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nmp06

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Titel: nmp06
Autoren: Unknown
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Stundenplan durcheinandergebracht.“
    „Prima ausgeklügelt, hm?“ lachte Brandonnel. „Aber meint er denn, im Knast halte ich die Schnauze?“
    „Ja und? Er hat weder Mac Gee noch Lebailly getötet, hat also nichts damit zu tun. Selbst wenn du angibst, du hättest dich von ihm inspirieren lassen... Sieh an, schon wieder Inspiration! ... Um als Mittäter verurteilt zu werden, müßte er die Mittel des Verbrechens beschafft oder das Verbrechen begünstigt haben. Gesetzestext, Zitat Ende. Unser großer Meister hat also nichts zu befürchten...“
    „Außer, eine Kugel verpaßt zu kriegen“, knurrte der junge Dichter mit dem aufgedunsenen Gesicht. „In meiner Situation...“
    „Eben. Deswegen würde er dich lieber hinter Gittern sehen. Aber ich sag’s dir nochmal: wenn du den auch noch umbringst... eine dritte Leiche auf deinem Konto macht bestimmt keinen guten Eindruck bei den Geschworenen...“
    „Ihr werdet keine Geschworenen brauchen“, hörte ich hinter mir eine deutliche Stimme, etwas spöttisch, aber bebend vor Zorn, mit stark südlich gefärbtem Akzent.
    Ein weiterer Staatsbürger mit Revolver erschien auf der Bildfläche: Roland Gilles. Wir waren komplett.

    * * *

    „Ach du Scheiße!“ rief ich. „Mußt du mich eigentlich immer anschmieren, hm? Wie bist du hier reingekommen, Kleiner? Rémy hat ja wohl noch einen Schlüssel, aber du?“
    Ein schwaches Lächeln teilte das Pferdegesicht des kleinen Gangsters in zwei Hälften.
    „Ich bin schon ‘ne ganze Weile hier. Hab hinter dem Vorhang da gestanden und euch zugehört. Reingekommen bin ich direkt hinter dem kleinen Scheißer da...“
    Er wies mit einer Kopfbewegung auf Brandonnel, der ihn verdutzt ansah.
    „Der Diener, der mir die Tür aufgemacht hat, ist in der Küche... hoffentlich hat er’s überlebt“, fügte er hinzu, aber man sah ihm an, daß es ihm scheißegal war.
    „Direkt hinter Rémy, hm?“ wiederholte ich. „Sieh mal an. Dann hat Taxi dir also vor ihrem Tod noch verraten, wo du den Mörder deines Freundes erwischen konntest, stimmt’s?“
    Er wurde blaß.
    „Donnerschlag! Du weißt Bescheid?“
    „Ja. Du hättest sie nicht umbringen dürfen, Roland. Na ja...“
    Brandonnel taumelte, grunzte wie ein Schwein, brachte aber kein vernünftiges Wort raus. Roland Gilles nahm seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Wir bildeten ein hübsches Trio, sehr hübsch, was die Länge unserer Revolver betraf.
    „Sag mal, Roland“, brachte ich das Gespräch wieder in Gang. „Als du gemerkt hast, daß nicht die eigentlichen Schmuckdiebe deinen Freund Charlie getötet haben: hast du da die Leute verdächtigt, mit denen er in Saint-Germain-des-Prés zu tun hatte?“
    „Das geht dich ‘n Dreck an!“ schnauzte er mich an.
    „Würd ich gerne wissen. Jedenfalls hast du dich für Miß Müll interessiert, weil du sie wahrscheinlich zusammen mit Mac Gee gesehen hast. Aber vielleicht hättest du dich gar nicht besonders für sie interessiert — weiß du überhaupt noch, wie sie aussah? — , wenn die Fotos in den Zeitungen dich nicht wieder an sie erinnert hätten.“
    „Scher dich zum Teufel!“ knurrte Roland Gilles.
    „Manche Leute sind gegen diese Schönheitswettbewerbe“, sagte ich seufzend. „Ich werd mich noch ihrer Meinung anschließen müssen. Das führt zu nichts Gutem. Und du, Roland, wirst noch ‘ne weitere Dummheit machen. Was willst du hier? Mac Gee rächen?“
    „Ja...“ sagte er tonlos. „Ich werd diesen kleinen Scheißer da umbringen.“
    „Prima!“ lachte ich. „Die ganze Zeit erzählt hier jeder, daß er jeden umbringen will. Und alle leben noch. Prima! Wir werden alle ganz brav im Bett verscheiden, beweint von unseren blutjungen Geliebten. Wir...“
    Noch nie ist mir ein Dementi so prompt um die Ohren geflogen.
    Dieser saublöde Schriftsteller löste die Knallerei aus. Als er merkte, daß wir uns nicht mehr um ihn kümmerten — ganz in Anspruch genommen von Diskussionen, wie man sie nur in Saint-Germain-des-Prés zustande bringt — , da bewegte er sich ganz unbemerkt auf die Stelle zu, wohin Tintin seine 22er gepfeffert hatte. Er nahm das Ding und schoß auf den jungen Dichter. Vor dem hatte er wohl die größte Angst. Rémy erwiderte das Feuer. Da wollte Roland nicht zurückstehen. Schließlich war er nicht hierhergekommen, um Schach zu spielen. Sein Revolver bellte mehrmals.
    Schnell flüchtete ich hinter ein wuchtiges Buffet. Vorher fing ich mir aber noch eine Kugel, die meinem Flut ein Loch beibrachte und
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