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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist
Autoren: Andy NcNab
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lautlos zusammen und hat keine Überlebenschance. Und das bedeutete, dass die Scharfschützen sich auf zwei Zielpunkte konzentrieren mussten: den Unterrand eines Ohrläppchens oder den Knorpelsteg zwischen den
    Nasenlöchern.
    Wollten sie das mit diesen Gewehren schaffen,
    würden sie die coolsten und gläubigsten Scharfschützen der Welt sein müssen. Der Jasager hatte nicht auf mich gehört. Ich fand es beschissen, dass er von der Arbeit im Einsatz keine Ahnung hatte, aber darüber entschied, welche Ausrüstung wir dafür bekamen.
    Ich versuchte mich zu beruhigen, indem ich mich da-
    ran erinnerte, dass das nicht ausschließlich seine Schuld war. Es musste einen Kompromiss zwischen Präzision
    und Tarnung geben, denn man kann nicht einfach mit
    einem Kasten für Angelruten oder dem größten
    Blumenkarton der Welt durch die Straßen laufen. Aber ich hatte den Scheißkerl schon nicht leiden können, als er die Unterstützungszelle geleitet hatte, und jetzt war 33
    alles noch schlimmer.
    Ich sah durchs Fenster zu den fernen schwarzweißen
    Gestalten hinüber, die sich im Zielgebiet tummelten, und fragte mich, ob der Engländer, der im 17.
    Jahrhundert erstmals mit einem Zielfernrohr auf seiner Muskete experimentiert hatte, geahnt hatte, wie viel Drama er der Welt damit bescheren würde.
    Ich suchte die Terrasse durchs Fernglas ab, sah aber nur mit einem Auge hindurch, um nicht zu verpassen, wenn Eins oder Drei sich meldeten. Das Fernglas stand auf einem Stativ, denn die zwölffache Vergrößerung auf diese Entfernung war so stark, dass schon die kleinste Erschütterung bewirkte, dass ich den Eindruck hatte, den Film The Blair Witch Project zu sehen.
    Die Vorbereitungen waren inzwischen weiter
    gediehen. Der Kerl in dem grauen Zweireiher trieb das Personal noch immer an. Traten die Gäste durch die
    große Bogentür auf die Terrasse, wurden sie jetzt von Tischplatten auf Böcken empfangen, die unter
    schneeweißen Tischdecken verschwanden. Auf
    Silbertabletts warteten Sektflöten darauf, voll geschenkt zu werden, wenn die Champagnerflaschen geöffnet
    wurden.
    Dort drüben würde es bald losgehen, und ich hatte
    nur eine Scharfschützin. Nicht gut; überhaupt nicht gut.
    Ich stellte das Fernglas wieder auf die Bogentür ein und starrte dann weiter die Lämpchen an, als wollte ich sie hypnotisieren, damit sie endlich aufleuchteten. Mehr konnte ich nicht tun.
    Ich versuchte mir – ohne Erfolg – einzureden, der
    34
    Koordinationsplan für den Anschlag sei so wunderbar einfach, dass er auch mit nur einer Scharfschützin
    funktionieren würde.
    Die Scharfschützen hatten das gleiche Fernglas wie
    ich und würden es ebenfalls auf die Bogentür eingestellt haben. Sie wollten den Jasager identifizieren, sowie er das Zielgebiet betrat, und würden anfangs ihre
    Ferngläser benutzen, weil ihr Gesichtsfeld ungefähr zehn Meter breit war, was es erleichterte, dem Jasager durch die Menge zu folgen, bis er die Zielperson
    identifiziert hatte. Erst dann würden sie durch ihre Zielfernrohre sehen, und ich würde mich auf die
    Lämpchen konzentrieren.
    Die Methode, wie ich die Scharfschützen kontrollieren und ihnen den Feuerbefehl erteilen würde, verdankte ich einem Tierfilm, den ich im Fernsehen gesehen hatte.
    Vier indische Wildhüter, die ohne ein Wort zu sprechen als Team zusammenarbeiteten, hatten es geschafft, sich an einen Albinotiger anzuschleichen und ihn dann aus nächster Entfernung mit Betäubungspfeilen zu treffen.
    Hatte einer der Scharfschützen die Zielperson im
    Visier und war der Überzeugung, sie wirkungsvoll
    treffen zu können, drückte er seine Sendetaste und hielt sie gedrückt. Das entsprechende Lämpchen vor mir
    brannte, solange er signalisierte, schießen zu können.
    Verloren sie den Zielpunkt aus dem Fadenkreuz, ließen sie ihre Sendetaste los, und das Lämpchen erlosch, bis sie die Zielperson wieder im Visier hatten.
    Sobald ich entschieden hatte, dass nun geschossen
    werden sollte, würde ich in Abständen von je einer
    35
    Sekunde dreimal meine Sendetaste drücken.
    Der erste Summton würde den oder die
    Scharfschützen anweisen, nicht mehr zu atmen, damit ihre Zielsicherheit nicht durch Körperbewegungen
    beeinträchtigt wurde.
    Der zweite würde sie anweisen, mit dem Zeigefinger
    Druckpunkt zu nehmen, damit sie die Waffe nicht
    verrissen, wenn sie abdrückten.
    Während ich die Sendetaste zum zweiten Mal
    drückte, würde ich auch den Sprengsatz zünden. Beim dritten Summton würden die
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