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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen
Autoren: Andy NcNab
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Ausfahrt vor der Moschee.
    Wohin sein Fahrer abbiegen würde, war nicht zu
    erkennen, aber wenn er sich an das Skript hielt, das wir seit etwas über einer Woche kannten, würde er sich in den Verkehr auf seiner Straßenseite einordnen: nach rechts, von uns aus gesehen nach links. Suzy stieg auf und fummelte an ihrem Helm herum, damit wir Zeit
    gewannen, während wir darauf warteten, dass der
    Kleinbus auf die Straße hinausfuhr. Unter dem
    Sturzhelm, der nach dem fettigen Haar unzähliger
    Touristen stank, fühlte mein Kopf sich bereits heiß und verschwitzt an. Der Kinnriemen aus Kunststoff glitschte über meinen Dreitagebart.
    Suzy tippte mir auf die Schulter, als der Lite Ace sich drüben in den Verkehr einordnete. Wir bogen gegen den Strom aus Scheinwerfern nach links ab und nahmen die Verfolgung auf. Zwischen uns und dem Kleinbus
    befanden sich vier Autos und ein Schwarm von Honda-Motorrollern. Unser Mann fuhr etwas langsamer, um eine Touristengruppe die Straße überqueren zu lassen, und beschleunigte dann wieder, um zum Verkehrsstrom

    aufzuschließen. Wir folgten ihm, bremsten ab,
    beschleunigten wieder und orientierten uns dabei an der flackernden rechten Bremsleuchte des Kleinbusses. Falls wir ihn aus den Augen verloren, wäre sie bei Nacht oder im Verkehrsgewühl ein sehr gutes Erkennungszeichen gewesen. Um einen Zufall handelte es sich dabei
    allerdings nicht: Vor einigen Nächten hatte ich mir mit einem Schraubenzieher an dem Lite Ace zu schaffen gemacht. Stand auf die Benutzung einer gefälschten Satellitenkarte die Prügelstrafe, mochte ich nicht daran denken, was jemandem drohte, der sich an einem
    Kraftfahrzeug zu schaffen machte.
    Die Autos und Lastwagen hielten wieder, aber die
    Motorroller blieben in Bewegung, schlängelten sich zwischen den stehenden Fahrzeugen vorwärts. Statt ihnen zu folgen, hielt ich ebenfalls, legte bei gezogenem Kupplungshebel den ersten Gang ein und blieb vorerst, wo ich war.
    Suzy rutschte hinter mir herum und hob erst eine
    Gesäßhälfte und dann die andere an, weil ihre dünne Hose an dem Plastiksitz klebte. Ihre rechte Hand lag vor meinem Bauch, und ihre Umhängetasche war zwischen unseren Körpern eingequetscht. Suzys Revolver, ein noch aus dem Zweiten Weltkrieg stammender alter
    Sechsschüsser Kaliber 45, der zu fast silbrigem Glanz abgewetzt war, bohrte sich mir ins Kreuz, während ich eine weitere Lunge voll Auspuffqualm einatmete.
    Während ich darauf achtete, ständig mindestens zwei Autos zwischen mir und dem Kleinbus zu haben, spielte ich den vorsichtigen Touristen und machte keinen

    Versuch, mich wie die übrigen Zweiradfahrer
    vorzudrängeln. Meine in einer billigen Hose aus einem Nachtmarkt steckenden Beine waren schweißnass, und es war schön, den Luftzug durch meine Laufschuhe zu
    spüren, wenn wir ein Stück weiterfuhren.
    In dem Lite Ace flammte Feuerschein auf, bevor
    Zigarettenrauch sich aus dem offenen Fahrerfenster kräuselte. Suzy beugte sich über meine linke Schulter nach vorn und holte tief Luft; dann konnte ich sie hinter mir lachen hören. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen sollte, dass sie im Einsatz nicht nervös war, oder selbst nervös werden sollte, weil sie’s nicht war. Leute, die wenigstens etwas Angst hatten, gefielen mir besser.
    Der Küstenstreifen bei Penang war eben, aber sobald man landeinwärts fuhr, stieg das Gelände an. Unser Mann arbeitete als Kellner in einem holländischen Restaurant in der hügeligen Inselmitte; ich wusste, dass wir bald eine Verkehrsampel erreichen würden, an der er rechts abbiegen musste. Aber das tat er heute nicht. Er ordnete sich nicht rechts ein, sondern kämpfte sich links an der Fahrzeugschlange vorbei, die darauf wartete, an der Kreuzung ins Inselinnere abbiegen zu können.
    Suzy beugte sich wieder nach vorn. »Was macht er?«
    Ich ignorierte sie und blieb weiter mit einigem Abstand hinter ihm; wir konnten nichts anderes tun, als ihm zu folgen.
    Der Verkehr kam zum Stehen und fuhr wieder an,
    bevor der linke Blinker zu arbeiten begann und der Lite Ace in eine Welt aus rostigem Wellblech abbog. Ich bremste an der Kreuzung ab und folgte ihm, als er gerade nochmals links abbog und verschwand.
    Wir befanden uns auf einer schmalen, unebenen
    Betonstraße, die zwischen Wellblechhütten verlief. Ich fuhr weiter in die Dunkelheit hinein und hielt kurz vor der Stelle, wo unser Mann abgebogen war. Über einer Ansammlung von Blechdächern leuchtete eine einzelne schwache Straßenlampe. Suzy
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