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New York - MERIAN Portraet

Titel: New York - MERIAN Portraet
Autoren: Bettina Winterfeld
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Wohnzimmer steht noch heute das weiße Klavier, auf dem Louis seine Gäste unterhielt. Drei Jahrzehnte leben sie in
Queens
. Lucilles Entschlossenheit, der Nachwelt eine Gedenkstätte zu hinterlassen, und einer treuen Putzfrau ist es zu verdanken, dass nach ihrem Tod alles so bleibt, wie es einmal war. So wirkt Satchmos Heim noch heute so, als könnten Louis und Lucille jederzeit durch die Haustür hereinspazieren. Auf Lucilles Nachtisch liegt noch ihre alte Bibel, in ihrem mit Silbertapete ausgekleideten Schrank hängen die Kleider, die sie in der Kirche getragen hat.
    Als Louis eines Tages von einer besonders langen Reise zurückkommt, überrascht ihn Lucille mit einem zweiten, seinerzeit unglaublich glamourösen Bad: rundum verspiegelt, mit vergoldeten Wasserhähnen. Winzig, aber so trendy in seinem Las Vegas-Stil, dass es unter dem anspielungsreichen Titel »How the Other Half Lives« in einem Hochglanzmagazin abgebildet wird. Lucille liebt ihren Mann und weiß, dass er viel Zeit im Bad verbringt. Denn Louis leidet seit seiner Jugend unter Verstopfung. Selbst das Abführmittel »Swiss Kiss«, das er unbefangen selbst den britischen Royals anbietet (»Leave it all behind you«), ist heute noch im Haus.
    Louis ist ein leidenschaftlicher Sammler und ein unermüdliches Arbeitstier. Er schreibt zwei Biographien, unzählige Artikel und beantwortet jeden Fanbrief selbst. Nur einer muss ihm durch die Lappen gegangen sein. Der stammt von dem mittlerweile zehnjährigen Truman Capote, der inzwischen im Internat gelandet ist und dort so schnell wie möglich weg will. Am besten nach New York und noch besser – in einen der Clubs, in denen Louis jetzt auftritt. Also schreibt Truman seinem großen, inzwischen berühmten Freund und Förderer einen Brief, in dem er ihn bittet, ihm einen Job in Harlem zu verschaffen. »Eine Antwort habe ich nie bekommen. Vielleicht hat ihn der Brief ja auch gar nicht erreicht« , schreibt der Autor im Rückblick, »doch auch das war mir egal, ich liebte ihn und tue es heute noch.«
    Zuletzt war Louis Armstrong schwer herzkrank; die Ärzte hatten ihm sogar verboten, Trompete zu spielen. Er starb am 6 . Juli 1971 im Schlaf an einem Herzinfarkt und wurde auf dem
Flushing Cemetery
in Queens beigesetzt.

APOLLO THEATER
    253 125 th Street, Harlem
    www.apollotheater.org
    ▶ Subway: 125 th Street
    COTTON CLUB
    656 West 125 th Street, Harlem
    www.cottonclub-newyork.com
    ▶ Subway: 125 th Street
    LOUIS ARMSTRONG HOUSE MUSEUM
    34 – 56 107 th Street, Queens
    www.louisarmstronghouse.org
    ▶ Subway: 103 rd Street, Corona Plaza, Corona

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    LEE STRASBERG
    1901 – 1982
    Er war der legendäre Trainer der Stars und gründete die berühmteste Schauspielschule der Welt. Marlon Brando, Dustin Hoffman, James Dean, Jane Fonda und Paul Newman litten und lernten bei ihm.
    M itten in Manhattan zweigt vom quirligen
Union Square
40 ( ▶ F 4 ) eine schmale Straße in Richtung Osten ab. Nach der in New York üblichen Nummerierung des städtischen Rasters müsste es die
15 th Street East
sein. So ist es auch, obwohl das grüne Schild über der gelben Ampel erst einmal den
Lee Strasberg Way
anzeigt: eine Hommage an den New Yorker Schauspiellehrer Lee Strasberg. In der legendären Kaderschmiede des von ihm geleiteten
The Actors Studio
33 ( ▶ H/J 3 ) haben Weltstars wie
Marlon Brando, Dustin Hoffman, James Dean, Robert De Niro, Al Pacino, Harvey Keitel, Paul Newman, Bette Midler
und
Jane Fonda
trainiert oder ihre Ausbildung bekommen.
    Schon von der Kreuzung aus ist die blaue Flagge des
Lee Strasberg Instituts
17 ( ▶ F 5 ) zu sehen, gleich neben ihr weht das amerikanische »Stars and Stripes«-Banner im Wind. Es sind nur ein paar Schritte bis zu der Schule, die der ostjüdische Immigrantensohn Lee Strasberg 1969 in der Tradition des
The Actors Studio
gegründet hat. Seine Lehrsätze wie »Jemand, der auf der Bühne agiert, zeigt, dass er lebt« oder »Nervosität ist ein Hinweis darauf, dass du dich mehr mit dir selbst beschäftigst als mit deiner Rolle« spornen noch heute Schauspieler aus der ganzen Welt zur intensiven Arbeit an ihrer Ausdruckskraft an.
    Die Bühnen, Tanz- und Musikstudios sind in einem gediegenen roten Backsteinhaus mit weißen Fensterahmen untergebracht. Vor dem mehrstöckigen Gebäude stehen Bänke und Bäume, in der Dämmerung verbreiten altmodische Straßenlaternen ein warmes, fast intimes Licht. Mittags belebt sich der
Lee Strasberg Way
mit Studenten, die in der Pause ins Freie strömen.
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