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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller
Autoren: Andy McNab
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die Maschine aufstieg und wahrscheinlich die Fenster meines Apartmentblocks klirren ließ, als sie darüber hinwegflog.
    »Warum haben Sie dann in den vergangenen Wochen so oft darüber gesprochen, Nick? Warum geht es immer wieder um Bosnien?«
    Darauf hatte ich keine Antwort, und inzwischen wusste ich, dass er das Schweigen nicht selbst beendete. Er würde still bleiben, die ganzen restlichen fünfzehn Minuten.
    Schließlich zuckte ich mit den Schultern. »Sie haben das Thema angeschnitten.«
    »Nein, Nick, wenn Sie genau darüber nachdenken, werden Sie feststellen, dass das nicht stimmt. Aber wir kommen immer bis zu einer gewissen Stelle, und dann ist Schluss. Was mag Ihrer Meinung nach der Grund dafür sein? Ich glaube, in Ihnen steckt noch viel mehr, das Sie herauslassen möchten. Könnte es sein, dass Ihre Psyche Sie beschützt? Dass sie Sie davor bewahrt, Ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen?«
    Ich hasste es, wenn er die Karte des Unterbewusstseins ausspielte. »Hören Sie, ich verstehe nicht viel von diesem Psychokram, aber ich sage Ihnen: Ich habe daran gedacht, mich umzubringen.«
    »Wegen Kelly?«
    »Weil es kaum Gründe gibt, die dagegen sprechen.«
    »Sie wissen, dass es nicht Ihre Schuld war. Sie wissen, dass Sie nichts hätten tun können, um sie zu retten. Warum also sagen Sie so etwas?«
    »Warum sollte ich mich nicht von dieser Welt verabschieden? Kelly ist tot. Was zum Teufel ist noch übrig? Therapie mit Ihnen zweimal die Woche für die nächsten zehn Jahre? Vielleicht überleben Sie nicht so lange.«
    Ich rieb die Finger in meinem Haar, roch an ihnen ... Und wartete darauf, dass er mich fragte, warum ich das machte. Normalerweise sprach er mich darauf an. Obwohl ich sicher war, dass er die Antwort wusste.
    Ezra hob die rechte Hand und rieb sich das Kinn.
    »Wissen Sie, Nick, wenn es Ihnen mit diesem Gedanken ernst wäre, hätten Sie längst gehandelt. Ich habe Ihnen genug Medikamente für eine eigene Apotheke verschrieben.« Er deutete zum Fenster. »Sie könnten versuchen wegzulaufen, so wie Zina. Aber Tatsache ist, dass Sie weiterhin hierher kommen und unsere therapeutische Beziehung fortsetzen.«
    Ich beugte mich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Ich sage es noch einmal: Ich komme nicht wegen irgendeiner Beziehung hierher, sondern weil George mich schickt. Die ganze Sache ist ein Riesenscheiß.«
    Das ließ den Seelenklempner völlig ungerührt. »Warum ist sie ein Riesenscheiß, Nick? Sie waren es, der glaubte, eine Therapie könnte Ihnen helfen, mit Kellys Tod fertig zu werden. Darum geht es doch, oder? Um Hilfe dabei, das Trauma ihres Verlustes zu überwinden.«
    »Nein, ich komme zu Ihnen, weil George mich schickt. Und alles, was ich sage, wird ihm gemeldet, nicht wahr? Vielleicht hört er in diesem Augenblick zu - zum Teufel auch, was weiß ich schon?«
    »Nick, Sie wissen, dass das nicht stimmt. Wie sollen wir Fortschritte erzielen, wenn wir uns nicht völlig vertrauen? Sie haben nichts zu befürchten. Ich verstehe den Druck, dem Sie ausgesetzt sind. Ich verstehe die Art der Arbeit, mit der Sie beschäftigt waren. In Ihrer Branche ist es üblich, dass Sie versuchen, in sich die Luken dichtzumachen. Seit Vietnam versuche ich, Leuten wie Ihnen dabei zu helfen, jene Gefühle zu überwinden. Aber ohne völliges Vertrauen kommen wir nicht weiter.« Ezra lehnte sich langsam zurück und gab mir Zeit, über alles nachzudenken. Der Zeigefinger strich wieder übers Kinn. »Auch George versteht den Druck und die Zwänge, unter denen Sie stehen. Er möchte Sie zurück, gesund und arbeitsfähig.«
    Wir bewegten uns im Kreis. Dieses Gespräch hatten wir schon mindestens zehnmal geführt. »Aber meine Präsenz hier bei Ihnen hilft dabei nicht, oder? Ich sitze in der Zwickmühle. Wenn ich mich nicht füge, behalten Sie mich so lange hier, bis ich zugebe, ein Problem zu haben. Wenn ich mich füge, gebe ich die Existenz eines Problems zu und komme nicht mehr weg.«
    »Und doch muss es etwas in Ihnen geben, das Hilfe möchte. Sie haben davon gesprochen, dass Sie sich einsam fühlen ...«
    »Ich habe nicht um Hilfe gebeten und mich nur deshalb auf diese Sache eingelassen, weil ich verdammt noch mal nicht wusste, was ich tun sollte. Jetzt ist mir klar: Es wäre besser gewesen, die Klappe zu halten und die Arbeit fortzusetzen. Überall auf der Welt verlieren Eltern ihre Kinder und machen trotzdem weiter, setzen ihr Leben fort. Ich hätte schweigen und weiterarbeiten sollen.«
    Ezra beugte sich
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