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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist
Autoren: Andy NcNab
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zahlreiche Motorboote mit Heckwimpeln. Etwas
    höher gab es auf beiden Seiten der Westminster Bridge Andenkenstände, die Union Jacks und ManU-Wimpel
    verkauften. Die Scharfschützen konnten sich an all
    diesem Zeug orientieren und würden wissen, wonach sie Ausschau halten mussten, weil ich diese Stellen auf den mitgelieferten Umgebungsplänen markiert hatte. Die
    Windverhältnisse dicht über dem Fluss waren gut – nur die Andeutung einer Brise.
    Dann fiel mir eine plötzliche Bewegung im Zielgebiet auf. Ich fühlte Puls und Atmung schneller werden.
    Scheiße, fing etwa alles vorzeitig an?
    Ich sah die Parlamentsterrasse wie von einer Tribüne aus, und mein Fernglas mit zwölffacher Vergrößerung zeigte mir alles fast so deutlich, als stünde ich selbst dort drüben. Ich kontrollierte die Terrasse mit einem Auge, 24
    während ich mit dem anderen weiter darauf achtete, ob eines der Lämpchen blinkte.
    Ein Gefühl der Erleichterung durchflutete mich.
    Personal, das ein Partyservice geschickt hatte.
    Schwarzweiß gekleidete Männer und Frauen richteten
    die Pavillons links des Zielgebiets her, verteilten Aschenbecher und stellten Schalen mit Nüssen und
    Knabbersachen auf quadratische Tische. Hinter ihnen stakste ein gestresst wirkender älterer Kerl in einem grauen Zweireiher auf und ab und schwenkte die Arme, als dirigierte er eine Aufführung von Last Night of the Proms.
    Mein Blick glitt weiter über die Terrasse, und ich sah auf einer der Holzbänke einen Fotografen sitzen. Er hatte zwei Kameras neben sich liegen und rauchte
    zufrieden, während er das aufgeregte Treiben um sich herum breit grinsend verfolgte.
    Ich beobachtete wieder den Dirigenten. Er sah zum
    Big Ben auf, verglich die Anzeige der Turmuhr mit
    seiner Armbanduhr und klatschte dann in die Hände. Er war wegen des Zeitplans ebenso in Sorge wie ich.
    Wenigstens war das Wetter auf unserer Seite. Durch
    eines der Pavillonfenster schießen zu müssen, hätte die Dinge noch komplizierter gemacht, als sie ohnehin
    schon waren.
    Alle drei Feuerstellungen befanden sich auf meiner
    Seite des Flusses: in drei Bürocontainern auf dem
    Gelände des St. Thomas’s Hospital direkt gegenüber
    dem Zielgebiet. Drei verschiedene Stellungen
    gewährleisteten drei verschiedene Schusswinkel und
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    somit drei Einzelchancen, die Zielperson zu treffen.
    Der Abstand zwischen dem ersten und dem dritten
    Scharfschützen betrug etwa neunzig Meter, und sie
    würden je nach ihrer Position im Dreierfeld aus
    Entfernungen zwischen dreihundertdreißig und
    dreihundertachtzig Metern schießen. Da die Container etwas erhöht standen, lag das Zielgebiet in einem
    Winkel von ungefähr fünfundvierzig Grad unter ihnen.
    Das reichte gerade aus, um die Zielperson vom Magen aufwärts zu sehen, wenn sie saß, beziehungsweise von den Oberschenkeln aufwärts, wenn sie stand, denn die Terrasse lag auf ganzer Länge hinter einer über einen Meter hohen Steinbrüstung, damit die Abgeordneten
    und Peers nicht in die Themse fielen, wenn sie ein paar Drinks intus hatten.
    Das Flussufer vor den Feuerstellungen war mit
    Bäumen bestanden, die etwas Deckung boten, aber auch die Sicht aufs Zielgebiet beeinträchtigten. Bei diesen Dingen musste man fast immer Kompromisse eingehen;
    ideale Voraussetzungen waren nur selten gegeben.
    Dies würde das erste Mal sein, dass die
    Scharfschützen ihre Feuerstellungen bezogen – und
    zugleich das letzte Mal. Unmittelbar nach dem Anschlag würden sie mit Eurostar-Zügen, die von der nur zehn Minuten zu Fuß entfernten Waterloo Station abfuhren, nach Paris, Lille oder Brüssel fahren. Sie würden im Kanaltunnel ein Glas Wein auf ihren Erfolg trinken, lange bevor Special Branch und Medien die vollen
    Auswirkungen ihres Anschlags erfasst hatten.
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    2
    Sobald ich mich davon überzeugt hatte, dass die einzigen Aktivitäten im Zielgebiet von dem überlasteten
    Catering-Personal stammten, konzentrierte ich mich
    wieder darauf, meine drei Lämpchen zu beobachten. Die Scharfschützen Eins und Drei hätten längst ihre
    Bereitschaft melden müssen. Ich war inzwischen darüber hinaus, nur leicht beunruhigt zu sein, und stand kurz davor, mir Sorgen zu machen.
    Ich dachte an Scharfschützin Zwei. Sie würde sich
    vorsichtig in Feuerstellung begeben haben, nachdem sie den Weg dorthin mit denselben Mitteln wie die Route zu ihrem toten Briefkasten kontrolliert hatte, und dabei vermutlich eine einfache Verkleidung getragen haben.
    Perücke, Mantel und Sonnenbrille sind
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