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New York - MERIAN Portraet

Titel: New York - MERIAN Portraet
Autoren: Bettina Winterfeld
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verfolgt. Ob Bettler, Obdachloser, Handtaschendieb, Dealer oder Mörder; ob Biertrinken in der Öffentlichkeit oder Herumlungern in Bahnhöfen, ob Graffitisprühen oder Geldwäsche – Giulianis Null-Toleranz-Politik greift eisern durch. Ihre Grundlage ist die »Broken Window«-Theorie: erste Anzeichen von Verwahrlosung müssen sofort gestoppt werden. Ein zerbrochenes Fenster, das nicht repariert wird, ist ein Zeichen dafür, dass sich niemand um Ordnung kümmert, eine Einladung zu Vandalismus. Giulianis Polizeitruppe setzt diese Strategie radikal durch. Die New Yorker unterstützen die Kampagne mit Bürger- und Geschäftsinitiativen.
    GIULIANI MACHT NEW YORK WIEDER LEBENSWERT
    Mit durchschlagendem Erfolg: Die Mordrate sinkt auf ein Drittel, die Verbrechensrate halbiert sich, fliegende Händler und Bettler verschwinden aus dem Straßenbild. New York wird zur sichersten Großstadt Amerikas. Vor allem
Midtown Manhattan
profitiert von dieser Entwicklung. Die Gegend um den
Times Square
wird saniert, Medienkonzerne wie der Disney-Konzern lassen sich nieder und lösen einen Bauboom aus. Firmen, die aus der City geflohen sind, kommen zurück. Auch die Bevölkerung wächst wieder. Zum ersten Mal seit langem ziehen mehr Menschen nach New York als ins Umland. Heute ist die City lebenswerter denn je.
    Einer ihrer urbansten Plätze ist der einst zugemüllte
Bryant Park
8 ( ▶ H 4 ) . Eine Großstadtoase, in der sich die Menschen zum Lunch verabreden und Konzerten lauschen. Unter den Bäumen dreht sich ein Kinderkarussell, manchmal werden für die Kleinen sogar Leseecken eingerichtet – immerhin wird der Park von der ehrwürdigen
New York Public Library
( ▶ H 4 ) flankiert. Im Spätherbst wird eine Eisbahn angelegt, auf der man kostenlos Schlittschuhlaufen kann. Deren gleichzeitige Eröffnung mit einem Weihnachtsmarkt ist für die New Yorker ein jährliches Highlight.
    Wer ist der Mann hinter dieser erstaunlichen Entwicklung? Rudolph Giuliani wird am 24 . Mai 1944 als Enkel eines italienischen Einwanderers in
Brooklyn
( ▶ A/B 6 / 7 ) geboren. Dass sein Vater kein redlicher Kneipenwirt ist, sondern ein aktenkundiger Krimineller, der in einem Casino der Mafia als Rausschmeißer arbeitet, kommt erst im Jahr 2000 ans Licht. Da steht der Jurist bereits in seiner zweiten Amtsperiode und außerdem, was damals keiner ahnen kann, noch vor seiner größten Prüfung.
    Der junge Rudy besucht katholische Schulen in
Brooklyn
und auf
Long Island
und möchte Priester werden. Dann entscheidet er sich für die
Law School
der
New York University
, wo er mit summa cum laude abschließt. 1975 tritt er bei der Demokratischen Partei aus und wechselt zu einer unabhängigen Partei, wird Assistent von US -Präsident
Gerald Ford
und schließt sich 1980 den Republikanern an. Als Bundesstaatsanwalt verfolgt er Wall-Street-Broker wegen Insiderhandels und führt erfolgreiche Prozesse gegen Politiker aus dem Umfeld des ehemaligen New Yorker Bürgermeisters
Ed Koch
, die wegen Korruption vor Gericht stehen.
    1989 verliert er knapp gegen den schwarzen Bürgermeisterkandidaten
David Dinkins
, fünf Jahre später siegt er mit dem Versprechen, New York wieder sicher und sauber zu machen und den Sumpf der Korruption trocken zu legen. Auch in diesem letzten Punkt hält Giuliani Wort. Er verklagt seinen eigenen Behördenleiter wegen Bestechlichkeit und strukturiert die Polizei mit Hilfe seines Polizeichefs um. Anschließend feuert er ihn allerdings, weil er ihm zu viel Popularität stiehlt.
    Trotz seiner Erfolge ist Giuliani umstritten. Für die einen ist er der Retter New Yorks, für die anderen ein Ordnungsfanatiker mit Wildwest-Manieren. Seine Gegner werfen ihm Oberflächensanierung und hemmungslose Kommerzialisierung vor. Soziale Probleme seien nicht gelöst, Obdachlose und Bettler nur an die Peripherie verdrängt worden. Ins Kreuzfeuer der Kritik gerät Giuliani, als die Polizei einen unbewaffneten jungen Schwarzen erschießt und er sich demonstrativ hinter die Schützen stellt.
    Am 11 . September 2001 frühstückt Rudolph Giuliani mit zwei Parteifreunden im
Peninsula
( ▶ K 4 ) , einem Luxushotel in
Midtown Manhattan
. Für den Bürgermeister, der normalerweise um diese Zeit seine ersten Meetings im Rathaus hat, ein entspannter Tagesbeginn. Plötzlich erhält er die Nachricht, dass ein Flugzeug in das
World Trade Center
geflogen sei. Giuliani bricht sofort auf. »Bevor wir ins Auto stiegen, schaute ich in den wolkenlosen Himmel und wusste gleich, dass dies
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