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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich
Autoren: Cecily von Ziegesar
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entlanggeschlendert. Während alle anderen Jungs aus dem Schwimmteam ihre lächerlichen Bärte – das Symbol eines Solidaritätspakts – wieder abrasiert hatten, trug er seinen auch weiterhin, weil er dadurch ein paar Jahre älter wirkte und deshalb ohne Ausweiskontrolle in die Schmuddelbars auf der Second Avenue kam.
    »Hey, Hugh.« Owen hob kurz grüßend die Hand und wandte sich dann wieder Kelsey zu. Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, küsste ihren Hals und schlang die Arme um ihre Taille, ohne noch weiter auf Hugh zu achten, der das Ganze wahrscheinlich mit seinem iPhone filmte, um es anschließend auf YouTube zu stellen. Perversling. Die beiden pressten sich aneinander und küssten sich selbstvergessen, als Hughs peinlich berührtes Räuspern Owen auf die 92. Straße zurückholte. Gereizt blickte er auf.
    Ein paar Meter weiter bog Rhys Sterling um die Ecke. Sein weinroter St.-Jude-Blazer war zerknittert und sein Gesicht grau und eingefallen. Mit hängenden Schultern schleppte er sich die Straße entlang und machte sich noch nicht einmal die Mühe, den Regenpfützen auszuweichen.
    Hugh ging hastig auf ihn zu, packte ihn an den Schultern und versuchte ihn so schnell wie möglich an Owen und Kelsey vorbeizumanövrieren.
    »Alles klar, Alter? Gleich treten wir den Orioles in den Arsch – bist du bereit?«
    Rhys entwand sich Hughs Pranken und blieb wie angewurzelt stehen. Er wusste, dass Hugh ihn von der Szene, die sich vor seinen Augen abspielte, ablenken wollte, aber wie sollte er diesen Anblick ausblenden, der sich für immer in sein Hirn gebrannt hatte: seine ehemalige Freundin und sein ehemaliger Freund – innig knutschend. Die goldblonden Haare fielen Kelsey über die Schultern und sie lächelte. Es fühlte sich an, als lächelte sie nur, um ihm wehzutun.
    »Die machen wir fertig, was?«, versuchte Hugh einen zweiten Anlauf und hielt ihm die Hand zum Abklatschen hin.
    Rhys tat mechanisch, was von ihm erwartet wurde, als wäre es ihm völlig egal, dass seine Ex-Freundin und sein Ex-bester-Freund es praktisch vor seinen Augen auf dem Gehweg trieben.
    Dann räusperte er sich. »Wir sind spät dran«, drängte er Hugh mit unnatürlich lauter Stimme zum Gehen, einfach nur weil er nicht wusste, was er verdammt noch mal sonst hätte sagen sollen. Als er seine eigenen Worte hörte, krümmte er sich innerlich. Er klang wie eine überambitionierte Mutter, die ihr Kind zum Training treibt. Den Blick blinzelnd zu Boden gerichtet, zwang er sich, einen JohnVarvato-Schuh vor den anderen zu setzen. Vielleicht sollte er einfach bis nach Kanada weiterlaufen oder an irgendeinen anderen gottverdammten Ort, egal welchen, wo er nicht daran erinnert wurde, wie ihn Kelsey – der Mensch, den er mehr als jeden anderen auf der Welt geliebt hatte – zum Idioten gemacht und betrogen hatte.
    »Rhys?« Kelsey drehte sich zu ihm um, in ihren großen silberblauen Augen lag ein flehender Ausdruck.
    »Mit dir rede ich nicht mehr, Kelsey«, fauchte Rhys wütend. Gott, war das alles , was ihm einfiel? Am liebsten hätte er sich selbst einen Arschtritt verpasst, als er auf den Eingang des YMCA zutrottete und jeden Blickkontakt mit Owen vermied.
    »Tja … Ich sollte dann wohl auch mal …« Owen zog entschuldigend die Schultern hoch und ließ Kelseys Hand los.
    »Bis später, Süßer. Und wenn du als Sieger nach Hause kommst, hab ich vielleicht eine Überraschung für dich«, raunte sie ihm mit leuchtenden Augen zu. Owen grinste von einem Ohr zum anderen, von schlechtem Gewissen fast keine Spur mehr.
    Liebe macht anscheinend nicht nur blind, sondern auch skrupellos.

lehrjahre sind keine herrenjahre
    »Scheiße!«, fluchte Avery Carlyle, als sie am Freitag nach der Schule vor dem Büroturm der Dennen Publishing Enterprises in eine riesige Pfütze trat. Ihre Wolford-Nahtstrümpfe im sexy Sekretärinnen-Style waren bis zum Knöchel durchnässt und ihre Vintage-T-Strap-Pumps von Prada quietschten bei jedem Schritt – und das ausgerechnet an ihrem ersten Praktikumstag bei der Metropolitan , dem legendären New Yorker Fashionmagazin.
    Der Dennen Tower, der gegenüber der Grand Central Station lag, war ein funkelnagelneues architektonisches Wunder im Art-Deco-Stil, das sich perfekt in die New Yorker Stadtlandschaft integrierte. Spindeldürre Frauen in turmhohen Jimmy Choos oder derben StellaMcCartney-Stiefeln scharten sich vor den gläsernen Drehtüren, pafften gierig ihre Parliaments und bellten Befehle in ihre BlackBerrys.
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