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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts
Autoren: Eine Frage der Liebe
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Behördengänge zu absolvieren gewesen. Er unterschrieb den Vertrag mit dem
Verlagshaus und schickte seinem Agenten eine Kopie seines zweiten Romans zu.
    Die Berichte
und Besprechungen über den Schmuggel-Fall ließen Jessicas Bild täglich von
Neuem wieder auferstehen. Slade füllte seine Ermittlungsberichte aus und
beantwortete die anstehenden Fragen mit einer Knappheit, die an Schroffheit
grenzte. Die Würdigungen seines Einsatzes ließ er mit ei sernem Schweigen über
sich ergehen. Er wollte dieses Kapitel endlich hinter sich bringen –
abschließen. Er rief sich immer wieder in Erinnerung, dass er zum ersten Mal
seit dreiunddreißig Jahren selbst über sein Leben bestimmte. Doch sie ließ ihn
nicht in Ruhe.
    Sie war in
der Nacht bei ihm, wenn er sich schlaflos in seinem Bett herumwälzte. Am
Nachmittag, wenn er konzentriert an der Rahmenhandlung für seinen neuen Roman
zu arbeiten versuchte. Sie war immer und ständig gegenwärtig, ob er nun allein
durch die Straßen lief oder mit Freunden zusammen war.
    Er sah sie
am Strand, lachend, das Haar vom Wind zerzaust, wie sie Treibholz auflas und
es für Ulysses in hohem Bogen durch die Luft warf. Er sah sie in der kleinen
Küche im Hinterzimmer ihres Ladens Toastbrot in Scheiben schneiden, während die
Sonne sich in ihrem Haar fing. Obwohl er versuchte, ihre Stimme auszublenden,
hörte er sie seinen Namen murmeln, wie damals, als sie in seinen Armen gelegen
hatte, weich und warm und anschmiegsam. Und dann sah er sie schneeweiß im
Gesicht und bewusstlos – und ihr Blut an seinen Händen.
    Das
Schuldgefühl, das er bei diesen Bildern empfand, war so unerträglich, dass er
sich kopfüber in die Arbeit stürzte und die Personen, die er für seine
Geschichte erfand, dazu benutzte, die Erinnerung an Jessica auszumerzen. Doch
alle diese Personen schienen Jessica irgendwie zu ähneln – in einer Geste, im
Ausdruck, in der Sprache. Wie konnte er jemandem entfliehen, der anscheinend
genau wusste, wohin er rannte, wie schnell und wie weit?
    Jetzt, als
er abermals in Dodsons Vorzimmer saß, redete Slade sich ein, dass dies
definitiv das Ende der Geschichte sei. Er wusste schon die ganze Zeit, dass
Dodson auf ein persönliches Gespräch bestehen würde. Wenn das durchgestanden
war, war die Geschichte wirklich abgeschlossen.
    »Sergeant?«
    Er sah zu
der Sekretärin hoch, diesmal unempfänglich für das einladende Lächeln, das sie
ihm schenkte. Er erhob sich wortlos und folgte ihr in Dodsons Büro.
    »Slade.«
Dodson lehnte sich in seinem Stuhl zurück, als Slade eintrat, und nickte seiner
Sekretärin kurz zu. »Keine Anrufe«, wies er sie an. »Bitte, setzen Sie sich.«
    Schweigend
nahm Slade vor dem Schreibtisch Platz, während der Commissioner genüsslich an
seiner Zigarre zog, bis das Ende aufglühte. Der Rauch, den er ausblies,
schwebte als wirbelnde Wolke zur Decke, die Dodson mit offensichtlicher
Faszination auf ihrem Weg verfolgte.
    »Man darf
Ihnen also gratulieren.« Als Slade seine einführenden Worte nur mit einem
schweigenden Blick quittierte, fuhr Dodson fort. »Zu Ihrem Buch«, sagte er und
spielte abwesend mit seiner Krawattennadel. »Es tut uns Leid, Sie zu
verlieren.« Wortlos wartete Slade, bis der Freundlichkeiten Genüge getan war.
»Ihr letzter Fall« – Dodson beugte sich vor, um die Asche abzustreifen – »ist
gelöst und erfolgreich abgewickelt. Dass wir eine Verurteilung erreichen,
steht außer Zweifel, denke ich. Sie wissen wahrscheinlich, dass Michael Adams
ein volles Geständnis abgelegt hat.«
    Er blickte
Slade fragend an und bekam wieder keine Antwort. »Die Domino-Theorie scheint
im vorliegenden Fall bestens zu funktionieren – ein Name führt zu einem
anderen. Was Chambers betrifft, so haben wir genügend Anklagepunkte, um ihn
aus dem Verkehr zu ziehen: Anstiftung zum Mord, versuchter Mord – vielleicht
sogar vorsätzlicher Mord in diesem Fall in Paris – und nicht zuletzt Diebstahl
und Schmuggel. Nein ...« Dodson betrachtete interessiert die glimmende Spitze
seiner Zigarre. »Ich glaube, um den brauchen wir uns in nächster Zeit keine
Sorgen mehr zu machen.«
    Er wartete
ganze dreißig Sekunden, dann sprach er weiter, als führte er eine ganz normale
Unterhaltung. »Sie werden Ihre Zeugenaussage machen müssen, wenn der Fall vor
Gericht verhandelt wird, aber das sollte Ihre neue Karriere nicht allzu sehr
beeinträchtigen.« Dickköpfiger, junger Spunt, dachte er, angelegentlich
an seiner Zigarre paffend. Dabei beschloss er, die eiserne
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