Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts
Autoren: Eine Frage der Liebe
Vom Netzwerk:
deiner
Mutter die Figur gefallen?«
    Verwirrt
runzelte er die Stirn. »Ach, die. Ja, sie hat ihr gefallen.«
    Das
Schweigen, das sich zwischen ihnen ausbreitete, wurde vom Knistern der
Holzscheite und den wahllos angeschlagenen Tönen unangenehm verstärkt. Es gab
zu viel zu sagen, dachte Slade. Und wiederum auch nichts zu sagen. Abermals
verfluchte er sich, dass er überhaupt gekommen war.
    »Du
arbeitest wieder?«, fragte Slade.
    »Ja. Die
Zeitungsberichte haben ganze Karawanen von Kunden angelockt. Aber das wird sich
sicher wieder geben. Hast du den Dienst schon quittiert?«
    »Ja.«
    Und wieder
verfielen sie in Schweigen, das immer dichter wurde. Jessica studierte die
Klaviertasten, als wollte sie eine Symphonie komponieren. »Du bist gekommen, um
die letzten losen Fäden zu verknüpfen, nicht wahr?«, murmelte sie. »Bin ich so
ein loser Faden, Slade?«
    »Ja, so was
Ähnliches«, brummte er.
    Ihr Kopf
schnellte in die Höhe, und für einen Moment fixierte sie ihn mit einem sengenden
Blick. Dann wandte sie sich ab und schlenderte zum Fenster. »Na dann«,
flüsterte sie und malte mit dem Zeigefinger Männchen auf die Scheibe. »Ich
glaube, ich habe allen zuständigen Behörden genauestes Auskunft gegeben.
Ständig sind irgendwelche Männer in schwarzen Anzügen an meinem Krankenbett
vorbeidefiliert.« Sie ließ einen Arm fallen. »Warum bist du nicht gekommen
... oder hast wenigstens angerufen?« Sie starrte auf den Schein der Lampe, der
sich in der Fensterscheibe spiegelte und schaffte es, ihre Stimme gleichmütig
klingen zu lassen. »Hättest du mit mir nicht ein abschließendes Gespräch für
deinen Bericht führen müssen – oder bist du deshalb heute gekommen?«
    »Ich habe
keine Ahnung, warum, zum Teufel, ich gekommen bin«, versetzte er barsch und
knallte sein leeres Glas auf den Tisch. »Ich habe dich nicht besucht, weil ich
dich nicht sehen wollte. Ich habe nicht angerufen, weil ich nicht mit dir
sprechen wollte.«
    »Tja, das
erklärt natürlich alles.«
    Er machte
einen Schritt auf sie zu, hielt inne und schob die Hände in die Taschen. »Wie
geht es deinem Arm?«
    »Alles in
Ordnung.« Abwesend berührte sie die Wunde, die verheilt war, und dachte an die,
die noch nicht verheilt war. »Der Arzt meinte, ich würde nicht einmal eine
Narbe zurückbehalten«
    »Großartig.
Ja, du hast wirklich Glück gehabt.« Er kramte ein Päckchen Zigaretten aus der
Tasche und warf es dann auf einen Tisch.
    »Darüber
bin ich auch sehr froh«, bemerkte Jessica ruhig. »Ich stehe nicht besonders auf
Narben.«
    »Stehst du
zu dem, was du gesagt hast?« Die Frage brach aus ihm heraus, ehe er es noch
verhindern konnte.
    »Wegen der
Narbe?«
    »Nein, ich
rede nicht von der verdammten Narbe«, brauste er auf und fuhr sich frustriert
durch Haar.
    »Ich
versuche stets, zu meinen Worten zu stehen«, erwiderte sie bedächtig. Das Herz
schlug ihr plötzlich bis an die Kehle.
    »Du hast
gesagt, dass du mich liebst.« Jeder Muskel seines Körpers war zum Zerreißen
gespannt. »Und, stehst du noch dazu?«
    Jessica
holt tief Luft und drehte sich zu Slade um. »Ja, dazu stehe ich.«
    »Das ist
nur dein verschrobener Sinn für Dankbarkeit«, wiegelte er ab, marschierte zum
Kamin und wieder zurück.
    In Jessica
begann sich etwas zu lösen. Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte sie, in
das sich ein Grinsen schlich. »Ich glaube, ich kenne den Unterschied«, beschied
sie ihm. »Mitunter bin ich dem Fleischer unheimlich dankbar für ein gutes Stück
Fleisch, aber verliebt habe mich deshalb nicht in ihn ... noch nicht.«
    »Ha, ha,
sehr witzig.« Slade maß sie mit einem zornigen Blick. »Siehst du denn nicht
ein, dass das nur die Umstände waren, die Situation?«
    »Ach ja?«
Jessica kam lächelnd auf ihn zu. Slade wich zurück.
    »Ich will
nichts von dir«, erklärte er hitzig. »Ich möchte, dass du das verstehst.«
    »Ich
glaube, ich verstehe es.« Sie legte eine Hand an sein Gesicht. »Ja, ich glaube,
ich verstehe es sehr gut.«
    Er packte
ihr Handgelenk, brachte es aber nicht fertig, ihre Hand abzuwehren. »Weißt du
überhaupt, was das für ein Gefühl war, dich bewusstlos zu sehen – dein Blut an
meinen Händen zu spüren? Weißt du, wie mir zumute war, dich in diesem
gottverdammten Krankenhausbett liegen zu sehen? Ich habe Leichen gesehen, die
hatten mehr Farbe im Gesicht als du.« Sie spürte, wie seine Finger zu zittern
begannen, ehe er ihr Handgelenk losließ. »Verdammt, Jess«, seufzte er, ehe er
sich abwandte, um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher