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Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe
Autoren: Caitlin Kittredge
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überlebt hätte, würde ich doch sehr bezweifeln, dass sie jemals wieder hätte eine Faust machen können. Ein beachtlicher Kampfgeist für eine so zerbrechlich wirkende junge Frau.“
    „Todesursache war die herausgerissene Kehle, nehme ich an?“, fragte ich Kronen. Die klaffende Wunde am Hals war gesäubert worden und lag nun wie ein schwarzer Abgrund vor mir.
    „Nein“, erwiderte Kronen überraschenderweise.
    „Wie meinen Sie das?“
    „Anfangs dachte ich natürlich, dass der Blutverlust und die Verstümmelungen die Ursache seien. Aber als ich Proben für das Rape Kit gesammelt habe, um sie auf Spuren einer Vergewaltigung zu testen, habe ich das hier entdeckt.“ Er schob seine Hand unter den Rücken von Jane Doe und bat mich: „Könnten Sie mal eben mit anfassen?“
    Das war wirklich die letzte Sache auf Erden, die ich in diesem Moment tun wollte. Jane Doe anzufassen war vielleicht nicht ganz so schlimm, wie eine Handvoll Silberdollar mit einem Gebräu aus Eisenhut runterspülen zu müssen, aber es kam dem sehr nahe.
    Als ich Jane Does Hüfte packte, konnte ich ihre Rippen durch die dünne, bleiche Haut spüren. Dann zog ich, und ihr Körper plumpste mit einem dumpfen, feuchten Laut auf den Bauch. Gut, dass mein Magen schon leer war, denn in diesem Moment schoss wieder ein Brechreiz meine Speiseröhre hinauf.
    „Das hier“, sagte Kronen und zeigte auf eine kleine rote Stelle in Jane Does Pofalte, „ist Ihre Todesursache, Detective.“
    Ich beugte mich weiter vor, um die Stelle besser sehen zu können. „Was zum Teufel ist das?“
    Kronen nahm ein Klemmbrett zur Hand und blätterte ein paar Seiten um. „Laut toxikologischer Untersuchung eine hohe Dosis Percodan mit etwas Diazepam.“
    „Jemand hat sie unter Drogen gesetzt?“, fragte ich ungläubig.
    „Die Frage ist nur, ob absichtlich oder aus Versehen“, antwortete Kronen. Er deckte Jane Doe wieder zu. „Percodan kriegt man relativ einfach, aber Diazepam wird streng kontrolliert.“
    „Ist es ein Beruhigungsmittel?“, wollte ich wissen und fühlte mich schon vor der Antwort wie eine Idiotin. McAllister würde ausrasten, wenn ich ihm meinen überarbeiteten Bericht einreichte. Ich konnte ihn schon hören, wie er mich mit seinen Fragen bombardierte und wissen wollte, warum ich schon wieder derart übereilte Schlüsse gezogen hätte.
    „Ja, so könnte man es wahrscheinlich nennen … wenn Sie eine Katze oder ein Rottweiler wären“, sagte Kronen.
    „Wie bitte?“
    „Es handelt sich um ein Beruhigungsmittel für Tiere, Detective.“
    Kronens Antwort sorgte dafür, dass meine Augenbrauen mindestens fünf Zentimeter nach oben schnellten. Eigentlich vertraute ich meinen Instinkten, und dieses Mal hatten sie mir auch verraten, dass es bei Jane Doe nicht um einen durchgedrehten Freier ging – aber auf das, was mir Kronen soeben erzählt hatte, war ich nicht im Geringsten vorbereitet gewesen.
    „Seltsame Methode, wenn man jemanden verstümmeln will“, sagte Kronen.
    „Nein“, begann ich und fühlte, wie meine Hand von einem Zittern ergriffen wurde, das sich schnell in Richtung meines unruhigen Magen ausbreitete. „Er wollte sich Zeit lassen. Er wollte ihr zeigen, was er mit dem Messer anstellt, Bart.“
    „Das kann gut sein. Der Finger wurde ihr vor ihrem Tod abgetrennt“, stimmte er leise zu.
    „Sie musste zusehen.“ Das Blut in meinem Kopf pulsierte heftig, und in meinem Unterbewusstsein heulte die Wölfin vor Wut. „Die Drogen sollten sie gefügig machen, damit er in Ruhe arbeiten konnte und sie dabei nicht schrie. Anscheinend hat er sich aber irgendwie verrechnet, und sie hat angefangen, sich zu wehren. Dann hat er sie getötet. Bei den Göttern im Himmel.“ Ich wollte mir diesen Bastard schnappen. Jetzt! Wollte mit seinem Blut den Boden tränken.
    „Ich glaube fast, dass die Götter im Himmel nichts mit der Sache zu tun haben“, meinte Kronen. „Oder vielleicht doch. Ich habe nämlich noch etwas DNA für Sie gefunden, Detective.“
    So wie sich dieser Tag bis jetzt entwickelt hatte, fiel es mir schwer, Optimismus in meine Frage einfließen zu lassen: „Irgendeine Idee, wem wir sie zu verdanken haben?“
    „Ich habe sie schon zur Analyse geschickt. Dort wird man die Probe durch CODIS jagen, unsere DNA-Datenbank. Mal sehen, ob sie mit einem der erfassten Straftäter übereinstimmt.“
    Das bedeutete Folgendes: Unsere Probe würde nach den zweihundert anderen heute schon im Labor eingegangenen Proben mit der Datenbank abgeglichen,
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