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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts
Autoren: Töchter der See
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dich erst mal in die Badewanne. Das belebt sowohl den Körper als auch den Geist.«
    Das war ein guter Ratschlag, und mit der Absicht, ihn zu befolgen, ging Shannon die Treppe hinauf. Doch oben angekommen, stellte sie den Schwenker auf den Tisch, machte Licht und sah sich zum ersten Mal ihr Gemälde an.
    Es zeigte einen Mann und eine Frau auf einem weißen Pferd. Glitzerndes Kupfer und ein Schwert. Einen wehenden Umhang und vom Wind zerzaustes kastanienbraunes Haar.
    Aber es zeigte noch mehr, viel mehr. Genug, so daß sie sich vorsichtig auf den Rand ihres Bettes setzte, ohne den Blick auch nur eine Sekunde von der Leinwand abzuwenden, die sie, wie sie wußte, selbst bemalt hatte, auch wenn ihr im Nachhinein das Schaffen eines solchen Werks als Unmöglichkeit erschien.
    Sie hatte aus einer Vision Wirklichkeit gemacht. Eine Aufgabe, deren Erfüllung ihr die ganze Zeit vorherbestimmt gewesen war.
    Sie atmete zitternd ein, schloß die Augen und wartete, bis sie sicher war, bis sie ihr Innerstes ebenso deutlich wie die von ihr mit Farbe und Pinsel geschaffenen Menschen vor sich sah.
    Es war alles so einfach, erkannte sie. Nicht im geringsten kompliziert. Es war einzig die Logik, durch die es verkompliziert worden war. Doch jetzt kam ihr alles, sogar wenn sie es logisch betrachtete, einfach vor.
    Sie mußte ein paar Anrufe erledigen, dachte sie, ging nach unten ans Telefon und griff nach dem Hörer, um zu beenden, was mit ihrer Ankunft in Irland begonnen hatte.
    Sie wartete bis zum nächsten Morgen, ehe sie zu Murphy ging. Der Krieger hatte die Frau am Morgen verlassen, und so erschien es ihr richtig, daß sie den Kreis um dieselbe Zeit des Tages schloß.
    Nicht ein einziges Mal kam ihr der Gedanke, daß er nicht dort sein könnte, wo sie ihn suchte, und tatsächlich stand er, die Brosche in der Hand, inmitten des Steinkreises auf dem Gras, über dem schimmernd ein gespenstischem Atem gleicher Nebel lag.
    Als er sie hörte, hob er den Kopf, und sie sah die Überraschung und die Sehnsucht in seinem Blick, ehe er seine Gefühle ungeahnt gekonnt vor ihr verbarg.
    »Ich dachte mir, daß du vielleicht noch einmal herkommst.« Auch wenn er sie einer kühlen Musterung unterzog, verriet seine Stimme, was er tatsächlich empfand. »Die hier wollte ich für dich zurücklassen, aber da du nun einmal hier bist, gebe ich sie dir. Außerdem bitte ich dich, mir zuzuhören, damit ich dir erklären kann, was mir während der letzten beiden Nächte durch den Kopf gegangen ist.«
    Sie nahm die Brosche, und ohne jede Überraschung oder Erregung spürte sie, daß sie in ihrer Hand zu vibrieren schien. »Ich habe dir auch etwas mitgebracht.« Sie hielt ihm die in dickes, braunes Papier gehüllte Leinwand hin, aber er rührte sich nicht vom Fleck. »Du hast mich gefragt, ob ich dir nicht etwas malen kann. Du wolltest etwas, das dich an mich erinnert, also habe ich ein Bild für dich gemacht.«
    »Als Abschiedsgeschenk?« Er nahm die Leinwand und lehnte sie, ohne sie auch nur auszupacken, gegen einen Stein. »Das wird nicht reichen, Shannon.«
    »Du könntest es dir wenigstens einmal ansehen, meinst du nicht?«
    »Dazu ist noch genügend Zeit, nachdem ich dir gesagt habe, was ich dir sagen will.«
    »Du bist wütend, Murphy. Ich möchte ...«
    »Und ob ich wütend bin. Auf uns beide. Weil wir verdammte Narren sind. Und jetzt sei still«, befahl er ihr, »damit ich endlich reden kann. Mit einigem, was du gesagt hast, hattest du wohl recht. Aber daß wir einander lieben und füreinander bestimmt sind ist eine Tatsache, die sich einfach nicht leugnen läßt. Ich habe gründlich über alles nachgedacht, und mir ist klar geworden, daß ich mehr von dir verlangt habe, als ich von dir verlangen darf. Es gibt eine andere Möglichkeit, die ich nicht bedacht habe, weil es einfacher war, sie nicht zu sehen.«
    »Ich habe auch nachgedacht.« Sie streckte die Hände aus, doch er trat eilig einen Schritt zurück.
    »Wartest du vielleicht, verdammt noch mal ab, damit ich zu Ende reden kann? Ich komme einfach mit.«
    »Was?«
    »Ich komme einfach mit nach New York. Wenn du länger hofiert werden willst – oder wie auch immer du es nennst –, dann ist das kein Problem. Aber am Ende wirst du mich heiraten. In diesem Punkt gehe ich keine Kompromisse ein.«
    »Kompromisse?« Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Nennst du das etwa einen Kompromiß?«
    »Du kannst nicht bleiben, also komme ich eben mit.«
    »Aber die Farm ...«
    »Zum Teufel mit der verdammten
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