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Nix als Ärger mit dem Kerl!

Nix als Ärger mit dem Kerl!

Titel: Nix als Ärger mit dem Kerl!
Autoren: Edna Schuchardt
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früher immer die Köpfe geschüttelt haben."
    "Ich weiß, wir sind die Leute, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben", seufzte Wilma, aber dann musste sie auch lachen. "Okay, Tantchen, ich geb's zu. Es macht mir genau solchen Spaß, meine Eltern und meine Schwester mitsamt ihrem grottendoofen Ehemann zu ärgern wie dir. Wir sind nun mal so."
    Sie griff nach dem Glas Eistee, das Dorothé ihr eingeschenkt hatte. Es schmeckte herrlich. Niemand machte so leckeren Eistee wie Tantchen.
    "Sag mal", fuhr Wilma fort, nachdem sie ihren Durst gelöscht hatte. "weshalb ich dich sprechen wollte: Weißt du eigentlich, was im Nachbarhaus vorgeht? Der Junge macht mir einen sehr gestörten Eindruck."
    Plötzlich war Dorothés Miene sehr ernst. Sie lehnte sich zurück und sah in den Garten hinunter, in dem sich ein paar Rentner zum Boccia-Spiel versammelt hatten.
    "Der kleine Roger." Eine Hauch Sehnsucht schwang in ihrer Stimme mit. "Er hat mir immer leid getan. Aber sein Vater lässt einfach nicht mit sich reden. Ach, ein furchtbarer Mensch!"
    Wilma beugte sich vor.
    "Schlägt er den Jungen?" Zorn funkelte in ihren Augen, aber Dorothé winkte ab.
    "Nein, das nicht", erwiderte sie schnell. "Jedenfalls habe ich keine Anzeichen dafür bemerkt. Aber dieser Mann hat nicht einen Funken Humor. Er lässt seinem Sohn so gut wie keine Freiheiten. Alles ist nur Pflicht und Leistung." Sie schüttelte sich vor Abneigung. "Der arme Junge wächst in einer Umgebung aus Tristesse und Düsternis auf, die ihn erdrücken Muss. Ich habe dieses Kind noch nie von Herzen lachen sehen."
    "Komisch, ich habe bisher noch nicht einen erwachsenen Bewohner des Hauses kennengelernt", bemerkte Wilma nachdenklich. "Irgendwie schaffen sie es alle, bis auf den Jungen, unsichtbar zu bleiben. Nur die Haushälterin hört man ab und zu nach dem Jungen rufen."
    "Frau Kleintrecht, ja, ja." Dorothé winkte ab. "Sie arbeitet schon seit Jahren für die Hartmanns. Eine von der Sorte, die sich um Gottes Willen nicht einmischen will."
    "Und Frau Hartmann?"
    "Gibt es nicht." Dorothé hob die Schultern. "Simon Hartmann und sein Sohn wohnen ganz alleine in der Villa. Frau Kleintrecht hat eine Wohnung in der Altstadt und kommt jeden Tag, außer an den Wochenenden, um den Haushalt zu führen und für den Jungen zu kochen. Punkt sechzehn Uhr macht sie Feierabend, wahrscheinlich, um dem Hausherrn nicht über den Weg zu laufen."
    "Ist er so unangenehm?"
    "Sagen wir mal so." Dorothé überlegte einen Moment. "Wenn ich die Wahl hätte, einen Abend mit Simon Hartmann zu verbringen oder an einer CSU-Versammlung teilzunehmen, würde ich die CSU-Versammlung vorziehen."
    Oh, das wollte bei Tante Dorothé etwas heißen! Der Nachbar musste demnach wirklich ein äußerst unangenehmer Zeitgenosse sein.
    "Aber die Kleintrecht ist sowieso nicht der Mensch, der sich über andere Leute Gedanken macht", fuhr Dorothé nach einer kurzen Pause fort. "Sie verköstigt den Jungen, passt auf, dass er seine Aufgaben erledigt und pünktlich zu den verschiedenen Zusatzunterrichten geht, die sein Vater für ihn ausgesucht hat und passt ansonsten auf, dass sie in nichts hineingezogen wird. Sie hat keine emotionale Bindung an das Kind."
    Wilma hob erstaunt die Brauen.
    "Obwohl sie schon so lange für die Familie tätig ist?"
    Dorothé seufzte.
    "Ich habe dir doch gesagt, dass Frau Kleintrecht zu den Leuten gehört, die ihr eigenes Leben leben, und die nichts weiter interessiert, als dass, was sie ganz unmittelbar betrifft. Diese Frau macht hier oben dicht", Tante Dorothé tippte sich an die Stirn. "und verrichtet ihre Arbeit, fertig."
    "Aha." Wilma schwieg betroffen. Wenn das stimmte, was die Tante ihr erzählt hatte, dann konnte einem der kleine Roger wirklich leidtun. "Nun, wie gesagt, mir fiel das Verhalten des Kindes auf und ich wollte wissen, ob dir etwas aufgefallen ist, das vielleicht Anlass gäbe, das Jugendamt oder den Kinderschutzbund einzuschalten."
    Dorothé schob finster die Brauen zusammen.
    "Eine lieblose Atmosphäre ist leider kein Grund, die Behörden zu alarmieren", knurrte sie böse. Dann entspannte sich ihre Haltung etwas. "Aber du solltest dich nicht abhalten lassen, ab und zu ein Schwätzchen mit dem Jungen zu halten. Das tut ihm gut. Auch wenn der Alte meckert und es verbieten will." Sie kicherte fröhlich. "Wir haben jedenfalls immer unseren Spaß gehabt."
    "Ich weiß, Roger hat es mir erzählt." Wilma stimmte in das Lachen ihrer Tante mit ein. "Ihr habt euch gegenseitig Witze
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