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Noras großer Traum (German Edition)

Noras großer Traum (German Edition)

Titel: Noras großer Traum (German Edition)
Autoren: Christin Busch
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okay?« Sie hatte genickt, und das OP-Team war bereit gewesen.
    Danach war es zwischen ihnen nie wieder so wie zuvor geworden. Sie gingen vorsichtiger miteinander um, es hatte sich aber eine kühle Distanz eingeschlichen. Nie wieder stritten sie so leidenschaftlich wie früher, doch sie liebten sich auch nie mehr mit der früheren Leidenschaft. Tom hatte gespürt, dass es auch an ihm lag. Er war nicht mehr bereit gewesen, sein Leben wie bisher fortzusetzen. In ihm hatte sich eine Unruhe breit gemacht, die ihn nach Veränderungen suchen ließ. Eines Tages, als er in der Mittagspause eine medizinische Zeitschrift durchblätterte, las er den Aufruf eines Hilfskomitees, das dringend noch Ärzte für einen Einsatz in Äthiopien suchte. Nachdenklich hatte er einen Schluck Kaffee genommen und auf die Anzeige gestarrt. Etwas in seinem Inneren hatte sich sofort angesprochen gefühlt. War das die Chance, nach der er suchte? Konnte er dort vielleicht die eigenen Probleme vergessen? Er hatte gegrübelt, ob Sarah ihm noch einmal folgen würde. Er hoffte es, denn er wünschte sich einen neuen Anfang mit ihr und spürte, dass ihnen dieser hier nicht gelingen würde.
    Dann war alles sehr schnell gegangen. Auf seine Anfrage hin hatte das Hilfskomitee sofort reagiert und ihm Unterlagen zugesandt, die er eingehend studierte. Er musste feststellen, dass Äthiopien zu den ärmsten Ländern der Erde gehörte und durch den lang anhaltenden Bürgerkrieg wirtschaftlich zerrüttet wurde. Hinzu kam die übergroße Dürre, die mehrfach zu Hungerkatastrophen führte. Weiterhin belastet wurde diese ohnehin schon schwierige Situation durch Flüchtlinge aus den ebenfalls vom Krieg bedrohten Nachbarländern Somalia und dem Sudan. Fassungslos hatte er sich über die Not der hungernden Menschen, aber auch über die Handlungsmöglichkeiten der Ärzte dort informiert. Wenn er es recht bedachte, war in seinem Leben vieles glatt verlaufen, und irgendwie hatte er nun das Gefühl, sich jetzt sowohl persönlich als auch sein medizinisches Können für Menschen einsetzen zu müssen, die es im Leben wesentlich schlechter getroffen hatten als er. Auch war er sich sicher, dass man ihn für einen solchen Einsatz ohne bürokratisches Hin und Her aus seinem Vertrag mit dem Royal Flying Doctor Service freigeben würde. Als er Sarah seine Pläne darlegte, war sie bleich geworden. Sie fuhr nicht wütend auf, so wie sie es früher getan hätte. Ruhig sah sie ihn an.
    »Dir ist doch klar, dass dies das Ende unserer Ehe ist, nicht, Tom?«
    Er hatte sich über den Couchtisch gebeugt und nach ihrer Hand gegriffen. »Bitte, Sarah, hör es dir doch erst einmal an. Ich glaube, es könnte für uns beide eine echte Chance sein. Wir würden gemeinsam für Menschen kämpfen, die leiden, denen es schlechter geht als uns.«
    Sie hatte seine Hand weggeschoben und ihn trotzig angesehen. »Weißt du, Tom, ich finde, wir sollten erst einmal für uns kämpfen, für unsere Ehe.« Als er den Kopf schüttelte, hielt sie kurz inne, fuhr dann aber fort: »Ich glaube, das genau ist dein Problem. du wirst immer nach neuen Herausforderungen suchen, vielleicht, weil du nur dann deine eigenen Probleme vergessen kannst oder dich ihnen nicht stellen musst.« Sie sah ihm jetzt direkt in die Augen. »Was käme denn nach Cameron Downs und Äthiopien? Der Himalaja?« Auf ihrem Gesicht zeigte sich ein resignierter Ausdruck, als sie seine Enttäuschung bemerkte. »Nein, Tom. Es tut mir Leid, aber ich kann und will dich nicht begleiten.«
    Er fuhr auf und wurde heftig. »Bitte, Sarah! Gib uns doch noch diese eine Chance. Wir sind verheiratet, da läuft man doch nicht einfach auseinander. Wir haben gerade unser Kind verloren, dieses Erlebnis hätte jedes Paar irgendwie aus der Bahn geworfen. Aber ich weiß, dass dies hier für uns ein Neuanfang werden könnte. Bitte komm mit mir. Lass es uns dort versuchen.« Eindringlich hatte er sie angesehen, doch sie schüttelte den Kopf.
    »Weißt du was, Tom? Wenn es dir wirklich ernst mit einem Neuanfang wäre, hättest du ja vorher mit mir darüber sprechen können. Du hättest mich fragen können, was ich davon halte, anstatt mir jetzt und hier die Pistole auf die Brust zu setzen, denn du hast dich doch schon längst entschieden.« Sie unterbrach sich und warf mit einer energischen Geste ihre langen dunklen Haare zurück, bevor sie fortfuhr: »Ich bin ein eigenständiger Mensch. Auch ich bin gut ausgebildet und qualifiziert – nicht nur das nette Anhängsel von
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