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New York - MERIAN Portraet

Titel: New York - MERIAN Portraet
Autoren: Bettina Winterfeld
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hat er mich gefragt, warum ich diesen Beruf ergriffen habe. Als ich ihm antwortete, aus Angst vor dem Altwerden, hat er nur gegrinst.« Frank Aquilino kennt auch Martin Scorsese von früher. »Martin war genauso neugierig wie Bobby. Er ist schon damals immer mit einer Kamera durch die Straßen gezogen.«
    Wenn »Butch« Steaks kauft, was selten der Fall ist, weil er meisten im italienischen
Restaurant Mela
26 ( ▶ D 5 ) isst, dann geht er zum
Meat Market
34 ( ▶ D 5 ) von
Moe Albanese
. Die älteste Metzgerei von New York hat sich seit 1923 wenig verändert, Moe, der das Geschäft von seinem Vater übernommen hat, schreibt seine Rechnungen noch immer mit Bleistift auf Blöcken. Er braucht inzwischen eine Lesebrille und etwas länger als früher, aber sein Fleisch ist immer frisch und rosig. Im Hinterzimmer seiner Küche hat Scorsese einige Filme gedreht. Der Metzger, der gerade eine Rinderkeule für Francesco Morano, den Besitzer der Pizzeria
Ray’s
22 ( ▶ D 5 ) zerhackt, hat zwar deren Titel vergessen, kann sich aber noch gut an die Sprüche der »Vierzig Räuber« erinnern: »What’s what? – das war so ein Ausdruck von ihnen.« Dann deutet er auf ein Backsteinhaus schräg gegenüber: »Sehen Sie, von da oben hat Martin Scorseses Großmutter immer ihren Einkaufskorb heruntergelassen und meine Mutter hat dann das Fleisch hineingelegt.«
    Robert De Niro ist noch häufig in seinem Viertel. Er besucht seine Restaurants, sein Hotel, die von ihm gegründete Produktionsfirma Tribecafilm und sein Filmfestival, wenn er nicht gerade auf seiner Ranch
Catskill Mountains
bei New York lebt. Dort hat er auch zum zweiten Mal seine zwölf Jahre jüngere Frau
Grace Hightower
geheiratet, nachdem ihre Scheidung nicht rechtskräftig war. Trauzeuge war – wie könnte es anders sein – Martin Scorsese.

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    RUDOLPH GIULIANI
    geb. 1944
    Der umtriebige 107 . Bürgermeister von New York hat schon eine eigentlich unmögliche Bewährungsprobe bestanden. Dann kommt der 11 . September 2001 – die schlimmste Prüfung seines Lebens
.
    D er Mann hat wirklich die Ruhe weg. Um ihn herum wuseln Menschen, rennen dicht an seinem Kopf vorbei oder bleiben stehen, um die Werbespots zu lesen, die an den Hochhausfassaden flackern. Doch der junge Yogi in der weißen Kurta lässt sich nicht stören. Als wäre er am Ufer des Ganges und nicht auf dem
Times Square
36 ( ▶ J 3 ) , vollführt er das indische Sonnengebet, biegt sich zur Kobra und richtet sich in den Handstand auf. Bis auf einen Fotografen nimmt niemand ernsthaft Notiz – wir sind schließlich in New York, und hier passiert so unendlich viel auf einmal, dass man sich nicht um alles kümmern kann. Auch die beiden Polizistinnen des New York Police Department, die in der Nähe an ihrem Streifenwagen lehnen, schenken dem Yogi nicht mehr Aufmerksamkeit als den übrigen Passanten.
    Noch Anfang der 90 er wäre eine solche Szene unmöglich gewesen. Damals gibt es am
Times Square
keine hellblau markierte Fußgängerzone und schon gar keine Yogis. Stattdessen treiben sich Dealer, Stricher und Zuhälter zwischen Peepshows und Pornokinos herum. Vor zwielichtigen Sexshops schlafen Betrunkene ihren Rausch aus, in den Entrees heruntergekommener Theater setzen sich Süchtige den tödlichen Schuss, an den Ampeln nötigen aggressive Scheibenputzer den Autofahrern ihre Dienste auf. Mitte der 90 er-Jahre ist New Yorks Image auf einem Tiefpunkt angelangt. Die Stadt ist heruntergewirtschaftet, bröckelt an allen Enden und steht kurz vor der Pleite. Drogenkriege, brennende Mülltonnen, organisiertes Verbrechen und eine abschreckende Kriminalitätsrate prägen ihr Image. Fast täglich werden Menschen ermordet, ganze Stadtviertel wie die
Bronx
gelten als lebensgefährlicher Großstadtdschungel, Polizei und städtische Behörden sind für ihre Korruption berüchtigt.
    Der bemerkenswerte Wandel, der sich seither vollzogen hat, und dessen augenfälligstes Symbol der
Times Square
36 ( ▶ J 3 ) ist, wird vor allem mit einem Namen verbunden: Rudolph Giuliani. Als der frisch gewählte Bürgermeister, den alle nur »Rudy« nennen, im Januar 1994 in die
City Hall
( ▶ C 4 ) einzieht, hat er ein klares Programm: Er sagt der Kriminalität den Kampf an. Rigoros, radikal und ausnahmslos. Von nun an wird jeder noch so kleine Verstoß gegen das Gesetz sofort bestraft. Dabei macht der Bürgermeister keinen Unterschied zwischen Bagatelldelikten und Schwerverbrechen. Jeder, der sich nicht an die Regeln hält, wird
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