Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
gut gesichert war. Dann entsicherte ich das M-16 und stellte es auf Dauerfeuer ein.
    Ich bewegte mich auf die verfallene Hütte zu, machte alle paar Schritte Halt und horchte auf Warnrufe von Vögeln und anderen Dschungeltieren: Gewehrkolben an der Schulter, Zeigefinger am Abzug und ständig bereit, bei Feindberührung ein ganzes Magazin hinauszujagen, um zu erschrecken, zu verwirren und mit Glück tödliche Treffer zu erzielen, während ich mich in die Büsche schlug.
    Das Gelände war hier viel nasser und schlammiger, denn es lag praktisch auf Meereshöhe. Ich hatte es eilig, aber ich musste mir trotzdem Zeit lassen; ich musste die Umgebung der Hütte absuchen, weil dies meine einzige Fluchtroute sein würde. Geriet ich in die Scheiße, würde ich auf kürzestem Weg zum Bayano zurückkehren, mir den Kanister schnappen, in den Fluss springen und mich in Richtung Pazifik davontreiben lassen. Danach . nun,
    das würde sich zeigen.
    Wie ein vorsichtiger Vogel, der im abgefallenen Laub nach Nahrung sucht, patschte ich mit meinen vom Schlamm und Wasser schweren Timberlands jeweils vier, fünf Schritte weiter und hob meine Füße hoch, um nicht über die Mangrovenwurzeln auf dem Dschungelboden zu stolpern, während ich mich auf die von der Sonne ausgebleichte Holzhütte vor mir konzentrierte.
    Ich machte am Rand der Lichtung Halt, ließ mich im Schutz des Unterholzes langsam auf die Knie nieder und horchte und beobachtete. Der einzige hier von Menschen erzeugte Laut war das stetige Tropfgeräusch des Wassers aus meiner Kleidung und den Gurtzeugen auf das abgefallene Laub, das den Dschungelboden bedeckte.
    Der in den Dschungel führende Pfad war vor kurzem benutzt worden: Etwas, das eine Schleifspur in Laub und Schlamm hinterlassen hatte, war auf ihm transportiert worden. Auf beiden Seiten der Schleifspur waren Fußabdrücke zu sehen, die mit dem Pfad unter den Bäumen verschwanden. Als ich auf dem Bayano vorbeigetrieben war, hatte ich keine Spur im Schlamm gesehen, weil sie mit Laub bedeckt und wahrscheinlich sogar mit aus dem Fluss geholtem Wasser verwischt worden war. Hinter der Uferböschung waren die Spuren jedoch deutlich zu sehen: von Stiefeln in den Schlamm gedrückte Steine, zertretenes Laub, zerrissene Spinnweben. Ich richtete mich auf und begann dem Pfad parallel zu folgen.
    Nach zwanzig Schritten stieß ich auf ein großes Schlauchboot mit einem Yamaha-50-Außenbordmotor am Heck. Das Boot war leer bis auf etwas Laub und einige faltbare Treibstoffbehälter. Ich war versucht, es zu zerstören, aber was hätte ich davon gehabt? Ich würde es vielleicht bald selbst brauchen, und seine Zerstörung hätte nicht nur Zeit gekostet, sondern auch meine Anwesenheit verraten.
    Ich marschierte weiter und konnte Unmengen von Fußspuren in beiden Richtungen sehen, als der schmale Pfad sich durch die Bäume schlängelte. Der Pfad links von mir diente mir zur Orientierung, als ich jetzt tiefer in den Dschungel einzudringen begann.
    Schweiß lief mir übers Gesicht, als die Sonne höher stieg und die Gasflamme unter dem Schnellkochtopf entzündete. Irgendwo in den Bäumen über mir erklang der eintönige Ruf eines Vogels, der einen Herzmonitor nachzuahmen schien, und die Grillen verstummten keine Sekunde lang. Die Sonne versuchte bereits, durch das Laubdach zu dringen; hier und da fielen helle Lichtstreifen in einem Winkel von fünfundvierzig Grad bis auf den Dschungelboden. Meine geliehene Cargohose schien ein Eigenleben zu führen: Das
    Gewicht des angetrockneten Schlamms ließ die Hosenbeine nach jedem Schritt nach vorn schwingen.
    Ich arbeitete mich sprungweise weiter vor, legte Beobachtungshalte ein, versuchte schnell voranzukommen und achtete gleichzeitig darauf, mich nicht durch zu viel Lärm zu verraten. Ich behielt meine Umgebung vor mir, auf beiden Seiten und über mir im
    Auge und überlegte dabei ständig: Was tust du, wenn? Die Antwort war immer die Gleiche: Ich würde schießend in Deckung verschwinden, das Hindernis irgendwie umgehen und weiter aufs Ziel zuhalten. Erst wenn feststand, dass ich hoffnungslos unterlegen war, würde ich versuchen, zu dem Kanister zurückzukehren.
    Ein metallisches Klirren hallte durch die Bäume.
    Ich erstarrte, horchte angestrengt.
    Etwa eine Minute lang hörte ich nur meine Atemzüge, dann wiederholte sich das Klirren. Es kam von halb links voraus.
    Ich sicherte das M-16 mit dem rechten Daumen, ließ mich langsam auf die Knie nieder und legte mich auf den Bauch. Es wurde Zeit, sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher