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Nordmord

Titel: Nordmord
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401138‹.
    »Wer das wohl ist? Heike hat mir gar nichts davon erzählt.«
    »Rufen wir ihn doch einfach an!« Tom tippte bereits die
angegebene Telefonnummer in sein Handy.

4
    Professor Voronin blickte kurz auf, als
Schwester Hansen sein Büro betrat.
    »Hat Frau Andresen sich gemeldet?«
    Die Schwester schüttelte bedauernd ihren Kopf.
    »Was denkt die sich nur dabei?«
    Der Professor lehnte sich in seinem Ledersessel zurück.
    Schwester Hansen zuckte mit den Schultern. Sie konnte sich
auch nicht erklären, warum die junge Ärztin seit gestern einfach nicht zum
Dienst erschienen war. Dabei war sie doch in allem, was sie tat, so zuverlässig
und verantwortungsbewusst. Bei den Patienten war sie genauso beliebt wie bei
den Schwestern. Immer gut gelaunt, obwohl der Professor ihr viel Arbeit
aufbürdete. Vielleicht waren dadurch die Sympathien zu erklären, die Heike
Andresen nur so zuflogen. Voronin hingegen war hier nicht gerne gesehen,
jedenfalls nicht beim Personal. Schon möglich, dass er auf seinem Gebiet eine
Koryphäe war, aber die Art, wie er seine Mitarbeiter behandelte, kam nicht
besonders gut an.
    »Es ist nur so, Herr Professor, da Frau Andresen nun nicht da
ist … Lisa Martens soll ja heute ihre erste Hämodialyse bekommen und es müsste
noch jemand mit den Eltern sprechen.«
    »Hat das nicht Zeit?«
    »Leider nicht. Die Retentionswerte haben sich drastisch
verschlechtert.«
    »Dann sprechen Sie mit den
Eltern!«
    »Aber ich …«
    Der Professor machte nur eine entsprechende Handbewegung und
senkte seinen Blick wieder auf die vor ihm liegenden Akten.
    »Nun gehen Sie schon! Gehen Sie! Ich habe für so etwas
wirklich keine Zeit.«

     
    »Thamsen.«
    »Guten Tag. Mein Name ist Tom Meissner. Ich bin ein Bekannter
von Heike Andresen. Mit wem spreche ich?«
    »Kriminalhauptkommissar Dirk Thamsen.
Kriminalpolizei-Außenstelle Niebüll.«
    Tom zog überrascht seine Augenbrauen hoch. Polizei? Was hatte
Heike denn mit der zu tun?
    »Sagen Sie, ich habe hier einen Zettel gefunden, demzufolge
wollte Frau Andresen sich am Dienstag mit Ihnen treffen.«
    »Das stimmt. Aber wer sind Sie denn überhaupt?«
    »Wenn Sie gerade Zeit haben, sollten wir das vielleicht
lieber persönlich besprechen. Meine Freundin und ich könnten in 10 Minuten bei
Ihnen sein.«
    »Okay. Bis gleich.«
    Tom drückte auf die rote Taste seines Handys. Marlene trat
nervös von einem Fuß auf den anderen.
    »Und, wer war das?«
    »Polizei.«
    »Polizei?« Marlene schlug erschrocken ihre Hand vor den Mund.
    Er griff nach ihrem Arm.
    »Komm, Herr Thamsen wartet auf uns.«
    Tom zog sie aus der Wohnung. Da sie ein wenig durcheinander
wirkte, nahm er ihr die Wagenschlüssel ab und fuhr das kurze Stück zur
Polizeistation.
    Herr Thamsen saß in Zimmer Nr. 13. Tom schätzte ihn auf Mitte
40. Er war groß, schlank und blond. Als sie den Raum betraten, stand er auf.
    »Herr Meissner?«
    Tom nickte.
    »Und das ist Marlene Schumann, eine Freundin von Heike
Andresen.«
    Herr Thamsen bat sie, Platz zu nehmen.
    »Ja, wie Sie ja bereits erwähnten, wollte Frau Andresen am
Dienstag zu mir kommen. Sie muss es sich aber anders überlegt haben, denn ich
habe gegen 13 Uhr hier vergeblich auf sie gewartet.«
    »Was hat Heike denn von Ihnen gewollt?« Marlene rutschte
unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
    Der Kommissar zuckte mit den Schultern.
    »Am Telefon hatte sie mir nichts sagen wollen. Es klang aber,
als sei es sehr dringend. Deshalb habe ich mich ja auch gewundert, dass sie
nicht wie verabredet gekommen ist.«
    »Das ist ganz und gar nicht Heikes Art. Es muss etwas
passiert sein. Wir müssen eine Vermisstenanzeige aufgeben!«
    Tom legte seine Hand auf Marlenes Arm, versuchte, sie zu
beruhigen. Herr Thamsen erklärte, dass sie zwar Anzeige erstatten könne, aber
viel ausrichten würde das zunächst einmal nicht.
    »Besteht denn Suizidgefahr oder hat Frau Andresen eine
schwere Krankheit?«
    Marlene schüttelte den Kopf. Nein, Heike war doch ein so
lebenslustiger Mensch. Gut, die Krankheit ihrer Mutter zog sie schon manchmal
ganz schön runter. Aber das konnte man verstehen. Schließlich war sie gerade
einmal Anfang 50 und hatte, wenn es hoch kam, nur noch ein oder zwei Jahre zu
leben. Aber dass Heike sich deswegen etwas antun sollte? Undenkbar. Sie liebte
ihre Mutter über alles. Niemals würde sie sie im Stich lassen.
    »Dann sollten Sie
vielleicht erst einmal alle Familienangehörigen und Freunde anrufen. Vielleicht
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