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Nix als Ärger mit dem Kerl!

Nix als Ärger mit dem Kerl!

Titel: Nix als Ärger mit dem Kerl!
Autoren: Edna Schuchardt
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freuen."
    Wilma schluckte mühsam. Alles in ihr sträubte sich gegen diesen Gedanken.
    "Ich dachte, ihr wollt erst nächstes Jahr groß feiern, wenn Papa sechzig wird", versuchte sie, Zeit zu gewinnen.
    Gerlinde seufzte.
    "Ach, das hatten wir eigentlich auch vor", erklärte sie in ihrer ewig etwas schleppend klingenden Sprechweise. "Aber Kathi und Ewald meinten, dass man in unserem Alter jeden Geburtstag feiern sollte. Kathi hilft mir auch bei den Vorbereitungen. Mir ist das zwar gar nicht recht, sie hat mit ihrem Haushalt und den Kindern und der Schwangerschaft momentan wirklich genug zu tun. Aber du kennst ja deine Schwester. Es macht ihr einfach Spaß, wenn sie etwas für die Familie tun kann..."
    Gleich spucke ich mein Frühstück wieder aus, dachte Wilma gereizt. Sie konnte diese ewigen Tiraden ihrer Mutter einfach nicht mehr hören.
    "Oh, meine Agentur mailt mir gerade eine wichtige Mitteilung durch", unterbrach sie Gerlindes Redestrom rigoros. "Tut mir leid, Mutter, aber es scheint wirklich immens wichtig zu sein. Ich rufe dich in den kommenden Tagen an. Grüß Papa und den Rest der Sippe von mir, tschau."
    Hastig unterbrach sie die Leitung und legte das Telefon auf den Tisch. Der Appetit war ihr jetzt restlos vergangen.

10. Kapitel
    Wieso kann ich nicht vernünftig mit meiner Mutter sprechen, dachte sie, während sie begann, den Tisch abzuräumen. Damals, als sie ihre Familie verlassen hatte, um endlich ein eigenständiges Leben zu führen, hatte Wilma gehofft, dass sich das gespannte Verhältnis durch die räumliche Trennung etwas verbessern würde. Aber nichts dergleichen war geschehen.
    Im Gegenteil, ihre Eltern und die Familie ihrer Schwester waren ihr nur noch fremder geworden.
    "Vielleicht bin ich doch adoptiert?" meinte sie zu Droste, die ihr in die Küche gefolgt war. Die Hündin legte den Kopf schief und betrachtete Wilma aufmerksam.
    Natürlich war sie kein Adoptivkind, das wusste Wilma. Aber schon als Kind hatte sie sich immer wieder gefragt, wieso sie sich in der eigenen Familie fremd fühlte. Ihre Eltern verstanden sie nicht und sie verstand ihre Eltern nicht, so war es immer gewesen. Und so würde es wahrscheinlich auch bleiben, damit hatte Wilma sich inzwischen abgefunden.
    Da sie keine Lust hatte, weiterhin über ihre Familienprobleme nachzudenken, schnappte sie sich die Hundeleine, pfiff Droste herbei und verließ das Haus.
    Ein ordentlicher Spaziergang würde sie von ihren Gedanken abbringen. Und vielleicht würde es ihr dann doch noch gelingen, das Wochenende zu genießen?
    Am Montag rief die Produktionsfirma an, um sich nach dem Werdegang des Manuskriptes zu erkundigen, an dessen Fertigstellung Wilma fleißig arbeitete. Da sie die Ungeduld des Produktionschefs kannte, ärgerte sie sich nicht weiter über diesen Anruf. Drängelei und Zeitnot waren in diesem Geschäft üblich.
    Sie versicherte der Produktionssekretärin, dass das Drehbuch zur vereinbarten Zeit auf dem Tisch des Hauses liegen würde und begab sich wieder an ihre Arbeit.
    Immer, wenn ein Manuskript kurz vor dem Abschluss stand, hätte Wilma am liebsten Tag und Nacht durchgearbeitet, um schnellstens zum Ende zu kommen. Aber sie beherrschte sich. 'Wer hudelt, sudelt', war ihr Wahlspruch und getreu diesem handelte sie. Sie schrieb, wie eh und je, zehn Seiten am Tag und begann dann, diese auf ihre Schwächen, zum Beispiel bei der Dialogführung, zu überprüfen und zu korrigieren.
    Zudem neigten sich ihre Vorräte zum Ende. Es wurde höchste Zeit, wieder einmal einkaufen zu gehen. Also schaltete sie ihren Computer aus und begab sich am Mittwochvormittag auf den Weg in die Innenstadt, um das nötige zu besorgen.
    Es war ein heißer Tag. Ungewöhnlich heiß für Mitte Juni. Wilma geriet ganz schön ins Schwitzen, als sie ihren vollbepackten Drahtesel in Richtung Stadtgrenze trieb. Keuchend und schwitzend strampelte sie bergauf, innerlich fluchend über den Entschluss, das Rad zu nehmen, anstatt ganz bequem mit dem Auto zu fahren.
    Aber sie hatte sich vorgenommen, etwas für ihre Kondition zu tun. Wer den ganzen Tag am Schreibtisch sitzt, Muss sich zwischendurch ordentlich bewegen, hatte sie sich eingeredet. Nun gut, das hatte sie jetzt davon: Eine Lunge, die beinahe platzte und Muskeln, die vor Anstrengung zitterten.
    Schließlich gab Wilma es auf, stieg ab und schob das Rad die letzten Meter bergan.
    Der Schweiß lief ihr in die Augen. Deshalb hätte sie beinahe den kleinen Jungen übersehen, der in einem Bushäuschen saß und die
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