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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen
Autoren: Karen Rose
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den Haufen warf, sobald sie in den Zeugenstand trat und mit ruhiger Stimme aussagte, dass der geständige Mörder von drei Kindern und einem Polizisten nicht in der Lage war, den Prozess durchzustehen. Vier trauernde Familien mussten auf Gerechtigkeit verzichten, weil eine »Ärztin« behauptet hatte, der Killer sei geistig umnachtet und nicht zurechnungsfähig gewesen.
    Natürlich war der Mistkerl geistig umnachtet. Er hatte den brutalen Mord an drei kleinen Mädchen gestanden. Fast noch Babys. Und dann hatte er mit bloßen Händen einen erfahrenen Cop erwürgt, der versucht hatte, ihn aus dem Verkehr zu ziehen. Dass der Mann verrückt war, machte ihn nicht weniger schuldig. Nun saß der verdammte Dreckskerl in einer kuscheligen Nervenklinik in Chicago und häkelte Topflappen, anstatt in der Todeszelle auf seine Spritze zu warten. Das war nicht fair. Nicht richtig. Aber es war geschehen. Und diese Frau war schuld daran.
    Aidan war mit den anderen Cops im Gerichtssaal gewesen und hatte wider besseres Wissen gehofft, dass Ciccotelli ihre Meinung ändern und das Richtige tun würde. Er erinnerte sich noch genau, wie die Eltern der Mädchen leise geweint hatten, als sie erkannten, dass es für sie keine Gerechtigkeit geben würde. Wie die Frau des Polizisten reglos und umgeben von einer Armee anderer Cops dagesessen und ins Leere gestarrt hatte. Aber Ciccotelli hatte nicht mit der Wimper gezuckt, sondern nur mit ihren kühlen braunen Augen emotionslos geradeaus geblickt.
    Genauso wie sie ihn jetzt ansah. »Und Sie sind?«, fragte sie.
    »Detective Aidan Reagan. Und dies ist Todd Murphy, mein Partner.«
    Ihre Augen verengten sich leicht, als sie sein Gesicht musterte, und er musste sich regelrecht Mühe geben, seinen wütenden Ausdruck beizubehalten. Von seinem Platz aus im Gerichtssaal hatte sie aalglatt und extrem beherrscht gewirkt, aus der Nähe jedoch war sie vor allem schön – wenn auch immer noch unerreichbar. Als sie sich nun an Murphy wandte, war es an ihm, die Augen zu verengen. »Todd, bitte sagen Sie Ihrem Partner, er soll mich durchlassen. Ich kann sie wenigstens identifizieren.«
    Murphy legte ihr die Hand auf den Arm. »Ich glaube nicht, dass Sie das tun sollten, Tess. Sie … sie sieht wirklich nicht gut aus.«
    Aidan trat zur Seite und streckte den Arm in aufgesetzter Galanterie aus. »Wenn sie sie sehen will, dann lass die liebe Frau Doktor doch um Himmels willen vorbei.«
    Murphy warf ihm einen warnenden Blick zu. »Aidan.«
    »Schon gut, Todd«, murmelte sie und trat vor. Dann stand sie eine Weile da, betrachtete die Leiche, ohne mit der Wimper zu zucken und wandte sich schließlich gefasst und kühl zu ihnen um. »Sie heißt Cynthia Adams. Sie hat keine nahen Verwandten.« Aus ihrer Jackentasche holte sie eine Visitenkarte und reichte sie Todd mit ruhiger Hand. »Rufen Sie mich an, wenn Sie Fragen haben. Ich beantworte sie, so gut ich kann.«
    Und damit drehte sie sich um und ging auf den grauen Mercedes zu, der neben Murphys schlichtem Ford geparkt war. Aidans Verärgerung wallte erneut auf.
    »Und das ist alles?«
    »Aidan«, warnte Murphy wieder. »Nicht jetzt.«
    »Wenn nicht jetzt, wann dann?« Doch er beherrschte sich, als er sich wieder der kleinen Menschenmenge bewusst wurde, die nur allzu nah stand. »Sie rollt hier an und identifiziert das Opfer so kalt, als ob sie Leichenbeschauerin wäre. Und dann geht sie einfach weg? Was ist denn mit dem Grund, warum die Lady sich aus dem zweiundzwanzigsten Stock gestürzt hat,
Doktor?
Sie sollten es doch wissen, oder?«
Und es sollte Ihnen etwas ausmachen, verdammt,
dachte er zornig.
Gibt es überhaupt etwas,
das Ihnen etwas ausmacht?
    »Was für eine Ärztin sind Sie eigentlich?«, zischte er und sah, wie sie stehen blieb, die Hände tief in den Taschen vergraben.
    Sie holte ihre Handschuhe aus der Manteltasche und zog sie an, ohne sich zu ihnen umzudrehen. »Rufen Sie mich an, wenn Sie mich brauchen, Todd«, sagte sie, bevor sie sich wieder in Bewegung setzte und davonging.
    Murphys Augen schleuderten Blitze, als er sich zu Aidan wandte. »Ich sagte doch,
nicht jetzt,
Aidan!«
    Aidan machte auf dem Absatz kehrt. »Na und? Sieht nicht so aus, als ob es sie kümmert!«
    »Du hast keine Ahnung, wovon du sprichst. Du kennst sie nicht.«
    Aidan blickte über die Schulter. Murphy sah Ciccotelli hinterher, die nun die Straße überquerte. Sein Gesicht war, ganz untypisch für ihn, ein einziges, besorgtes Stirnrunzeln. »Aber du, was?« Es war kaum zu
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