Noch einmal - mit viel Liebe
hätte sie alles dafür gegeben, mit Nick verheiratet zu sein. Und jetzt hatte er daraus eine geschäftliche Vereinbarung gemacht, kühl, sachlich und berechnend. Sein Vorschlag verletzte sie mehr, als er es hätte tun sollen.
„Ich möchte expandieren und weitere Hotels in wichtigen Städten auf der ganzen Welt bauen. Aber die ausländischen Investoren nehmen mich aufgrund meines Alters nicht ernst. Sie halten mich für einen jungen Playboy, der sich zum Spaß und ein wenig dilettantisch in der Hotelbranche versucht.“ Nick räusperte sich kurz.
„Als verheirateter Mann würde ich auf potenzielle Investoren viel seriöser wirken und könnte mir größere Geschäftsbereiche erschließen.“
Bewundernd blickte Brittany den kühlen, erfolgreichen Geschäftsmann an, der Nick geworden war. Gleichzeitig vermisste sie den jungen Rebellen von damals, der sich nicht darum geschert hatte, was andere von ihm dachten.
„Aber warum willst du gerade mich heiraten?“, fragte sie. „Dir liegen die heiratswilligen Frauen doch sicher in Scharen zu Füßen. Was ist an mir so besonders?“
„Soll ich diese Frage wirklich beantworten?“
Nicks Blick ließ Brittany den Atem stocken, und sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück. „Ja.“
Zu ihrer Erleichterung zuckte er die Schultern, und der leidenschaftliche Ausdruck wich aus seinen Augen. „Du bist eine ehrgeizige Geschäftsfrau, sonst wärst du für deine Verkaufspräsentation nicht bis ans andere Ende der Welt gereist. Genau das brauche ich: jemanden mit klaren Visionen und Zielen.“ Er sah sie durchdringend an. „Jemanden, der das Ganze nicht mit Gefühlen verwechselt. Genau das würde nämlich passieren, wenn ich eine Frau von hier heirate. Von dieser Ehe würden wir beide profitieren. Also, was hältst du davon?“
Ich halte dich für verrückt, dachte Brittany. Aber vor allem ärgerte sie sich über sich selbst, weil sie sich wünschte, sein Vorschlag hätte auch ganz entfernt damit zu tun, dass sie ihm noch immer etwas bedeutete. Sie nickte, so würdevoll sie konnte. „Ich denke darüber nach und melde mich bei dir.“
„Tu das“, sagte Nick mit einem viel zu selbstbewussten Lächeln.
In Brittanys Kopf drehte sich alles, als sie mit hocherhobenem Kopf aus dem Zimmer ging und Nick hinter sich leise lachen hörte.
4. KAPITEL
„So so, die verlorene Tochter kehrt heim.“
Seit Brittany beschlossen hatte, nach Hause zu reisen, hatte sie sich innerlich auf dieses Aufeinandertreffen vorbereitet. Doch als sie ihrem Vater nun zum ersten Mal seit zehn Jahren gegenüberstand, zitterten ihr die Hände. Sie blieb in der Tür seines Apartments stehen, das Teil einer luxuriösen Wohnanlage für ältere Menschen war.
Darby Lloyd war zweiundsiebzig, hätte sein Alter jedoch niemals zugegeben. Er hatte sich das Gesicht liften und lichtes Haar auffüllen lassen. Dazu trug er Designeroutfits, die einem halb so alten Mann besser gestanden hätten. Doch auch mit all seinem Geld konnte er sich keine Gesundheit kaufen.
Fünf Jahre zuvor hatte er versucht, Brittany ein schlechtes Gewissen zu machen, damit sie zurückkehrte und sich um ihn kümmerte. Fast wäre ihm das auch gelungen. Doch Darby Lloyd hatte seine Tochter in ihrer Jugend tyrannisiert, bis sie mit achtzehn eine kleine Geldsumme von ihrer Mutter geerbt und so weit weg geflohen war, wie sie nur gekonnt hatte. Auf gar keinen Fall würde sie sich erneut in diese Hölle begeben. Und jetzt, da sie älter und stärker war, eine erfolgreiche Geschäftsfrau – all das, was er ihr nie zugetraut hatte, sollte ihr das Aufeinandertreffen doch eigentlich nichts ausmachen.
Aber da war noch etwas. Wider jeder Vernunft hoffte Brittany, dass sie endlich einmal versuchen würden, so etwas wie eine halbwegs normale Vater-Tochter-Beziehung miteinander zu führen.
„Wie geht es dir, Dad?“
„Nicht schlechter als sonst.“ Er humpelte auf sie zu und wies mit seinem Gehstock auf einen Sessel. „Dazu hast du allerdings nicht beigetragen.“
Brittany atmete einige Male tief durch und setzte sich auf den Rand des Sessels. Sie fühlte sich ausgeliefert und war erfüllt von Grauen. Doch bevor sie nach London zurückkehrte, musste sie herausfinden, ob es eine Chance auf Versöhnung gab.
„Du siehst gut aus“, sagte sie.
Ihr Vater schnaubte nur. Sein mürrischer Gesichtsausdruck ließ ihre Hoffnungen immer weiter schwinden.
„Hier ist es wirklich schön“, stellte sie fest. Als er wieder nur schnaubte, wurde Brittany
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