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Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter

Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter

Titel: Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
Autoren: R. A. Salvatore
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noch nicht begriff.
    Aber dieser Gedanke machte Drizzt merkwürdigerweise weniger zu schaffen, als er es erwartet hätte. Vielleicht war seine Verwirrung angesichts der chaotischen Realität an der Schwertküste so tiefgreifend, dass er nach jeder Hand griff, die ihn aus dieser Finsternis holen konnte.

Teil 1

    Unerledigtes

Und jetzt bin ich allein, einsamer denn je seit der Zeit nach dem Tod von Montolio vor all diesen Jahren. Nicht einmal später, als ich ins Unterreich von Menzoberranzan zurückkehrte und meine Freunde aufgab, weil ich törichterweise glaubte, ich hätte nicht das Recht, sie in Gefahr zu bringen, war es so wie jetzt. Denn obwohl ich im Unterreich allein unterwegs war, hatte ich doch immer das Gefühl, dass sie im Geiste bei mir wären. Ich bewegte mich im Vertrauen darauf, dass Bruenor, Catti-brie und Regis am Leben waren, dass es ihnen gut ging – und hoffentlich noch besser, weil ich sie verlassen hatte.
    Aber jetzt bin ich allein. Sie sind tot, alle miteinander. Meine Freunde. Meine Familie.
    Guenhwyvar ist natürlich noch da, und das ist schon einiges. Immerhin ist sie eine treue, zuverlässige Gefährtin, jemand, der mir zuhört, wenn ich jammere, mich freue und nachdenke. Aber es ist nicht dasselbe. Guen kann mich hören, aber höre ich je etwas von ihr? Sie kann die Momente des Sieges, des Glücks und der Prüfungen mit mir teilen, aber es findet kein wirklicher Austausch statt. Nachdem ich die Liebe unter Freunden und in der Familie kennen gelernt habe, kann ich mir nicht mehr einreden, die wunderbare Guenhwyvar sei genug, so wie ich es in der ersten Zeit nach Menzoberranzan getan habe.
    Mein Weg führt mich von Gauntlgrym fort, so wie er mich einst von Mithril-Halle fortführte, und ich werde wohl nicht mehr zurückkehren. Ganz sicher werde ich nicht kommen, um den Steinhügel über Bruenor Heldenhammer anzustarren. Schließlich habe ich auch die Gräber von Catti-brie und Regis selten aufgesucht, als ich noch in Mithril-Halle lebte. Eine kluge Elfe hat mir einst erklärt, wie sinnlos so etwas ist, als sie mich lehrte, mein Leben als Abfolge kürzerer Zeitspannen zu leben. Die Elfen durchleben das Dämmern und Versinken von Jahrhunderten, und das ist ein Segen, aber dieser Segen kann auch ein Fluch für uns sein. Im Gegensatz zu den Menschen schließen die Elfen sich beispielsweise nur selten zu einem lebenslangen Bund zusammen, denn das Glück einer solchen Partnerschaft kann nach hundert oder zweihundert Jahren schwer wie ein Anker sein.
    »Betrachte jede Trennung als Wiedergeburt«, sagte Innovindil zu mir. »Lass die Vergangenheit los und suche neue Wege. Du brauchst die verlorenen Freunde und Angehörigen und Liebsten nie zu vergessen, doch du kannst sie in warme Erinnerungen einbetten und das, was dir so guttat, mit neuen Freunden wieder aufbauen.«
    In den Jahrzehnten, seit Wulfgar Mithril-Halle verlassen hat und ich Catti-brie und Regis verloren habe, habe ich mir diese Worte von Innovindil oftmals ins Gedächtnis gerufen. Sie waren meine Litanei gegen die Wut, den Schmerz und die Traurigkeit; eine Erinnerung daran, dass es noch neue Wege gibt.
    Heute weiß ich, dass ich mir selbst etwas vorgemacht habe.
    Denn ich hatte meine geliebten Freunde nicht losgelassen. Ich hatte nie aufgehört zu hoffen, dass ich irgendwie eines Tages wieder mit Wulfgar eine Riesenhöhle ausräuchern könnte oder mit Regis an einem trägen Sommertag am Ufer des Maer Dualdon angeln würde oder eine Nacht in Catti-bries warmen Armen verbrächte. Ich habe Jarlaxle aufgetragen, sie zu finden, nicht weil ich ernsthaft hoffte, er wäre dabei erfolgreich, sondern weil ich es nicht ertragen konnte, den letzten Hoffnungsschimmer auf eine Wiederkehr jener Momente, der leisen Freuden und des ehrlichsten Lächelns, das ich je kannte, fahren zu lassen.
    Und jetzt ist Bruenor tot, und die Gefährten der Halle sind Vergangenheit.
    Ich habe seinen letzten Atemzug miterlebt. Es gibt ein Ende. Es gibt das Endgültige. Und nur über Bruenor hatte ich den Traum von Catti-brie und Regis und sogar Wulfgar am Leben erhalten. Nur aufgrund seiner Entschlossenheit und Hartnäckigkeit habe ich mir die Hoffnung gestattet, sie könnten auf irgendeine magische Weise noch da draußen sein. Unsere Reise ins Eiswindtal hätte mich von dieser Vorstellung abbringen sollen und hat das in gewisser Weise auch geschafft (und zugleich Bruenor am Ende doch noch resignieren lassen), und das letzte Aufflackern meines Herzens wurde erstickt,
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