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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts
Autoren: Eine Frage der Liebe
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Selbstbeherrschung
seines Gegenübers mittels eines Namens auf die Probe zu stellen. »Jessica hat
mir erzählt, dass sie Michael ein paar Tausend Dollar gegeben hat, damit er seine
Flucht finanzieren kann.«
    Er forschte
in Slades Gesicht nach den Anzeichen irgendeiner Reaktion und entdeckte
tatsächlich ein minimales Flackern in seinen Augen – wenn auch nur für den
Bruchteil einer Sekunde. Aber mehr brauchte er nicht, um die Vermutung zu
bestätigen, die er seit der jüngsten Begegnung mit seiner Patentochter hegte.
»Sie glaubt, sich dadurch der Beihilfe zu einem Verbrechen mitschuldig gemacht
zu haben. Seltsam, Michael erwähnte mit keinem Wort, dass sie ihm Geld gegeben
hat, dabei habe ich persönlich mit ihm gesprochen. Es wird gemunkelt, dass Sie
ebenfalls mit ihm gesprochen haben, kurz nach seiner Verhaftung ...« Dodson
ließ den Satz mit dem viel sagenden Heben einer Braue verklingen. Da Slade
nicht nach dem Köder schnappte, fuhr Dodson unverzagt fort. Er hatte in seiner
Laufbahn schon einige harte Nüsse geknackt – sowohl auf der Straße als auch
hinter dem Schreibtisch.
    »Ich
vermute, ein paar wohlgesetzte Worte reichten aus, um Michael zum Schweigen zu
bringen. Und den Verlust von ein paar Tausendern wird Jessica sicher
verschmerzen können. Schwieriger hingegen könnte es werden, sie zum
Schweigen zu gemahnen.« Er lächelte. »Ihr Rechtsempfinden, Sie wissen ja.«
    »Wie geht
es ihr?« Die Worte waren ausgesprochen, ehe Slade es noch verhindern konnte.
Obwohl er einen stummen Fluch ausstieß, zeigte Dodson keine Reaktion.
    »Sie sieht
wieder ganz gut aus.« Er schlug elegant ein Bein über das andere. »Ich sage
Ihnen, Slade, ich bin erschrocken, als ich sie im Krankenhaus besuchte. Jessica
war in ihrem ganzen Leben noch keinen Tag krank, und ... tja, ihr Anblick war
wirklich ein Schock.« Slade steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und
strich mit mehr Kraft als nötig ein Streichholz an. »Aber sie ist rasch wieder
auf die Beine gekommen«, setzte Dodson, sehr zufrieden mit Slades Reaktion,
die einseitige Unterhaltung fort. »Hat den armen Doktor so lange traktiert, bis
er sie endlich entlassen hat, und sich dann sofort wieder kopfüber in die
Arbeit gestürzt.
    Ihr
geliebter Laden. Er grinste Slade kurz an. »Ich nehme nicht an, dass ihre
traurige Berühmtheit sich negativ auf ihre Geschäfte
auswirken wird.« Dodson, dem die Anspannung in Slades Schultern nicht entgangen
war, legte bewusst eine Pause ein, um umständlich seine Zigarre auszudrücken.
»Sie scheint große Stücke von Ihnen zu halten.«
    »Tatsächlich?«
Slade stieß eine dicke Rauchwolke aus. »Mein Auftrag war, für ihre Sicherheit zu
garantieren – und den habe ich denkbar schlecht ausgeführt.«
    »Sie ist in
Sicherheit«, korrigierte Dodson. »Und so dickköpfig wie eh und je. David und
ich haben versucht, sie zu überreden, nach Europa zu fliegen und sich etwas
Zeit zu nehmen, um dort neue Kontakte zu knüpfen. Aber davon wollte sie nichts
wissen.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und erlaubte sich die
Andeutung eines Lächelns. »Meinte doch glatt, sie werde sich nicht vom Fleck
rühren.«
    Stades
Blick, der ziellos im Raum umhergeschweift war, heftete sich augenblicklich auf
Dodsons Gesicht. Die unterschiedlichsten Gefühle glommen in seinen Augen auf
und wurden im nächsten Moment unterdrückt. »Kaum zu glauben«, brachte er mühsam
heraus. »Das hat sie bisher nie getan.«
    »Ja, das
sagte sie mir.« Dodson legte die Fingerspitzen aneinander. »Sie hat mir die
ganze Geschichte erzählt – und dabei etliche Einzelheiten erwähnt, die Sie in
Ihrem Bericht ausgelassen haben. Aber ich nehme an«, fuhr Dodson nachsichtig
fort, als Slade ihn mit einem misstrauischen Blick fixierte, »dass Sie einfach
zu viel um die Ohren hatten.«
    »Ja, da
mögen Sie Recht haben«, gab Stade zurück.
    Dodson
schürzte die Lippen, ob nachdenklich oder zustimmend, konnte Slade nicht
sagen. »Jessica scheint zu glauben, dass sie die ganze Angelegenheit schlecht
gemeistert hat.«
    »Sie hat
sie viel zu gut gemeistert«, widersprach Slade grimmig. »Wenn sie unter der
Anspannung zusammengebrochen wäre, hätte ich sie aus dem Haus wegbringen
können.«
    »Ja, nun
... das ist natürlich eine Frage des Standpunkts.« Dodsons Blick fiel auf das
gerahmte Foto, das seine Frau mit den Kindern zeigte. Auch er vertrat mitunter
andere Standpunkte als die Frau auf dem Foto. Unwillkürlich dachte er an den
Ausdruck in Jessicas Augen,
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