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Noch Einmal Sollst Du Buessen

Noch Einmal Sollst Du Buessen

Titel: Noch Einmal Sollst Du Buessen
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kaum noch. Sie hatte ihren Vater verloren, und Adam redete, als hätte er ebenfalls vor, aus ihrem Leben zu verschwinden. Wie konnte sie da noch Gedanken für etwas anderes haben?
    „Kate Delany“, sagte er.
    „Kate?“ Sie hätte fast gelacht. „Wie kommst du auf die absurde Idee? Niemand ist meinem Vater so ergeben wie Kate.“
    Er sah sie lange und eindringlich an. „Du magst sie, nicht wahr?“
    „Ja! Sie ist für mich … nun, nicht wie eine zweite Mutter, aber wie eine große Schwester. Versuch nicht, mir weiszumachen, dass sie mit dieser Gemeinheit etwas zu tun hat!“
    Marnie war der Hysterie nahe. Zu viel war an diesem einen Tag passiert. Dass Kate, die treue, zuverlässige Kate, den Mann bestohlen haben sollte, den sie liebte … nein, sie konnte es nicht glauben.
    Sie stand abrupt auf. „Ich möchte jetzt gehen, Adam. Nach all den Aufregungen brauche ich etwas Zeit für mich allein.“
    „Nein.“ Mit einem Schritt war er bei ihr und nahm sie in die Arme.
    „Doch, ich …“ Ihre Gedanken verschwammen in einem rosigen Nebel, und sie nahm nur noch ihn wahr.
    „Bleib bei mir.“
    „Ich kann nicht, nicht heute Nacht.
    „Ich spreche nicht von heute Nacht“, flüsterte er und küsste sie sanft, „ich meine für immer.“
    „Ich … ich verstehe nicht.“
    „Natürlich verstehst du, Marnie. Heirate mich.“
    Jetzt verstand sie. Seine Verzweiflung. Seine Schuldgefühle. Er fühlte sich für sie verantwortlich, weil Victor sie enterbt hatte. Es war eine edle Geste, aber Liebe war es nicht.
    „Ich möchte, dass du meine Frau wirst, Marnie“, sagte er so liebevoll und zärtlich, dass sie ihm fast geglaubt hätte.
    „Ich …“ Marnie war erleichtert, als das Telefon klingelte und Adam an den Apparat ging. Sie entnahm seinen knappen Antworten, dass Kent gefasst war. Bald würde Victor es erfahren, und wenn Kate tatsächlich auch ihre Hände im Spiel hatte, dann wäre er völlig am Boden zerstört. Betrogen und verraten von den drei Menschen, denen er am meisten vertraute.
    Marnie vergrub die Hände in den Taschen und trat auf die Terrasse. Über sich den Sternenhimmel, starrte sie auf das dunkle Wasser des Sees. Nie in ihrem Leben hatte sie sich einsamer gefühlt als in diesem Moment.
    Sie hörte, wie hinter ihr die Glastür aufgeschoben wurde. „Es ist vorbei.“ Adam stand dicht neben ihr, aber er berührte sie nicht.
    Ja, dachte sie traurig, es ist vorbei. Auch ihn würde sie verlieren, denn so sehr sie ihn liebte – eine Heirat aus Pflichtgefühl, nein.
    „Kent hat alles gestanden, und Kate ist verhaftet.“
    „Es fällt mir nicht leicht zuzugeben, dass ich mich geirrt habe.“ Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, stand Victor am Fenster in seinem Büro. „Nun, ich habe mich geirrt, und eine Entschuldigung erscheint mir angebracht. Marnie, Adam, es tut mir leid.“
    Victor hatte sie beide ins Büro bestellt. Adam sagte nichts, stand nur da und sah ihn lange und durchdringend an. Auch Marnie schwieg und hob in Abwehrpose das Kinn, aber in ihrem Herzen hatte sie Victor bereits vergeben. Er war ihr Vater.
    „Ich habe Ihnen Unrecht getan, Adam. Hab auf die falschen Leute gehört und … na ja …“ Victor brach ab und holte tief Luft. „Ich habe Ihren Ruf ruiniert und werde meine Anschuldigungen in einer öffentlichen Erklärung zurücknehmen. Und, wenn Sie möchten, können Sie in die Firma zurückkommen. Als Vizepräsident mit Gewinnbeteiligung.“
    „Niemals.“
    Victor presste den Mund zusammen und nickte steif. „Dann nennen Sie Ihren Preis.“
    „Mein Preis wäre zu hoch, Victor“, erklärte Adam ruhig. „Ich würde alles verlangen, einschließlich Ihrer Tochter.“
    Nein, bitte nicht, dachte Marnie, nicht jetzt. „Adam, ich glaube, wir sollten …“
    „Ich traue einfach niemandem, der sein einziges Kind aus seinem Leben verbannt.“
    Es zuckte in Victors Gesicht, und Marnie ahnte, wie schwer dieser Moment für ihn war. Der schmerzliche Blick, mit dem er sie ansah, versetzte ihr einen Stich. „Er hat recht. Ich war ungerecht und habe dir sehr wehgetan, Marnie. Und ich würde es verstehen, wenn du mir nicht verzeihen könntest.“ Er griff nach seiner Pfeife und stopfte sie umständlich.
    Marnie sah, dass seine Hände leicht zitterten. „Dad …“ Sie schluckte, um den Kloß in ihrem Hals loszuwerden. „Ich … ich hab dich lieb, Dad“, flüsterte sie.
    Victors Miene erhellte sich. „Ich dich auch, Schatz. Mir tut das alles so leid.“
    Durch den Tränenschleier
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