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Nicht ohne Risiko (German Edition)

Nicht ohne Risiko (German Edition)

Titel: Nicht ohne Risiko (German Edition)
Autoren: Suzanne Brockmann
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sich.
    „Emily?“
    Sie fuhr zusammen. Dann hob sie den Kopf, und ihre Blicke trafen sich.
    „Alles in Ordnung?“, fragte er.
    Sie versuchte sich mit dem Unterarm die Tränen zu trocknen, aber wegen der Hitze in ihrem Auto war sie schweißgebadet, und der Versuch misslang kläglich. Zum Glück wurde der Luftstrom, den die Klimaanlage ins Wageninnere leitete, allmählich kühler.
    „Ich werd’s überleben“, meinte sie kurz angebunden.
    Er verzog leicht die Lippen zu einem entschuldigenden Lächeln. „Du hast deine Handtasche im Besprechungszimmer liegen lassen.“ Seine Stimme war volltönend und ein wenig rau. Er reichte ihr die Tasche durchs Fenster. „Manche Dinge ändern sich einfach nie, was? Weißt du, vielleicht solltest du dir einen dieser kleinen City-Rucksäcke zulegenund ihn einfach nie abnehmen. Dann kannst du ihn auch nirgendwo liegen lassen.“
    „Normalerweise lasse ich meine Handtasche nirgendwo liegen“, gab Emily abweisend zurück. Dann fiel ihr ein, dass sie nur deshalb das Gespräch zwischen Alex und Marino mit angehört hatte, weil sie ihre Handtasche im Waschraum der Home Free vergessen hatte, und sie fügte hinzu: „Jedenfalls nicht andauernd.“
    Sie warf Jim einen Blick zu und bemerkte, dass er sie musterte. Er war ihr nahe genug, dass sie jede einzelne seiner langen dunklen Wimpern sowie die grünen und goldenen Sprenkel in seinen blauen Augen sehen konnte. Sie bemerkte auch den leichten Schatten eines Zweitagebarts in seinem Gesicht, und ihr fiel auf, wie voll und weich seine Lippen waren. Er sah müde aus. Die Lachfältchen um seine Augen und Lippen wirkten im harten Licht des Nachmittags eher wie Sorgenfalten. Sie erkannte deutlich, wie angespannt er war, daran, wie die Kiefermuskulatur arbeitete, während er mit den Zähnen mahlte.
    „Du siehst gut aus, Em“, meinte er leise.
    Unbedingt. Wenn sie seine Bartstoppeln zählen konnte, dann musste ihm auch auffallen, dass ihre Augen vom Weinen gerötet und geschwollen waren, dass ihr Gesicht aufgedunsen und bleich wirkte, weil sie zu viel geweint und zu wenig geschlafen hatte. Sie sah einfach schrecklich aus, und sie wusste es.
    „Bitte hör auf zu weinen“, sagte er sanft. „Ich weiß, dass es dir keinen Spaß machen wird, mit mir zusammenzuarbeiten. Es wird auch mir nicht leichtfallen. Aber wir bringen das schnell hinter uns, bringen Delmore hinter Gitter, wo er hingehört, und dann kehrt wieder Normalität in unser Leben ein.“
    Emily lachte kurz auf. „Normalität?“, fragte sie. „Ichwerde dabei helfen, meinen Freund für zwanzig Jahre oder lebenslänglich ins Gefängnis zu bringen. Glaubst du wirklich, dass er mich danach immer noch will?“
    Jim schwieg betreten. Was war er doch für ein egoistischer Schweinehund. Da war er doch tatsächlich davon ausgegangen, dass sie weinte, weil das Wiedersehen mit ihm sie aus dem Gleichgewicht gebracht hatte. Aber natürlich weinte sie nicht seinetwegen. Sondern wegen Delmore.
    „Ich habe so verdammt wenig Menschenkenntnis“, fuhr Emily fort. Es war ja nicht das erste Mal, dass sie einen Mann völlig falsch eingeschätzt hatte. Vor sieben Jahren hatte sie sich schließlich auch in Jim Keegan komplett geirrt. „Ich dachte, Alex sei ein netter Kerl. Ich hielt ihn für einen guten Mann. Vielleicht ein bisschen spießig. Ein bisschen eingebildet. Aber im Großen und Ganzen ein guter Mensch.“
    Oh Gott, vielleicht hat sie Delmore geliebt, durchfuhr es Jim. Sein Magen krampfte sich unerwartet zusammen. Vielleicht liebte sie Delmore immer noch. Und doch hielt sie so unverbrüchlich an ihrem Wertesystem fest, dass sie sich verpflichtet fühlte, ihn anzuzeigen. Das war bestimmt nicht leicht für sie. Nein, es musste ihr extrem schwerfallen.
    „Es tut mir leid, Em“, sagte er.
    „Nenn mich nicht Em, Detective . Dafür kennst du mich nicht mehr gut genug“, fauchte sie ihn an, legte den ersten Gang ein, fuhr an, bog vom Parkplatz auf die Straße ein, und fort war sie.
    Auf dem Anrufbeantworter war eine Nachricht von Alex, als Emily an diesem Nachmittag nach Hause kam.
    „Mein Zwölf-Uhr-Termin hat abgesagt“, erklärte er ohne Einleitung und ohne seinen Namen zu nennen. Er ging eindeutig davon aus, dass Emily seine Stimme erkannte. Was sie natürlich auch tat. „Du bist gerade nicht da. Wenn du rechtzeitigzurückkommst, ruf mich bitte auf dem Handy an, dann können wir uns zum Essen treffen. Oder wir sehen uns am Dienstag.“
    Wir sehen uns am Dienstag.
    Emily wollte sich nicht
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