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Nicht schießen, Johnny!

Nicht schießen, Johnny!

Titel: Nicht schießen, Johnny!
Autoren: John Ball
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sich vor und ballte die Hände. »Haben Sie sich nach uns erkundigt?«
    Virgil schüttelte den Kopf. »Ich habe mir lediglich die Wagen angesehen, die unten vor dem Haus geparkt sind. Insgesamt sind es sieben - vier mit kalifornischem Nummernschild und je einer aus Kanada, New Jersey und Tennessee. Ihrer Aussprache nach zu schließen, gehört der Wagen aus Tennessee Ihnen. Und die meisten Leute mit schulpflichtigen Kindern planen ihren Umzug so, daß er in die Ferien fällt.«
    Mike massierte sich mit den Fingern den Unterkiefer. »Ich schätze, das ist okay. Ich hab’s bloß noch nie gemocht, wenn
    Leute hinter mir herschnüffeln.«
    Tibbs musterte ihn. »Ich mische mich nicht in Ihre Privatangelegenheiten, Mr. McGuire. Ich bin Polizeibeamter, und es gehört zu meinem Job, die Augen offenzuhalten. Gegenwärtig setze ich alle meine Kräfte daran, Ihnen zu helfen.«
    »Tut mir leid«, sagte Mike.
    Virgil zog ein Notizbuch hervor und schlug ein leeres Blatt auf. »Ich hätte gern eine genaue Beschreibung von Johnny. Und sagen Sie mir bitte auch, was er anhat.«
    Maggie gab Auskunft. »Johnny ist gerade neun geworden. Er ist ziemlich klein für sein Alter, aber er ist ein gutaussehender Junge. Johnny hat blondes Haar und blaue Augen. Er trägt Blue jeans und seine schwarzen Schulschuhe.« Dann fiel ihr noch etwas ein. »Ach ja, seine Jacke«, fügte sie etwas verlegen hinzu. »Sie ist rot und an den Ellbogen durchgescheuert. Wir hatten immer vor, ihm eine neue zu kaufen.«
    »Haben Sie ein Foto von ihm?«
    Maggie stand auf. »Ich schau mal nach.«
    Sobald sie weg war, faßte Mike den Schwarzen, der obendrein noch ein Cop war, fest ins Auge und fragte leise: »Glauben Sie, daß er entführt worden ist?«
    Tibbs schüttelte den Kopf. »Ich halte das aus mehreren Gründen für ausgeschlossen.«
    »Und die wären?«
    »Kidnapper, die auf ein hohes Lösegeld aus sind, würden wohl kaum ein Kind entführen, das eine durchgewetzte Jacke trägt.« Er hätte einen viel triftigeren Grund anführen können, aber er wollte das, was er bei den Hotchkiss’ erfahren hatte, vorläufig noch für sich behalten.
    Das Telefon schrillte laut: es war in der Küche angeschlossen. Mike riß den Hörer ans Ohr und meldete sich mit einem fragenden »Hallo?«.
    »Mr. McGuire?«
    »Ja, hier spricht Mike McGuire. Wer -«
    »Hier ist Ralph Hotchkiss, Mr. McGuire, Billys Vater. Ich habe eben erst von der Polizei Ihre Nummer bekommen.«
    »Ich möchte jetzt nicht über den Unfall sprechen.«
    »Gewiß, aber ich wollte Ihnen doch sagen, wie leid Billy das Ganze tut. Falls Ihr Sohn da ist, würde Billy ihn gern selbst um Verzeihung bitten.«
    »Er ist noch nicht nach Hause gekommen. Wir sind seinetwegen sehr beunruhigt.«
    »Haben Sie schon mit der Polizei gesprochen?« erkundigte sich Hotchkiss vorsichtig.
    »Einer von ihnen ist gerade hier.«
    »Gut. Sobald ich etwas Neues höre, rufe ich Sie an. Gute Nacht, Mr. McGuire.«
    Während Mike auflegte, machte sich Mißtrauen in ihm breit. Er sah nicht, wie seine Frau mit einem Foto in der Hand in der Tür auftauchte. Statt dessen starrte er stirnrunzelnd vor sich hin und hätschelte den Argwohn in sich groß, bis er ihm fast den Kopf sprengte. Seine Wangenmuskeln zuckten, sein Augenausdruck wurde hart. »Ich glaube, der Kerl weiß was!« brüllte er los. Seine Stimme schallte von den Wänden zurück. Er kehrte sich Tibbs zu, als müßte dieser sofort etwas unternehmen.
    »Mr. McGuire«, fragte Virgil, »besitzen Sie eine Waffe?«
    »Ja, ich habe einen Revolver - na und?«
    »Was für einen?«
    »Einen Colt, Kaliber .38. Warum?«
    Tibbs überhörte die Frage. »Ist er geladen?«
    »Klar. Wozu ist ein Schießeisen gut, wenn’s nicht geladen ist? Ich habe ein Recht darauf, das steht in der Verfassung. Kommen Sie mir bloß nicht mit Widerreden - ich weiß das besser.«
    Es war sehr still.
    »Sie sind nach dem Gesetz berechtigt, eine Waffe zu besitzen«, sagte Tibbs. »Und Sie sind noch nicht einmal verpflichtet, sie anzumelden, obwohl es in Ihrem eigenen Interesse angebracht wäre.«
    »Was soll dann das Gerede?«
    »Es ist kein Gerede, Mr. McGuire. Weiß Ihr Sohn, wie man mit einem Revolver umgeht?«
    »Natürlich. Jeder Junge sollte das wissen. Ich hab’s ihm gezeigt. Damit er seine Ma verteidigen kann, wenn ich nicht da bin.«
    »Dann weiß er also auch, wo Sie den Revolver aufbewahren?«
    »Klar weiß er das.«
    Virgil stand auf, und Mike machte es ihm unwillkürlich nach. Dadurch standen sie sich von
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