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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts
Autoren: Eine Frage der Liebe
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als sie ihn nach Slade gefragt hatte. »Nachdem nun
alles vorbei ist«, versuchte er, »bin ich mir nicht sicher, ob sie nicht doch
noch zusammenklappt – die verspätete Reaktion auf solche Ereignisse, Sie
kennen das ja.«
    Slade
unterdrückte das spontane Bedürfnis, sie zu beschützen und zu verteidigen.
»Sie wird darüber hinwegkommen. In ihrem Haus gibt es genug Leute, die sich um
sie kümmern. «
    Dodson
lachte. »Normalerweise ist es umgekehrt. Die meiste Zeit kümmert sie sich um
ihre Angestellten. Betsy wird natürlich solange um sie herumglucken, bis
Jessica kurz davor ist, einen Schrei loszulassen. Was sie selbstverständlich
dann doch nicht tun wird. Schließlich ist Betsy seit zwanzig Jahren bei ihr.
Und dann ist da noch die Köchin, die beinahe genauso lange im Haus ist. Sie
macht übrigens fantastische Kekse.« Er unterbrach sich. »Ich glaube, es ist
jetzt drei Jahre her«, erinnerte er sich. »Damals hat Jessica sämtliche Arztrechnungen
bezahlt, als die Köchin einen Schlaganfall erlitt. Ich nehme an, Sie haben den
alten Joe kennen gelernt. Den Gärtner.«
    Slade ließ
einen grunzenden Laut hören und drückte seine Zigarette aus. »Er muss an den
Neunzig sein.«
    »Zweiundneunzig,
wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt. Jessica bringt es nicht übers Herz, ihn
in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken und heuert den Sommer über einen
jungen Burschen an, der die schwereren Arbeiten erledigt. Das Hausmädchen, die
kleine Carol, ist die Tochter des ehemaligen Chauffeurs ihres Vaters. Als er
starb, nahm sie das Mädchen ins Haus. Ja, das ist Jessica.« Er seufzte tief.
»Loyal. Ihre Loyalität ist eine ihrer sympathischsten Tugenden, auch wenn sie
sie mitunter zu unverständlichen Handlungen animiert.« Und jetzt, entschied
Dodson, war die Zeit reif, die Bombe platzen zu lassen. »Sie hat für Michael einen
Anwalt engagiert.«
    Diesmal
reagierte Slades blitzschnell. »Sie hat was getan?«, knurrte er
zornentbrannt.
    Während
Dodson die Hände in einer hilflosen Geste in die Luft
reckte, verkniff er sich mühsam das Grinsen. »Sie meinte, das sei sie ihm
schuldig.«
    »Wie kommt
sie denn auf diese Wahnidee?«, wollte Slade wissen. Seine Beherrschung hatte
ihn schlussendlich doch im Stich gelassen. Er sprang auf und stapfte wütend
durch Dodsons Büro.
    »Wenn er
nicht für sie gearbeitet hätte, meinte sie, wäre er nicht in diesen Schlamassel
verwickelt worden«, erklärte Dodson und zuckte die Achseln. »Ihnen brauche ich
ja nicht zu erzählen, wie verquer ihr Verstand bisweilen arbeitet.«
    »Hm, falls
er überhaupt arbeitet. Adams ist doch derjenige, der sie da hineingezogen hat.
Er ist für alles verantwortlich, was ihr zugestoßen ist. Zwei Mal hat man sie
beinahe umgebracht, und nur deshalb, weil der Kerl nicht Manns genug war, sie
davor zu bewahren.«
    »Ja«,
stimmte im Dodson zu. »Er ist der Verantwortliche.« Die Betonung des Pronomens er war leicht, aber nichtsdestoweniger bedeutungsvoll. Slade fuhr
daraufhin prompt herum. Der Ausdruck, der in Dodsons Augen lag, als er Slades
Blick festhielt, war zu verständnisvoll und zu wissend. Einen Moment lang
glaubte er, Slades Vater vor sich zu sehen – impulsiv, gefühlvoll, heißblütig.
Doch Tom, sinnierte Dodson, war nie in der Lage gewesen, gegen solche
übermächtigen Gefühle anzukämpfen und sie zu besiegen. Slade wandte sich wieder
von ihm ab.
    »Wenn sie
ihm einen Anwalt besorgt, ist das ihre Sache«, murmelte er. »Das geht mich
nichts an.«
    »Nein?«
    »Sehen Sie,
Commissioner«, Slade drehte sich in einem plötzlichen Anfall von Zorn um, »ich
habe den Auftrag angenommen und in zu Ende geführt. Ich habe meinen Bericht geschrieben
und den Fall mit meinen Vorgesetzten besprochen. Und ich habe meinen Abschied
eingereicht. Für mich ist die Sache erledigt.«
    Bleibt
abzuwarten, ob du dich davon auch selbst überzeugen kannst, dachte Dodson bei
sich und streckte Slade die Hand entgegen. »Ja, wie ich schon sagte, es tut uns
Leid, Sie zu verlieren.«
    Die Luft
roch nach Schnee,
als Slade aus seinem Auto stieg. Er sah hoch in den Himmel – kein Mond, keine
Sterne. Es wehte ein scharfer Wind, der leise heulend durch die kahlen Bäume
pfiff. Slade ließ den Blick zum Haus wandern. Hinter einigen Fenstern brannte
Licht; im Salon und in Jessicas Schafzimmer. Doch dort erlosch es, noch während
er auf das Fenster starrte.
    Vielleicht
ist sie zu Bett gegangen, dachte er und zog die Schultern hoch, um sich vor der
Kälte zu schützen. Ich
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