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Titel: nmp06
Autoren: Unknown
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Seine wütend hervorgestoßenen Worte gingen in Gelächter über.
    „...Hast du mich deshalb kommen lassen? Ich dachte, du wolltest mir die vierte Kopie geben, die ich noch nicht vernichtet habe. Alles leere Versprechungen, hm?“
    Saint-Germain wurde leichenblaß.
    „Nein, nein!“ kreischte er. Seine Stimme überschlug sich. „Nein, Ehrenwort... Werd dir alles erklären, Rémy...“
    Er konnte keinen Ton mehr rausbringen. Angst schnürte ihm die Kehle zu.
    „Deine Märchen kenn ich inzwischen“, sagte Rémy Brandwell und richtete seine Kanone auf die Heulsuse.
    Brandwell, wie der versoffene Bruder von Emily Bronte.
    „Sei nicht blöd, Brandonnel“, riet ich ihm.
    Brandonnel, wie der Sohn des verstorbenen Witwers, zu Lebzeiten Polizeiinspektor.
    „...Zwei hast du schon umgelegt. Für diese Glanzleistungen wirst du zwar keinen Orden kriegen, aber überleg mal: Sohn eines toten Flics, der im Dienst erschossen wurde. Vielleicht kriegst du einen gnädigen Richter. Lebenslänglich Knast. Nur... wenn du ein halbes Dutzend ins Jenseits beförderst, kostet dich das den Kopf.“
    Er drehte den gefährdeten Kopf in meine Richtung, fett und wächsern. Gleichzeitig richtete er die schwarze, gefräßige Mündung seines Revolvers auf mich. Als Saint-Germain sah, daß er aus der Schußlinie war, stieß er einen ausdrucksstarken Seufzer der Erleichterung aus.
    „Tja“, machte der junge Dichter. „Hab den Eindruck, Sie wissen wirklich ‘ne Menge, Monsieur. Brandonnel... Haben Sie das ganz alleine rausgekriegt?“
    „Ja. Bin aber gar nicht so mächtig stolz drauf. Hat mir zu lange gedauert.“
    „Und dann soll ich zwei Leute umgebracht haben?“
    „Ja.“
    „Wen?“
    „Charlie Mac Gee und Bernard Lebailly.“
    Er lachte:
    „Also, Charlie Mac Gee, einverstanden
    „Im Ernst? du bist wirklich nett. Gut, erzähl du mir die Geschichte mit dem Neger, dann erzähl ich dir, warum du Lebailly kaltgemacht hast. Du siehst, man kann sich immer einig werden.“
    Ein heißer Blick aus hervortretenden Augen wurde mir zugeworfen.
    „Sie sind ja ‘ne komische Nummer.“
    „Ganz im Gegenteil. Bin nur der einzige Dichter hier im Zimmer. Also, Brandonnel, ich höre!“
    Mit dem Schießeisen in der Hand ging ich ein paar Schritte zurück, um eine böse Überraschung zu vermeiden. Der junge Mann stand hinter einem Sessel. Wie an einem Schießstand, bereit zum Angriff.
    „Na ja“, sagte er mit seinem widerlichen Lächeln, „ich hab Blanchette umgebracht, um ihm sein Geld abzuknöpfen...“
    Mit einer Handbewegung unterbrach ich ihn.
    „Moment. Vielleicht von Monsieur Saint-Germain angefeuert? Der hat ja ‘ne Schwäche für solche Experimente...“
    „Das, Alter“, sagte Rémy stirnrunzelnd, „das ist unsere Sache.“
    „Wie du willst. Weiter.“
    „So sehr hat der sich gar nicht verbarrikadiert, Blanchette. Nicht so, wie immer behauptet wurde. Blieb auch nicht tagelang auf seinem Hotelzimmer. Manchmal ging er auf die Straße. Und bei so ‘ner Gelegenheit hat er... na ja... jemanden kennengelernt.“
    Er schwieg plötzlich, runzelte wieder die Stirn. Schien wenig geneigt, seine Geschichte zu Ende zu erzählen.
    „Los“, sagte ich seufzend, „oder muß ich am Ende wieder alles alleine erzählen? Immer dasselbe. Scheißberuf! Und hinterher wundert man sich, daß ich Durst habe... Hat der keinen Namen, dieser Jemand?“
    Rémy Brandonnel brummte:
    „Werd ich Ihnen nicht verraten. Werd Ihnen überhaupt nichts mehr verraten. Hab schon genug Scheiße gemacht.“
    „Da hast du recht“, stimmte ich ihm zu. „Aber an deiner Stelle würde ich nicht damit weitermachen. Denn... sag mal, was wolltest du heute abend hier? Bergougnoux mit der Kanone da bedrohen? Schmeiß das Ding weg, Kleiner, laß Saint-Germain seine Gelbsucht pflegen und stell dich der Polizei. Wenn du willst, gehen wir zusammen zu den Flics, jetzt sofort. Ich sag’s dir: du kriegst mildernde Umstände, mit einem guten Anwalt... ich weiß nicht, aber... er könnte zum Beispiel auf erbliche Vorbelastung plädieren oder so. Eine so schwere Belastung, daß nicht mal Sisyphos sie tragen könnte.“
    Er stieß ein hysterisches Lachen aus.
    „Nicht möglich, Monsieur. Sie sind ein kleiner Witzbold.“
    „Hab nur alle Tassen im Schrank. Und deshalb hätte ich Mac Gee auch nicht Taxis Bekanntschaft oder Taxi Mac Gees Bekanntschaft machen lassen. Du weißt schon, was ich damit meine.“ Brandonnels Nasenflügel bebten wieder. Er schob seinen Unterkiefer vor, was in dem
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