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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich
Autoren: Cecily von Ziegesar
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sollte jetzt wirklich kurz bei Ticky vorbeischauen und nachfragen, was sie für mich zu tun hat«, sagte Avery höflich und drehte sich zur Tür.
    »Hiergeblieben!« McKenna erdolchte sie mit Blicken. » Ich bin für die Praktikanten zuständig, und ich entscheide, was Sie zu tun haben. Und bis Sie sich in die Unternehmenskultur der Metropolitan eingefunden haben, bleiben Sie hier. Gemma?« Ein brünettes Mädchen, das an einem der Computer saß, drehte sich um und hob fragend eine Augenbraue, bevor sie aufstand und auf einen hohen Schubladenschrank zuging. »Hier rüber, Praktikantin«, rief sie ungeduldig.
    Praktikantin? Wurde sie hier noch nicht einmal mit Namen angesprochen?
    »Die Schubladen müssen aufgeräumt werden.« Gemma schob ihre schwarze Prada-Brille höher auf die Himmelfahrtsnase und taxierte Avery abschätzig. Auf ihrem kantigen Kinn spross ein überreifer Pickel, und ihr Teint war unregelmäßig und fahl, aber sie trug ein graues Pullover-kleid von Dries Van Noten über einer schwarzen Leggins mit Reißverschlüssen an den Waden, die ihre Größe unterstrich. Sie sah cool aus und das wusste sie auch.
    Avery rang sich trotz ihrer Enttäuschung ein tapferes Lächeln ab, zog eine der Schubladen auf und leerte den Inhalt auf einen weißen Arbeitstisch, der an der Wand stand. Na schön, dann würde sie eben Lippenstifte sortieren. Das hatte zwar nichts mit investigativem Journalismus oder dem Styling für ein Fotoshooting zu tun, war aber immer noch besser, als den Nachmittag mit seltsam riechenden alten Frauen zu verbringen, wie sie es die letzten Wochen nach der Schule getan hatte.
    Als sie gerade dabei war, die Lippenstifte nach Farben geordnet wieder in die Schubladen zu räumen, kam McKenna zur Tür herein und stürzte sofort auf sie zu.
    »Das ist Bordeauxrot!« Sie nahm einen MAC-Lippenstift aus der Schublade und hielt ihn Avery anklagend unter die Nase. »Was hat der bei den Pinkfarbenen zu suchen?«
    Avery nahm den Lippenstift schuldbewusst entgegen und legte ihn in die richtige Schublade. Sie kam sich vor wie eine Dreijährige, die ausgeschimpft wird, weil sie ihre Malstifte nicht ordentlich sortiert hat.
    »Passen Sie in Zukunft gefälligst besser auf«, raunzte Gemma und blickte stirnrunzelnd in die Schublade.
    »Na schön, da diese Arbeit Sie offensichtlich überfordert …«, seufzte McKenna. »Stella McCartney veranstaltet heute im Meatpacking District einen Musterverkauf. Ich habe hier eine kleine Einkaufsliste zusammengestellt. Wenn Sie mir die Sachen bitte besorgen würden? Ich bin ein bisschen schmaler als Sie – das heißt, alles, was Ihnen zu eng ist, wird mir wahrscheinlich perfekt passen.« McKenna schenkte Avery ein zuckersüßes Lächeln und drückte ihr eine American Express Card in die Hand.
    Averys Blick verdüsterte sich. Wollte McKenna etwa, dass sie ihre persönlichen Einkäufe für sie erledigte?
    »Hoffentlich akzeptieren die Kreditkarten! Ach ja, wenn Sie schon mal unterwegs sind, könnten Sie die hier gleich auch noch zu Jeffrey zurückbringen. Diese Schuhe sind wirklich gar nichts für mich. Oder fürs Heft.« McKenna zog eine Braue hoch.
    In diesem Moment dröhnte aus Averys Hèrmes-Tasche die Technoversion eines Madonna-Songs. Baby hatte sich vor ein paar Tagen ihr Handy geschnappt und ihn als ihren persönlichen Klingelton eingespeichert. Nicht etwa weil er ihr gefiel, sondern einzig und allein, um Avery damit zu nerven.
    »Ist das etwa ein Privatgespräch?« McKenna verschränkte die Arme und trommelte mit der Fußspitze auf den Boden. Sie wirkte wie die herrische Schichtleiterin in einer Fabrik.
    »Tut mir leid.« Avery stellte das Handy hastig auf lautlos. Ein paar Sekunden später leuchtete auf dem Display eine SMS auf: bin aus españa zurück! Ganz toll. Ihre Schwester war in Spanien gewesen, und sie würde es gerade mal bis in den Meatpacking District schaffen, und das auch noch auf Anweisung ihrer Vorgesetzten.
    Avery schnappte sich die Henkel der schweren Jeffrey-Tragetasche, drehte sich wortlos um, ging hocherhobenen Hauptes in den Flur hinaus und marschierte an dem Angelina-Verschnitt vorbei zu den Aufzügen. Ihr Traum-job hatte sich zwar gerade als Albtraum entpuppt, aber sie würde den Teufel tun und vor der versammelten Metro politan – Belegschaft in Tränen ausbrechen.
    Genau – wofür gibt es schließlich Rückbänke in Taxis?

auf der couch
    Am Freitagnachmittag schnalzten Baby Carlyles weiße Havaiana-Flip-Flops über das glänzende Parkett der
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