Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Nocturne City 01 - Schattenwoelfe

Titel: Nocturne City 01 - Schattenwoelfe
Autoren: Caitlin Kittredge
Vom Netzwerk:
hier. Sieht fast so aus, als hätten gestern Nacht gleich zehn Wolfsrudel einen Jagdausflug gemacht“, sagte er und lachte schallend. „Ich hab Ihre Jane Doe aber trotzdem dazwischenschieben können. Heute Abend, neun Uhr.“
    Das bedeutete, dass ich meine Schicht drei Stunden früher als geplant beginnen musste. Andererseits würde man mir erst in einem Monat wieder einen Autopsietermin anbieten können, wenn ich den heutigen sausen ließ. Jane Doe hatte schließlich keine Familienangehörigen, die die Leiche einforderten. Keinen, der sie beerdigen wollte oder gar um sie trauerte. Somit stand sie ganz unten auf der Liste.
    „Hört sich gut an, Doc. Dann sehen wir uns am Leichenschauhaus. Punkt neun.“
    „Sie hören sich etwas grantig an, Detective“, sagte er. „Hab ich Sie geweckt?“
    „Schön war s“, brummte ich ins Handy und legte auf.

3
    Die meisten Städte verbargen ihre Leichenschauhäuser. Genau genommen machte es auch durchaus Sinn, sie nicht zu sehr ins Blickfeld der Bevölkerung zu rücken und die Menschen nicht ständig daran zu erinnern, wo sie mal landen, wenn sie das Zeitliche segnen.
    Nocturne City hatte auf derartige Vorsichtsmaßnahmen komplett verzichtet – das städtische Leichenschauhaus lag zentral und war in einem steril wirkenden Gebäude mit einer Außenverkleidung aus Granit untergebracht, das fast so groß war wie das Gerichtsgebäude der Stadt. In den oberen Stockwerken waren das zentrale kriminaltechnische Labor des Nocturne City Police Departments und die Verwaltung der Gerichtsmedizin untergebracht. Dieses Mal war ich allerdings zu einem Ort unterwegs, den die Detectives halb im Scherz die Vorhölle nannten.
    In den Nachtschichten arbeitete die Kriminaltechnik nur mit wenig Personal, sodass ich in der Eingangshalle lediglich einen einsamen und gelangweilt vor sich hin starrenden Uniformierten antraf. Bei ihm angekommen, warf ich Glock, Handy, Dienstmarke und Schlüssel in den Plastikkorb und ging durch den Metalldetektor.
    Das Kellergeschoss des Leichenschauhauses, in dem sich das Lager und die Sektionsräume befanden, schien aufgrund seiner eigenartigen Architektur von der Welt der Lebenden abgeschnitten, sodass man einen gesonderten Aufzug nehmen musste, um hinunterzufahren. Als ich einstieg, krächzte der Fahrstuhl unheilvoll. Ich schwor mir, das nächste Mal lieber die Treppe zu nehmen und so dem Risiko aus dem Weg zu gehen, zu bald in diesem Gebäude zu enden.
    Als ich den Fahrstuhl verließ, haute mich der monströse Gestank fast um. Die für ein Leichenschauhaus typische Mischung aus Formaldehyd, altem Blut und totem Fleisch ist schon unter normalen Umständen äußerst unangenehm, aber wenn man dann noch über den sensiblen Geruchssinn einer Wölfin verfügt, rückt dieses Erlebnis nahe an die Grenze des Erträglichen. Ich würgte kurz, schluckte meinen Ekel aber hinunter und bedeckte dann Nase und Mund, bis ich den Sektionsraum von Kronen erreicht hatte.
    Er war gerade dabei, sich die Hände zu waschen, und rief mir ein lautstarkes „Hallo“ zu, um den Lärm des Wasserhahns zu übertönen. Durch das Glas konnte ich schon den sorgsam mit einem Papiertuch abgedeckten Körper von Jane Doe sehen. Als mein Blick auf die roten Rinnsale fiel, die an den mit Schlitzen versehenen Seiten des Stahltischs entlang zu Boden flössen und sich in ein Abflussgitter ergossen, konnte ich mir schon eine ungefähre Vorstellung davon machen, was hier kurz zuvor passiert war.
    Kronen drehte den Wasserhahn zu und griff sich ein Bündel Papierhandtücher. „Wollen wir loslegen?“
    Ich folgte ihm durch die Schwingtür und griff mir schnell noch eine dieser chirurgischen Gesichtsmasken, die ich mir auf den Mund presste. Der Gestank am Sektionstisch war viel frischer als im restlichen Gebäude. Kronen schaute mich besorgt an, als mir die Tränen in die Augen schössen, und reichte mir eine Tube Wick VapoRub.
    „Hatte ganz vergessen, dass Sie diejenige mit dem sensiblen Riechkolben sind“, sagte er. Ich schmierte etwas von der Salbe unter meine Nase und konnte den Gestank so von der Güteklasse „Brechreiz provozierend“ auf „Absolut widerwärtig“ senken.
    „Also, Detective Wilder, wie ich letzte Nacht schon sagte, haben wir es hier mit einem einfachen Sexualmord zu tun.“
    Er zog die Papierdecke zurück, sodass eine frische Wolke des abscheulichen Gestanks vom Tisch aufstieg. Mein Blick fiel auf den y-förmigen Schnitt auf Jane Does Oberkörper, der mit blauen Flecken übersät
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher