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Nicht menschlich Inc.

Nicht menschlich Inc.

Titel: Nicht menschlich Inc.
Autoren: Stephanie Linnhe
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Stille nicht einverstanden und veranstaltete einen kleinen Trommelwirbel in meiner Brust. Ich atmete tief durch, versuchte mich lässig hinzusetzen und kam mir dabei vor wie eine Barbiepuppe, deren Gliedmaßen von einem brutalen Kind verdreht wurden. Ich musste mich entspannen. Also das Zweipunkteprogramm. Weiteratmen und alle Filme mit Johnny Depp in Gedanken auflisten. Ich war gerade bei »Charly und die Schokoladenfabrik«, als wir anhielten.
    Pa breitete in großer Geste die Arme so weit aus, wie es möglich war. »Wir sind da.«
    Ich schaute nach links zu besagter Straßenecke. Das Café dort sah aus, als hätte es vor Jahren geschlossen und würde auch in Zukunft nicht wieder öffnen. Diese Gegend von Camlen war ziemlich einsam, die einzigen Hinweise auf Menschen waren parkende Autos und ein halb zerfledderter Pizzakarton. Ich war unendlich erleichtert, dass Pa mich im Auge behalten wollte. Warum hatte ich bisher noch nie die Möglichkeit in Betracht gezogen, an Menschenhändler geraten zu sein?
    Außer uns hatte sich niemand hierher verirrt, sogar die Sonnenstrahlen wurden von den Häuserfassaden zurückgehalten. Zwei Tauben landeten auf dem Bordstein, pickten ein paar Mal desinteressiert auf dem Boden herum und erhoben sich wieder in die Lüfte. Kein Bettler, kein streunender Hund, nicht einmal ein Obdachloser unter einem Haufen Zeitungen war zu sehen.
    Ich blickte auf meine Uhr. Wir waren genau acht Minuten zu früh. Es war Zeit, auszusteigen. Immerhin konnte ich mich nicht ewig verkriechen.
    Ich fasste meine Tasche fester. »Also dann.«
    »Du kannst auch im Auto warten.«
    Ich lachte ein wenig zu künstlich. »Wie sieht das denn aus, so neben Daddy?«
    »Vorsichtig?« Er mochte die Gegend auch nicht.
    »Wohl eher ängstlich«, sagte ich, schnallte mich ab und tat mein Bestes, um selbstbewusst zu wirken.
    »Schatz, du darfst Vorsicht nicht mit Angst verwechseln.«
    »Mach ich nicht.«
    Was hatte er denn? Ich war dabei, einen Job außerhalb meiner Heimatstadt anzunehmen. Das war mutig. Ich beugte mich zu ihm hinüber und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich werde nun da raus gehen«, fügte ich theatralisch hinzu und lachte. Ein echter Laut tief aus dem Bauch. Es war manchmal entspannend, sich selbst durch den Kakao zu ziehen.
    Pa warf mir einen zweifelnden Blick zu.
    »Nun gut, aber ich warte. Und beobachte.«
    »Okay.« Hoffentlich stürzte er nicht vor lauter Erleichterung aus dem Wagen, um sich offiziell vorzustellen, falls mich wirklich jemand abholte.
    Mir schlug eine frische Brise entgegen, als ich die Tür öffnete. Ich atmete vorsichtig ein, doch immerhin roch Ecke Brattstraße und Williamsweg nicht so, wie sie durch die Glasscheibe ausgesehen hatte. Dafür schlug meine Phobie gegen große Käfer an, denn ein Exemplar tauchte auf Augenhöhe vor mir auf und schoss haarscharf an meinem Kopf vorbei. Ich wedelte mit der Hand und sprang angeekelt zur Seite. Das Vieh verschwand hinter der nächsten Mauer.
    Ich atmete auf. Dann blickte ich sittsam nach rechts und links, ehe ich die Straße überquerte, und hielt auf die Metallstange zu, an der zwei Straßenschilder vor sich hinrosteten. Vielleicht wurde ich von meiner zukünftigen Firma bereits beobachtet und auf Gesetzestreue geprüft. Ich lehnte mich dagegen, fühlte mich augenblicklich käuflich und setzte hastig einen Schritt nach vorn.
    Aus dem Inneren seines Wagens beobachtete Pa mich. Ich schnitt ihm eine Grimasse und wurde mit der Rückkehr des fliegenden Käfers bestraft. Dieses Mal hörte ich sogar ein dunkles Brummen, als das Vieh an meinem Ohr vorbeizog.
    Igitt! Schnell hechtete ich in Sicherheit, schützte meinen Kopf mit beiden Händen und blickte wieder auf.
    Mein Vater presste seine Nase an die Scheibe und deutete mit fragendem Gesichtsausdruck auf sich. Ich schüttelte den Kopf und wusste selbst nicht, ob ich das Vieh oder die übertriebene väterliche Fürsorge abwehren wollte. Noch einmal starrte ich auf die Uhr – noch eine Minute –, richtete meine zerzausten Locken und versuchte, die Umgebung zu sondieren, ohne Paranoia auszustrahlen. Ich fühlte mich seltsam fehl am Platz und trat von einem Fuß auf den anderen. Dann überlegte ich, wie das aussehen musste, und zwang mich, stillzustehen.
    Der Zeiger rückte auf die Ziellinie vor. Halb acht.
    Ich versuchte, nicht zu unserem Auto zu blicken und tat es natürlich doch. Pas Grinsen war nicht zu übersehen. Er hob beide Daumen und presste sie gegen die von seinem Atem bereits
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