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Nimm doch einfach mich

Titel: Nimm doch einfach mich
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Fahrradkuriere sprangen von ihren Bikes und taumelten unter dem Gewicht ihrer bis zum Rand gefüllten Taschen ins Gebäude, während ein Konvoi schwarz glänzender Limousinen geduldig am Straßen rand wartete.
    Avery holte tief Luft und schob sich dann nervös durch eine der Türen. Heute war der erste Tag vom Rest ihres neuen und besseren Lebens. Ihr erster Monat in New York war von einigen Startschwierigkeiten begleitet gewesen:
    1. hatte sie sich innerhalb kürzester Zeit Jack Laurent, die gehässigste, durchtriebenste und launischste Elftklässlerin ihrer Schule, zur Feindin gemacht. 2. hatte sie zwar das heißbegehrte Amt der Verbindungsschülerin der elitären Constance-Billard-Schule ergattert, aber sehr schnell feststellen müssen, dass die wöchentlichen Pflichttermine mit dem Verein der Ehemaligen und Förderer eine regelrechte Tortur waren, weil sich diese Ehemaligen als eine Gruppe nicht weniger gehässiger und möglicherweise sogar alkohol abhängiger achtzigjähriger Ladys entpuppt hatte.
    Aber, sagte sich Avery tapfer, während sie den breiten schwarz-silbernen Marc-Jacobs-Haarreif in ihren weizenblonden Haaren zurechtrückte, jetzt schien sich das Blatt für sie endlich zum Guten zu wenden. Ticky Bensimmon-Heart – die weltberühmte Herausgeberin der Metropoli tan und zufälligerweise ebenfalls Mitglied des Vereins der Ehemaligen – hatte sie aus ihrer misslichen Lage gerettet und ihr ein Praktikum bei der renommierten Zeitschrift angeboten. Schon bald würde ihr die gesamte New Yorker Medienwelt zu Füßen liegen und Jack Laurent und ihr Zickengefolge würden sich vor Neid die manikürten Fingernägel bis aufs Fleisch herunterbeißen.
    Sie ging entschlossen auf die marmorne Theke an der Stirnseite zu, hinter der ein gelangweilt aussehender weißhaariger Wachmann stand und sie von oben bis unten musterte.
    Natürlich nur aus Sicherheitszwecken.
    »Avery Carlyle, hallo. Ich fange heute bei der Metropo litan an«, stellte sie sich vor und schlug ihren professionellsten Ton an. Der Boden der beeindruckenden Lobby war mit feinstem weißem Marmor gefliest und die Rolltreppen von leise plätschernden Wasserfällen flankiert – nur mit Mühe widerstand sie dem Bedürfnis, wie Audrey Hepburn in »Ein süßer Fratz« staunend um ihre eigene Achse zu wirbeln.
    »Ausweis?«, fragte der Wachmann desinteressiert und ohne zu bemerken, welchen einzigartigen Moment Avery gerade durchlebte. Sie fischte ihren in Massachusetts ausgestellten Führerschein aus ihrer brandneuen Hermès-Tasche, die sie am Wochenende, sozusagen als Gegenstück zur Erstklässler-Schultüte, in Soho erbeutet hatte.
    »Viel Glück.« Der Wachmann zwinkerte und reichte ihr einen hässlichen Aufkleber, der sie als Besucherin auswies. »Fünfunddreißigster Stock. Oder wie wir hier sagen: Gewinneretage . Tragen Sie diesen Aufkleber bitte deutlich sichtbar an Ihrer Kleidung, bis Sie einen eigenen Ausweis bekommen.«
    Avery klatschte sich den Sticker an ihren Rock, wo sie ihn mit ihrer Tasche verdecken konnte. Auf keinen Fall würde sie ihn wie ein dämliches Namensschild über ihrer linken Brust tragen. Dann schloss sie sich einer Herde gazellengleicher junger Frauen an, die gerade die Rolltreppe Richtung Aufzüge hinauffuhr, und tat routiniert, als wüsste sie ganz genau, wo sie hinwollte.
    Im fünfunddreißigsten Stock öffneten sich die Aufzugtüren und enthüllten einen ganz in Weiß gehaltenen Empfangsbereich, der mit riesigen Hochglanzabzügen der berühmtesten Metropolitan – Cover dekoriert war.
    Ehrfürchtig betrachtete sie die Porträts von Andy War-hol, Edie Sedgewick und Jackie Kennedy und holte noch einmal tief Luft. Sie war im Allerheiligsten angekommen.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?« Das Mädchen an der Empfangstheke machte keinerlei Anstalten, von ihrem in mattem Edelstahl glänzenden iMac aufzuschauen. Sie hatte glatte schwarze Haare, die ihr bis über die Schultern fielen, und einen dichten, ihre Augenbrauen verdeckenden Pony – und sah aus wie Angelina Jolie, bevor Brad Pitt in ihr Leben trat.
    »Ich habe einen Termin mit Ticky Bensimmon-Heart.« Der köstliche offizielle Klang dieser Worte ließ Averys Herz vor Freude höher schlagen. Sie war sogar noch aufgeregter als an ihrem ersten Schultag an der Constance Billard.
    Und wir wissen ja alle noch, wie herrlich dieser Tag endete.
    »Wer sind Sie?« Die Angelina-Kopie bequemte sich, den Blick von ihrem Computer zu heben.
    Avery lächelte ihr schönstes
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