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Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Nonnenfürzle: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michael Boenke
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Schrei
geöffnet.
    »Mach die
Augen zu.«
    Der Abzughahn
klickte.
     
    Ich stürzte gegen die Tür, machte
einen mächtigen Satz in die Stube hinein, zog im gleichen Augenblick die Waffe von
hinten aus der Hose. Mein rechter Fuß fand keinen Halt auf dem Parkettboden, rutschte
auf etwas Schmierigem aus. In diesem Moment zerriss mit unglaublicher Lautstärke
ein Schuss die Sekundenstille des Raumes. Gleichzeitig verspürte ich einen brennenden
Schmerz im hinteren Teil meiner selbst. Den zweiten Schuss aus meinem leichten Revolver
feuerte ich schon auf dem Boden liegend und nicht mehr ganz Herr meiner Sinne, eher
aus Versehen ab und traf – die Kuckucksuhr. Den dritten Schuss nahm ich lediglich
gedämpft mit meinem Unterbewusstsein wahr.
    Bevor ich
wegdämmerte, hörte ich Schreie und Rufe von unten – rettendes Getrampel auf der
Treppe. Hoffentlich nicht zu spät.

44
Sünderhölle
     
    Mein Gott,
das Herz ich bringe dir
     
    Mein Gott,
das Herz ich bringe dir
    als Gabe
und Geschenk;
    du forderst
solches ja von mir,
    des bin
ich eingedenk.
     
    Gib mir,
mein Sohn, dein Herz, sprichst du,
    das ist
mir lieb und wert,
    du findest
anders keine Ruh
    im Himmel
und auf Erd!
    Johann Kaspar
Schade (1666 – 1698)
     
    Du hast alles richtig gemacht. So
wie es dir befohlen war. Im Buch Genesis wird von Abraham auch verlangt zu töten.
Gott befiehlt sogar zu töten. Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den
du liebst, Isaak, geh in das Land Morija und bring ihn dort auf einem der Berge,
den ich dir nenne, als Brandopfer dar. Was Gott tut, das ist wohlgetan. Abraham
war in zweifacher Hinsicht schwach, er hat den absurden Auftrag angenommen. Wer
tötet schon seinen Sohn? Er war aber noch schwächer, als er dem zweiten Befehl Folge
leistete.
    Du hättest
auch die beiden getötet, der mit dem Jesus-Gesicht wäre Gott ein wohlgefälliges
Opfer gewesen. Auch die Schwester, diese hättest du schon viel früher töten müssen,
ihr stand ihr Gewissen im Weg. Du hättest den ersten, den eigentlichen, den wichtigsten
Befehl ausgeführt, was Gott zuerst fordert, das fordert er zu Recht. Dann hättest
du Gottes Schwäche korrigiert, du hättest sein Stopp nicht akzeptiert. Du hättest
das getan, was der erste und somit der eigentliche Wunsch war. Ungehorsam im Gehorsam,
um so die letzte Gehorsamkeit zu erfüllen, die Gehorsamkeit, die sich selbst übersteigt,
indem sie weiter geht, das Ziel nicht aus den Augen verliert und umkehrt. Es gehört
viel mehr Gottesfurcht dazu, einen Menschen zu töten, als ihn nicht zu töten. Nicht
hören, dass die zum Schlachten ausgestreckte Hand nun plötzlich einen anderen Weg
wählen soll. Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu: Abraham, Abraham!
Er antwortete: Hier bin ich. Jener sprach: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben
aus und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass du Gott fürchtest; du hast
mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten.
    Du hättest
getötet, wäre da nicht dieser stolze, schwarzhaarige Teufel mit den grauen Augen
aufgetaucht. Du hättest alle drei getötet, auch den Teufel. Das steht schon im Brief
des Jakobus: Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine
Gnade. Ordnet euch also Gott unter, leistet dem Teufel Widerstand; dann wird er
vor euch fliehen. Doch der Teufel war schneller. Er ist gekommen mit Schwert und
Feuer. Ich habe es immer schon gewusst, dass der mir gefährlich werden kann. Aber
er hat seine Strafe bekommen, Gott hat doch wieder versucht, gerecht zu sein. Noch
gerechter wäre es gewesen, wenn du ihn nicht verfehlt hättest.
     
    Sie haben dich nun hier eingesperrt,
es ist vermutlich der Fahrstuhl zur Hölle, auf jeden Fall ist es ein Anachronismus,
hier vor dem vergitterten Fenster auf diesem schäbigen Stuhl zu sitzen. Oder sieht
so der Vorhof zum Himmel aus? Vielleicht ist es der Eingang zum Himmel, wer weiß
schon, wie er aussieht?
    Es ist gut,
dass du zwei Paar lange Unterhosen anhast. Du ziehst sie bedächtig aus, schön, dass
sie frisch gewaschen sind. Sie lassen sich mit festen Knoten verknüpfen, ein Bein
des einen Paares mit einem Bein des anderen Paares. Ich will endlich sehen, was
Gott wirklich von mir will. Bin ich gut, bin ich böse? Ruhe, ich will Ruhe!
    Die Zahnstocher
haben sie dir abgenommen. Aber die Tüte mit den Nonnenfürzle gelassen. Hmmm, das
Letzte.
    Die Hosen
geben ineinander verdreht einen festen Strick. Am Fenstergitter bindest du das eine
Ende fest. Das andere um den Hals. Der
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