudenten gespielt. Heike hatte sie böse gefault. Mit dem
Ellenbogen hatte sie Marlene außer Gefecht gesetzt und dafür eine rote Karte
kassiert. Auf der Bank am Spielrand, auf welcher Marlene saß,
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