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Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen

Titel: Nick Stone - 06 - Feind ohne Namen
Autoren: Andy NcNab
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vorbei. Ich beugte mich zu Suzy hinüber und klopfte leicht auf den Tisch. »Da geht unser Mann.«
    Sie lächelte mich an, klappte den Führer zu und steckte ihn in ihre Umhängetasche. Das indische Mädchen schien daraus zu schließen, dass wir gehen wollten, und kam sofort an unseren Tisch, um zu fragen, ob wir weitere Getränke wünschten. Suzy nickte. »Noch zweimal das Gleiche.«
    Die Zielperson war Ende vierzig. Inder, Pakistaner, vielleicht sogar Bangladescher. Er stieg vorsichtig über den ungefähr einen Meter hohen Stacheldrahtzaun, der den Motorradfriedhof von der Moschee trennte. Sein glänzendes, ziemlich kurz geschnittenes Haar war glatt zurückgekämmt und mit Gel oder Brillantine fixiert. Wir beobachteten beide, wie er die Schuhe auszog, an die Wasserhähne trat und dann im Innenraum der Moschee verschwand.
    Die Getränke kamen, und Suzy bezahlte die Inderin, die das Wechselgeld im Wert von ungefähr einem Pfund behalten durfte. Ihr verblüfftes Gesicht zeigte, dass dies das Trinkgeld des Jahres gewesen war, aber Suzy war nicht wirklich großzügig. Wir wollten nur vermeiden, dass sie zu uns zurückkommen musste, wenn wir’s eilig hatten, von hier wegzukommen.
    Ein paar Rucksacktouristen, alle um die zwanzig,
    setzten sich an einen Nebentisch und bestellten das billigste Gericht auf der Karte, während sie ihre rote, sich abschälende Haut begutachteten. Ihre Unterhaltung wurde übertönt, als der Gebetsruf des Muezzins aus den Lautsprechern am Minarett erklang und sogar den
    Keyboarder verstummen ließ.
    Jetzt brauchten wir nur noch darauf zu warten, dass die Zielperson wieder auftauchte. Wie der Mann hieß,
    wussten wir nicht. Wir wussten nur, dass er der
    militanten Organisation Jemaah Islamiah (JI) angehörte, die in Indonesien, Malaysia, Singapur, Thailand und auf den Philippinen aktiv war – alles südostasiatische Staaten, die keine fundamentalistisch muslimische Regierungsform anstrebten.
    Jemaah Islamiah hieß auf Indonesisch »islamische
    Gruppe«. Im Lauf der Jahre hatte sie in ganz Südostasien amerikanische und westliche Ziele angegriffen. George und der Jasager waren nicht die Einzigen, die vermuteten, die JI würde von al-Qaida finanziert. Andere behaupteten jedoch, die Bindung sei nicht allzu eng, wobei sie darauf hinwiesen, dass die ursprüngliche Zielsetzung der JI sich nicht voll mit den globalen Zielen von Osamas Leuten deckte. Jedenfalls definierten die USA sie erst nach dem Anschlag auf einen Nachtclub auf Bali im Oktober 2002
    als ausländische terroristische Vereinigung – etwas, das Malaysia schon seit Jahren angestrebt hatte.
    Das Haupthindernis war Indonesien gewesen: Die
    überwältigende Mehrheit seiner 231 Millionen
    Einwohner waren Muslime – die größte muslimische
    Bevölkerung der Welt –, und die Regierung wollte nicht gegen die eigenen Bürger vorgehen, bis die JI dabei ertappt wurde, dass sie gleichzeitige Bombenanschläge auf US-Botschaften in Indonesien, in Malaysia, auf den Philippinen, in Singapur, auf Taiwan, in Vietnam und sogar in Kambodscha plante.
    Mein Blick blieb weiter auf die Moschee gerichtet, aber ich horchte dabei zu dem Tisch mit Briten hinüber, die sich mit Tiger Beer voll laufen ließen. In der Halbzeitpause hatten sie gerade einen staatlichen Werbespot mit der Warnung gesehen, wer eine gefälschte Karte fürs Satellitenfernsehen benutze, riskiere eine Geldstrafe im Gegenwert von fünftausend Pfund, zehn Jahre Haft und die Prügelstrafe. »Scheiße«, murmelte Suzy, »mit Murdoch legt man sich lieber nicht an, was?
    Da lebt man als Drogenhändler fast sicherer.«
    Der Gebetsruf verstummte, und der Keyboarder legte wieder los, wobei er jetzt das Erscheinen des Phantoms der Oper ankündigte.
    »Das Taxi ist da.« Suzy nickte leicht zur Werkstatt hinüber, als dort eine klapprige rot-gelbe Proton-Limousine vorfuhr. Der rissige Dachreiter aus Kunststoff mit der Aufschrift Teksi verschwand ab und zu, wenn ein Bus oder Lastwagen vorbeirumpelte. Die letzten vier Ziffern des Nummernschilds lauteten 1032 – das war das uns genannte Erkennungszeichen. Der Taxifahrer war eindeutig unser Mann.
    Ich erhaschte einen Blick auf ihn, als er zwei Touristen in neuen gefälschten Nike-T-Shirts abwies. In Malaysia wird rechts gefahren, aber das Taxi parkte mit der linken Tür zum Randstein, sodass ich das Gesicht des Fahrers nicht deutlich erkennen konnte. Im Lichtschein der Neonreklame schien er hellhäutiger als die Zielperson, aber nicht so hell wie die
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