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Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin

Titel: Nicholas Flamel Bd. 3 Die mächtige Zauberin
Autoren: Michael Scott
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zierliche, knochige alte Dame mit knubbeligen Knien und von Arthrose geschwollenen Fingern. Josh wusste, dass sie als junges Mädchen als große Schönheit gegolten hatte. Aber das war lange her. Sie hatte nie geheiratet, und in der Familie erzählte man sich, dass ihr angehender Ehemann sie mit achtzehn Jahren am Altar habe stehen lassen.
    »Hier stimmt was nicht«, murmelte Josh. Er begann zu joggen und Sophie hielt mühelos mit ihm Schritt.
    Die Zwillinge sahen, dass der Chauffeur Tante Agnes etwas entgegenstreckte und sie es nahm. Mit zusammengekniffenen Augen beugte sie sich über etwas, das aussah wie ein Foto. Während sie es betrachtete, schlüpfte der Mann an ihr vorbei ins Haus.
    »Der Wagen darf nicht wegfahren!«, rief Josh Sophie zu, während er schon über die Straße sprintete und die Stufen zum Haus hinaufhastete. »Hallo, Tante Agnes, wir sind wieder da«, grüßte er und lief an ihr vorbei.
    Die alte Dame drehte sich einmal um ihre eigene Achse; dabei fiel ihr das Foto aus den Händen.
    Sophie rannte über die Straße, bückte sich und presste die Fingerspitzen auf den hinteren Reifen auf der Beifahrerseite. Sie legte den Daumen auf den Kreis an der Unterseite ihres Handgelenks und ihre Finger begannen weiß zu glühen. Dann drückte sie zu, es machte fünf Mal deutlich Plopp und der Reifen hatte fünf Löcher. Luft strömte heraus und der Wagen sank auf die Felge.
    »Sophie!«, kreischte die alte Dame, als das Mädchen die Stufen hinauflief und ihre verwirrte Tante an der Hand nahm. »Was ist hier los? Wo wart ihr? Wer war der nette junge Mann? War das Josh, den ich eben gesehen habe?«
    Wortlos zog Sophie ihre Tante von der Tür weg, damit sie, falls Josh oder der Chauffeur herausgestürmt kamen, nicht die Treppe hinuntergestoßen wurde.
    Josh betrat die dunkle Diele und drückte sich flach an die Wand. Er wartete, bis seine Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Noch vor einer Woche wäre ihm das nicht in den Sinn gekommen, aber vor einer Woche wäre er auch nicht hinter einem Eindringling her in ein Haus gestürmt. Er hätte vernünftigerweise den Polizeinotruf gewählt. Jetzt griff er in den Schirmständer hinter der Tür und zog einen der stabilen Gehstöcke seiner Tante heraus. Es war nicht Clarent, aber immerhin etwas.
    Josh verharrte wieder reglos, den Kopf zur Seite geneigt, und lauschte. Wo war der Fremde?
    Auf dem oberen Flur knarrte es, dann kam ein schlanker junger Mann vom ersten Stock herunter, gekleidet in einen schlichten schwarzen Anzug mit weißem Hemd und schmaler schwarzer Krawatte. Als er Josh sah, wurde er etwas langsamer, blieb aber nicht stehen. Er lächelte, doch es war ein Reflex, der nicht über seine Lippen hinausging. Aus der Nähe sah Josh, dass es sich um einen Asiaten handelte; um einen Japaner vielleicht.
    Josh trat vor, wobei er den Stock wie ein Schwert vor sich hielt. »Wo willst du hin?«
    »An dir vorbei oder durch dich hindurch, für mich macht das keinen Unterschied«, antwortete der junge Mann in perfektem Englisch, wenn auch mit starkem japanischen Akzent.
    »Was machst du hier?«, wollte Josh wissen.
    Der Fremde trat von der Treppe in die Diele und ging weiter Richtung Haustür. Josh versperrte ihm mit dem Stock den Weg. »He, du schuldest mir eine Antwort!«
    Der junge Mann packte den Stock, riss ihn Josh aus den Händen und zerbrach ihn über dem Knie. Josh verzog das Gesicht. Das musste wehgetan haben. Der Mann warf die beiden Stücke auf den Boden. »Ich schulde dir gar nichts.«
    Mit schnellen Schritten verließ er das Haus und ging die Eingangstreppe hinunter. Als er den platten Reifen sah, blieb er stehen. Sophie wackelte lächelnd mit dem Finger.
    Das hintere Fenster auf der Beifahrerseite senkte sich ein Stück weit ab, und der Japaner sagte aufgeregt etwas, wobei er auf den Reifen zeigte.
    Die Tür wurde abrupt aufgestoßen und eine junge Frau stieg aus. Sie trug einen wunderschönen, maßgeschneiderten schwarzen Hosenanzug und eine weiße Seidenbluse, dazu schwarze Handschuhe und eine Sonnenbrille mit kleinen runden Gläsern. Doch was sie verriet, waren das gegelte rote Haar, das wie Igelstacheln abstand, und die blasse Haut mit den Sommersprossen.
    »Scathach!«, riefen Sophie und Josh voller Freude.
    Die Frau lächelte und ließ dabei ihre Vampirzähne blitzen. Als sie die Brille abnahm, sah man, dass sie leuchtend grüne Augen hatte. »Falsch«, schnarrte sie. »Ich bin Aoife von den Schatten, und ich will wissen, was ihr mit meiner
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